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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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über wach gewesen war, nichts gehört haben wollte, während weiter entfernte Nachbarn Schüsse oder Schreie gehört hatten. Doch Garretson blieb dabei, er habe nichts gehört und gesehen. In einem anderen Punkt war er sich weniger sicher – ob er, als er Altobellis Hunde hinausließ, selbst in den Garten getreten war oder nicht. Burdick erschien seine Antwort ausweichend. Vom Garten aus hätte er zwar das Haus nicht sehen, wohl aber etwas hören können.
    Für das Dezernat war die Stunde der Wahrheit gekommen. Burdick stellte den Lügendetektor ein und las Garretson gleichzeitig die Liste der Fragen vor, die er ihm stellen würde.
    Auch dies gehörte zur üblichen Verfahrensweise und hatte aus psychologischer Sicht Methode. Wusste der Proband, welche Fragen ihn erwarteten, dafür aber nicht, wann, baute dies Spannung auf, die sich in den Ausschlägen manifestieren würde. Dann fing er mit dem Test an.
    F: »Lautet Ihr richtiger Nachname Garretson?«
    A: »Ja.«
    Kein nennenswerter Ausschlag.
    F: »Haben Sie Steves Tod verursacht?«
    A: »Nein.«
    So, wie er saß, konnte Garretson Burdicks Gesicht nicht sehen. Burdick stellte die nächste Frage in sachlichem Ton, der nicht im Geringsten zu erkennen gab, dass die Stahlnadeln in der Kurve eine steile Spitze gezeichnet hatten.
    F: »Haben Sie die Frage verstanden?«
    A: »Ja.«
    F: »Fühlen Sie sich für Steves Tod verantwortlich?«
    A: »Ja, einfach, dass er mich kannte.«
    F: »Wie?«
    A: »Ja, weil er mich kannte. Ich meine, sonst wäre er in der Nacht nicht raufgekommen, und ihm wäre mit anderen Worten nichts passiert.«
    Burdick löste den Drucknapf an Garretsons Arm, forderte ihn auf, sich zu entspannen, und redete eine Weile mit ihm. Dann befestigte er den Knopf erneut und fuhr mit der gleichen, ein wenig variierten Frage fort.
    F: »Heißen Sie mit richtigem Nachnamen Garretson?«
    A: »Ja.«
    F: »Haben Sie Steve erschossen?«
    A: »Nein.«
    Kein merklicher Ausschlag.
    Weitere Fragen, dann: »Wissen Sie, wer Mrs. Polanski getötet hat?«
    A: »Nein.«
    F: »Haben Sie Mrs. Polanski getötet?«
    A: »Nein.«
    Immer noch kein signifikanter Ausschlag.
    Jetzt akzeptierte Burdick Garretsons Erklärung, er fühle sich für Parents ’ Tod verantwortlich, habe aber nicht daran oder an den anderen Morden mitgewirkt. Der Test wurde noch etwa eine halbe Stunde fortgesetzt, und Burdick hakte gleich mehrere Ermittlungsansätze ab. Garretson war nicht schwul, er hatte nie mit einem der Opfer Sex gehabt, er hatte noch nie Drogen verkauft.
    Es gab keinerlei Hinweis darauf, dass Garretson log, auch wenn er die ganze Zeit über angespannt wirkte. Als Burdick ihn nach dem Grund fragte, antwortete Garretson, dass ein Polizist, als er aus seiner Zelle geführt worden sei, mit dem Finger auf ihn gezeigt und gesagt habe: »Da ist der Kerl, der alle diese Leute umgebracht hat.«
    F: »Ich kann mir vorstellen, dass Sie das ganz schön durcheinanderbringt. Aber das heißt nicht, dass Sie lügen?«
    A: »Nein, ich bin nur verwirrt.«
    F: »Wieso sind Sie verwirrt?«
    A: »Zunächst mal, wieso wurde ich nicht umgebracht?«
    F: »Ich weiß nicht.«
    Auch wenn er nicht gerichtsverwertbar war, so glaubte die Polizei an das Ergebnis des Lügendetektortests. 7 Somit hatte Garretson, auch wenn ihm das zunächst nicht mitgeteilt wurde, bestanden. »Am Ende des Tests«, schrieb Captain Don Martin, leitender Beamter des Erkennungsdienstes, in seinem offiziellen Bericht, »kam der Prüfer zu dem Schluss, dass Mr. Garretson die Wahrheit sagte und nicht in schuldhafter Weise in die Polanski-Morde verstrickt war.«
    Dennoch hatte Burdick, auch wenn er Garretson in Bezug auf eine Mordbeteiligung für unschuldig hielt, das Gefühl, er sei etwas zu vage, wenn es um die Frage ging, was er mitbekommen hatte. Er hielt es nicht für ausgeschlossen, dass er etwas gehört und sich dann aus Angst bis zum Morgengrauen versteckt hatte. Doch das war reine Vermutung.
    Mit Bestehen des Lügendektortests war William Eston Garretson zweifellos kein »guter Tatverdächtiger« mehr. Unbeantwortet blieb gleichwohl die Frage, warum nur er im Gegensatz zu allen anderen, die sich im Haus am Cielo Drive aufgehalten hatten, nicht grausam abgeschlachtet worden war. Wieso?
    Weil es darauf so schnell keine Antwort gab und wohl auch, weil er der einzige Überlebende war, behielt man den naheliegendsten Verdächtigen noch einen Tag in Haft.
    Noch am selben Sonntag meldete sich Jerrold D. Friedman, ein Student an der University

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