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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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herangereift war.
    Manson war im März 1951 im Alter von 16 Jahren in die Anstalt aufgenommen worden. Sein Einweisungsbericht, der nach einem Gespräch mit ihm erstellt worden war, enthielt einen Abschnitt über seinen familiären Hintergrund. Die ersten beiden Sätze lauteten: »Vater: unbekannt. Mutmaßlich handelt es sich um einen farbigen Koch namens Scott, mit dem die Mutter zur Zeit der Schwangerschaft zeitweise zusammen war.«
    Hatte Manson einen schwarzen Vater? Als ich die übrigen Unterlagen durchging, fand ich dort zwei ähnliche Bemerkungen, wenn auch keine zusätzlichen Details.
    Es gab mehrere mögliche Erklärungen für diesen Vermerk in Mansons Unterlagen. Erstens konnte es sich dabei um einen Irrtum handeln, einen bürokratischen Fehler, von dem Manson nicht einmal wusste. Eine weitere Möglichkeit war, dass Manson in seinen Gesprächen an diesem Punkt gelogen hatte, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, was er sich davon – zumal in einer Besserungsanstalt im Süden – versprochen haben könnte. Andererseits war es durchaus nicht auszuschließen, dass es stimmte.
    Es gab aber noch eine denkbare Variante. Und eigentlich war dies irgendwie sogar wichtiger als die Frage, ob die Information tatsächlich stimmte. Glaubte der junge Charles Manson, dass es stimmte? Falls ja, würde das zu einem guten Teil die Ursprünge seiner bizarren Philosophie erklären können, laut der die Schwarzen über die Weißen triumphieren würden, doch zu guter Letzt die Macht an Charles Manson abgeben müssten.
    Eines war allerdings gewiss. Selbst wenn ich diese Information früher erhalten hätte, hätte ich keinen Gebrauch davon gemacht. Sie war viel zu brisant. Allerdings beschloss ich, Manson selbst danach zu fragen, falls sich die Gelegenheit dazu bieten würde.
    Ich lag mit Gripp e im Bett, als am Montag, dem 25. Januar, um 10.15 Uhr der Gerichtsangestellte Gene Darrow anrief und sagte: »Ich habe soeben erfahren, dass die Geschworenen zu einem Urteilsspruch gelangt sind. Richter Older möchte so schnell wie möglich alle Anwälte im Richterzimmer sehen.«
    Seit sich die Geschworenen zur Beratung zurückgezogen hatten, glich das Justizgebäude einer Festung. Noch am selben Tag war ein geheimer Gerichtsbeschluss ergangen, der mit den Worten begann: »Aufgrund von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen, denen zufolge im Zuge des sogenannten › Jüngsten Gerichts ‹ mit Störungen des Verfahrens zu rechnen ist, werden zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen …« Es folgten 27 Seiten detaillierter Anweisungen. Das gesamte Justizgebäude war abgeriegelt worden, und jeder, der das Gebäude – zu welchem Zweck auch immer – betrat, musste sich einer Handgepäck- und Personenkontrolle unterziehen. Inzwischen hatte ich drei Leibwächter, der Richter eine ähnliche Anzahl.
    Der Grund für diese intensiven Sicherheitsvorkehrungen war nie an die Öffentlichkeit gedrungen. Aus einer der Family nahestehenden Quelle hatte das Sheriffbüro eine so fantastisch anmutende Geschichte erfahren, dass sie anfänglich niemand glauben konnte. Einer von Mansons Anhängern hatte bei seiner Arbeit auf dem Marinestützpunkt Camp Pendleton eine Kiste Handgranaten gestohlen. Diese sollten am Tag des »Jüngsten Gerichts« ins Gericht geschmuggelt und dazu verwendet werden, Manson zu befreien.
    Zwar wussten wir immer noch nicht, worauf genau die Family das »Jüngste Gericht« bezog, doch zumindest wussten wir inzwischen, dass an der Geschichte etwas dran war. Ein Mitglied der Gruppe hatte tatsächlich im Waffendepot des Stützpunkts gearbeitet, und seit seiner Kündigung fehlte dort eine Kiste mit Handgranaten.
    Etwa um 11.15 Uhr waren alle Anwälte im Richterzimmer. Bevor er die Geschworenen hereinbat, erklärte Richter Older, er wolle das Strafmaßverfahren besprechen.
    Ein Prozess besteht in Kalifornien aus zwei Phasen. Der erste, soeben abgeschlossene Abschnitt ist der Schuldfrage gewidmet. Werden ein oder mehrere Angeklagte schuldig gesprochen, folgt ein Verfahren, das der Festsetzung des Strafmaßes dient und bei dem dieselben Geschworenen über die Strafe für die Vergehen befinden müssen. In unserem Prozess hatten wir für alle Angeklagte Schuldsprüche wegen vorsätzlichen Mordes gefordert. Falls die Laienrichter zu diesem Ergebnis kämen, gäbe es nur zwei mögliche Strafen: lebenslängliche Haft oder Tod.
    In den meisten Fällen ist das Verfahren zum Strafmaß sehr kurz.
    Nach Beratung mit den Anwälten entschied

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