Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
dass Manson sehr wohl in der Lage war, eigenhändig einen Mord zu verüben.
Am 1. Februar schloss ich die Beweisaufnahme der Anklage ab. Am Nachmittag rief die Verteidigung ihre ersten Zeugen auf: Joseph und Dorothy Krenwinkel, Katies Eltern.
Joseph Krenwinkel beschrieb seine Tochter als ein »ausgesprochen normales Kind, sehr folgsam«. Sie war Mitglied in Jugendorganisationen wie den Camp Fire Girls of America und den Job’s Daughters und gehörte der North American Bluebird Society und der Audubon Society an.
Fitzgerald: »War sie nett zu Tieren?«
Mr. Krenwinkel: »Ja, sehr.«
Patricia habe auch im Kirchenchor gesungen, gab Mr. Krenwinkel an. Zwar sei sie keine besonders gute Schülerin gewesen, doch in den Fächern, die sie mochte, habe sie gute Noten gehabt. Sie habe ein Semester am Spring Hill College studiert, einem Jesuitencollege in Mobile, Alabama, bevor sie nach Los Angeles zurückgekehrt sei und dort mit ihrer Halbschwester eine Wohnung geteilt habe.
Die Krenwinkels hatten sich scheiden lassen, als Patricia 17 war. Laut Joseph Krenwinkel sei dies ohne große Verletzungen vonstatten gegangen, er und seine Frau hätten sich zwar getrennt, seien aber Freunde geblieben.
Dennoch habe Patricia nur ein Jahr später, als sie 18 war, ihre Familie verlassen und ihre Stelle gekündigt, um sich Manson anzuschließen.
Dorothy Krenwinkel sagte von ihrer Tochter: »Sie würde sich eher selbst schaden, als irgendeinem anderen Lebewesen wehzutun.«
Fitzgerald: »Haben Sie Ihre Tochter geliebt?«
A: »Ja, ich habe meine Tochter geliebt, und ich werde meine Tochter immer lieben, und niemand wird mich je davon überzeugen können, dass sie etwas Schreckliches oder Entsetzliches getan hat.«
Fitzgerald: »Danke.«
Bugliosi: »Keine Fragen, Euer Ehren.«
Fitzgerald wollte eine Reihe von Briefen als Beweismittel einführen, die Patricia Krenwinkel an verschiedene Personen geschrieben hatte, darunter auch an ihren Vater und einen Lieblingspriester am Spring Hill.
Dies alles war Hörensagen und eindeutig nicht zulässig. Ich hätte nur Einspruch erheben müssen, doch ich tat es nicht. Auch wenn mir bewusst war, dass die Briefe das Mitgefühl der Geschworenen wecken sollten, so war ich auch der Meinung, dass die Gerechtigkeit über Verfahrensfragen stehen sollte. Hier ging es schließlich darum, ob dieses Mädchen zum Tode verurteilt werden sollte. Und das war eine Frage, die die Geschworenen entscheiden mussten. Angesichts einer derart schwerwiegenden Entscheidung stand ihnen meines Erachtens jede Information zu, die auch nur im Entferntesten von Bedeutung sein konnte.
Fitzgerald war erleichtert und ausgesprochen dankbar, dass ich mich nicht dagegen sperrte.
Keith vernahm seinerseits Jane Van Houten, Leslies Mutter. Keith hatte mir erzählt, dass Leslies Vater zwar nicht aussagen wolle, aber hundertprozentig hinter seiner Tochter stehe. Obwohl die Van Houtens wie die Krenwinkels geschieden waren, hatten auch sie zu ihrer Tochter gehalten.
Laut Mrs. Van Houten war »Leslie ein ausgesprochen quirliges Kind, mit dem man Spaß hatte. Sie hatte einen wunderbaren Humor.« Sie war in Los Angeles im Stadtteil Altadena geboren und hatte einen älteren Bruder sowie einen kleinen Bruder und eine kleine Schwester, beides koreanische Waisenkinder, die die Van Houtens adoptiert hatten.
Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, als Leslie 14 war. »Ich glaube, das hat ihr sehr wehgetan«, gab Mrs. Van Houten an. Im selben Jahr verliebte sich Leslie in einen älteren Jugendlichen, Bobby Mackey, wurde schwanger, ließ abtreiben und nahm zum ersten Mal LSD. Von da an nahm sie mindestens ein-, häufig zwei- bis dreimal wöchentlich LSD. 92
In ihren beiden ersten Jahren an der Monrovia High School, der 9. und 10. Klasse, wurde Leslie zur Homecoming Princess gewählt – eine Auszeichnung für die beliebtesten Schüler. In der 11. Klasse versuchte sie es wieder, diesmal jedoch ohne Erfolg. Über die Zurückweisung enttäuscht, lief sie mit Mackey fort und ging nach Haight-Ashbury. Die dortige Szene machte ihr allerdings Angst, sodass sie nach Hause zurückkehrte, um die Highschool zu beenden und dann eine einjährige Ausbildung zur Sekretärin zu absolvieren. Inzwischen war Mackey Novize in der Yogagruppe Self Realization Fellowship (Gemeinschaft der Selbstverwirklichung) geworden. Um ihre Beziehung aufrechterhalten zu können, wurde auch Leslie Novizin und gab sowohl Drogen als auch Sex auf. Es dauerte ungefähr acht Monate, bis
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