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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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alter Mann!«
    Kanarek schien vom Urteil eigentümlich unberührt. Fitzgerald hatte der Presse zwar mitgeteilt: »Wir haben von Anfang an mit dem Schlimmsten gerechnet«, aber dennoch wirkte er ziemlich mitgenommen. Außerhalb des Gerichtssaals erklärte er den Reportern: »Wir hatten bereits das Gefühl, dass wir den Prozess verlieren würden, als unser Antrag auf Wechsel des Verhandlungsorts abgelehnt wurde. Wir hatten es mit feindseligen und antagonistischen Geschworenen zu tun. Die Angeklagten hatten dieselbe Chance wie Sam Shepard in Cleveland – keine.« Darüber hinaus erklärte Fitzgerald, er sei sicher, dass sie für alle Angeklagten Freisprüche erwirkt hätten, wenn der Prozess an irgendeinem anderen Ort als ausgerechnet in Los Angeles stattgefunden hätte.
    »Das glaube ich überhaupt nicht«, erklärte ich der Presse. »Das ist nur eine larmoyante Reaktion seitens der Verteidigung. Die Geschworenen waren nicht nur fair, sondern sie haben ihre Urteile gänzlich und ausschließlich auf die Beweise gestützt, die aus dem Zeugenstand kamen.«
    »Ja«, antwortete ich auf die am häufigsten gestellte Frage, »wir werden für alle vier Angeklagten die Todesstrafe fordern.«
    Die Manson-Mädchen an der Ecke vor dem Justizgebäude hörten die Nachricht im Radio. Auch sie waren eigentümlich ruhig. Zwar erklärte Brenda den Presseleuten: »Es steht eine Revolution bevor, und zwar bald«, und Sandy verkündete: »Sie sind die Nächsten, Sie alle«, doch waren dies Mansons Worte, die er selbst vor Monaten im Prozess ausgesprochen hatte und die sie seitdem ständig im Mund führten. Es gab keine Tränen, kein äußeres Anzeichen von Emotionen. Es war, als sei es ihnen tatsächlich egal. Doch ich wusste, dass das nicht stimmte.
    Als ich das Interview später im Fernsehen verfolgte, schien es mir, als hätten sie sich schon länger darauf eingestellt, mit dem Schlimmsten konfrontiert zu werden.
    Im Nachhinein erscheint auch eine andere Erklärung plausibel. Die Mädchen, die einmal in Mansons Hierarchie ganz unten rangiert hatten und nur für Sex, zur Fortpflanzung und als Dienstboten für die Männer zu taugen schienen, waren nunmehr zu seinen wichtigsten Aposteln, den Hütern des Glaubens, avanciert. Jetzt war Charlie auf sie angewiesen. Vielleicht nahmen sie das Urteil nur deshalb so gleichmütig auf, weil sie bereits eine Aktion planten, die im Erfolgsfall nicht nur Manson, sondern auch alle anderen Mitglieder der Family befreien würde.

Teil 8
Feuer in euren Städten
    »Mr. und Mrs. Amerika – ihr irrt euch. Ich bin nicht der König der Juden oder ein Hippie-Sektenführer.
Ich bin, wozu ihr mich gemacht habt, und der tollwütige Hund, der Teufel, der Killer, der Unmensch und ­Abschaum ist ein Spiegelbild eurer Gesellschaft …
Was auch immer bei diesem Wahnwitz, den ihr einen fairen Prozess oder christliche Gerechtigkeit nennt, herauskommen mag, eines solltet ihr wissen: Ich sehe es vor mir, wie meine Gedanken in euren Städten Feuer entfachen.«
    Erklärung von Charles Manson, abgegeben nach seiner Verurteilung wegen der Tate-LaBianca-Morde
    26. Januar bis 17. März 1971
    Während des Prozessabschnitts zum Strafmaß hatten die Geschworenen allein darüber zu befinden, ob die Angeklagten eine lebenslängliche Haftstrafe oder die Todesstrafe bekommen sollten. Somit standen jetzt Überlegungen wie mildernde Umstände, Milieu und Vorgeschichte, Reue und die Möglichkeiten der Resozialisierung im Mittelpunkt.
    Um den Prozess nicht unnötig in die Länge zu ziehen und die Geschworenen nicht zu verärgern, rief ich nur zwei Zeugen auf: den Polizeibeamten Thomas Drynan und Bernard »Lotsapoppa« Crowe.
    Drynan sagte aus, dass Susan Atkins, als er sie 1966 bei Stayton, Oregon, verhaftet hatte, eine Pistole Kaliber .25 bei sich gehabt hatte. »Ich fragte Miss Atkins, was sie mit der Waffe vorhätte«, erinnerte sich Drynan, »und sie sagte mir, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte, dann hätte sie mich erschossen.«
    Drynans Aussage belegte, dass Susan Atkins schon zu einem Mord bereit gewesen war, bevor sie Charles Manson begegnet war.
    Im Kreuzverhör fragte Shinn Drynan nach der Pistole Kaliber .25.
    F: »Das ist eine sehr kleine Waffe – sie sieht wie eine Spielzeugpistole aus, oder?«
    A: »Also, in meinen Augen nicht.«
    Crowe beschrieb, wie Manson ihm in der Nacht des 1. Juli 1969 in den Bauch geschossen und ihn im Glauben, dass er tot sei, liegen gelassen hatte. Crowes Aussage war wichtig, da sie bewies,

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