Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
vor.
Bei den Meineiden machte die kleine Squeaky den Anfang. Lynette Alice Fromme, 22, sagte aus, dass sie aus einer Familie der oberen Mittelschicht stamme und ihr Vater Luftfahrtingenieur sei. Als sie 17 war, habe ihr Vater sie rausgeworfen. »Ich war in Venice und saß weinend am Straßenrand, als ein Mann zu mir trat und sagte: › Dein Vater hat dich rausgeschmissen, stimmt’s? ‹
Das war Charlie.«
Squeaky legte großen Wert darauf zu betonen, dass sie abgesehen von Mary Brunner Manson als Erste, also vor allen anderen Mädchen, kennengelernt habe.
Bei seiner Vernehmung über die Family fragte Fitzgerald sie: »Hatten Sie einen Anführer?«
A: »Nein, wir ließen uns treiben.«
Kein Anführer, aber ...
»Charlie ist in dem Sinn unser Vater, als er uns ... als er uns Dinge klarmacht.«
Charlie sei wie jeder andere gewesen, aber ...
»Ich habe mich schon manchmal in eine Ecke verkrochen und ein Buch gelesen. Er kam dann an mir vorbei und hat mir gesagt, was in dem Buch stand … Und er kannte auch unsere Gedanken … Er war immer glücklich, immer … manchmal ging er ins Bad, um sich die Haare zu kämmen, und ihm folgte dann eine ganze Gruppe, die ihm zusah, weil er so viel Spaß hatte.«
Squeaky hatte offenbar ein Problem damit, die Lehren ihres Herrn und Meisters zu verleugnen. Als Fitzgerald versuchte, die Bedeutung des White Album der Beatles herunterzuspielen, meinte sie: »Da steckt eine Menge drin in diesem Album, eine Menge.« Zwar behauptete sie, nie den Begriff »Helter Skelter« aus Charlies Mund gehört zu haben, gab jedoch im nächsten Atemzug an, dass es »um Entwicklung und Gleichgewicht« gehe und dass »die Schwarzen an die Spitze kommen werden, so wie es sein sollte«.
Anscheinend waren dies nicht die Antworten, die sich Fitzgerald gewünscht hatte, und offenbar war ihm das auch anzusehen.
Fromme: »Weshalb machen Sie so ein Gesicht?«
Fitzgerald: »Tut mir leid, bitte fahren Sie fort.«
Richter Older rief die Anwälte zu sich und sagte: »Mit dem, was sie da treibt, kann sie den Angeklagten nur schaden.«
Ich sagte zu Older: »Vielleicht wundert sich das Gericht, dass ich keine Einsprüche erhebe, aber ihre Aussage hilft der Anklage.«
In der Tat war das Ganze so hilfreich, dass sich ein Kreuzverhör fast erübrigte. Unter den Fragen, die ich stellen wollte, war eine, die nun an meiner Stelle schon Kanarek aufwarf: »Glaubten Sie, Charles Manson sei Jesus Christus?«
Squeaky ließ sich mit der Antwort Zeit. Würde sie der Apostel sein, der Jesus verleugnete? Offenbar beschloss sie, es nicht zu tun, denn sie antwortete: »Ich glaube, die Christen in den Höhlen und den Wäldern waren junge Leute, die einfach ohne Schuldgefühle lebten, ohne Scham, die in der Lage waren, sich einfach auszuziehen und in die Sonne zu legen … Und ich sehe in Jesus Christus den Sohn einer Mutter, die nicht wusste, wer der Vater ihres Babys ist.«
Squeaky war weniger unehrlich als die anderen Mitglieder der Family, die in den Zeugenstand traten, und sie richtete für die Verteidigung solchen Schaden an, dass Fitzgerald es von da an den übrigen Verteidigern überließ, die Zeugen aufzurufen.
Keith rief Brenda McCann auf, mit richtigem Namen Nancy Laura Pitman, 19 Jahre alt. Die nicht unattraktive Brenda machte insgesamt den Eindruck eines hartgesottenen, bösartigen kleinen Mädchens voller Feindseligkeit, die jeden Moment auszubrechen drohte.
Ihr Vater entwerfe »das Navigationssystem der Raketen drüben im Pentagon«, sagte sie. Auch er habe sie mit 16 Jahren rausgeworfen. Die Schulabbrecherin aus Hollywood versicherte, es gebe keine Family und Charlie sei »keineswegs ein Anführer. Es war eher so, dass Charlie uns überallhin folgte und sich um uns kümmerte.«
Doch wie bei Squeaky und bei den Mädchen, die noch folgen sollten, wurde schnell deutlich, dass Brendas Welt sich nur um eine einzige Achse drehte. Er sei eigentlich niemand Besonderes, doch wenn »Charlie sich hinsetzt, dann scharen sich alle Tiere um ihn, Esel und Kojoten und so … und einmal hat er sich zu einer Klapperschlange runtergebeugt und sie gestreichelt.«
Auf Kanareks Frage antwortet e Brenda: »Linda hat jeden Tag LSD genommen … sie hat Speed genommen … Linda hat Tex sehr geliebt … Linda ist Tex überallhin gefolgt …«
Beim Kreuzverhör fragte ich Brenda: »Würden Sie Ihr Leben für Charles Manson geben, wenn er Sie darum bäte?«
A: »Er hat seines schon viele Male für euch gegeben.«
F: »Beantworten
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