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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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sie sowohl mit Mackey als auch mit der Yogagruppe brach.
    Mrs. Van Houten sagte nichts über die darauffolgende Zeit aus, möglicherweise wusste sie wenig oder gar nichts darüber. In meinen Gesprächen mit Leslie hatte ich erfahren, dass sie alles ausprobiert hatte, was die Szene zu bieten hatte. Die ehemalige Nonne wollte jetzt wohl »alles ausprobieren«, seien es Drogen oder Sexpartnerannoncen in der Los Angeles Free Press. Ein langjähriger Freund wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, weil sie inzwischen »zu abgedreht« war.
    Einige Monate lang lebte Leslie in einer Kommune in Nordkalifornien. In dieser Zeit begegnete sie Bobby Beausoleil, der seine eigene vagabundierende »Family« hatte, die aus Gypsy und einem Mädchen namens Gail bestand. Leslie schloss sich ihnen an, doch da Gail eifersüchtig war, gab es oft Streit. Zuerst löste sich Gypsy aus dieser Gemeinschaft und ging auf die Spahn Ranch. Kurz darauf folgte Leslie und schloss sich ebenfalls Manson an. Sie war damals 19 Jahre alt.
    Etwa um diese Zeit rief Leslie ihre Mutter an und erklärte ihr, sie wolle aussteigen und sie würde nie wieder von ihr hören. Und in der Tat hörte sie erst wieder bei ihrer Verhaftung von Leslie.
    Keith fragte Mrs. Van Houten: »Was empfinden Sie jetzt für Ihre Tochter?«
    A: »Ich liebe Leslie sehr.«
    F: »So wie früher?«
    A: »Mehr.«
    Die Zeugenaussagen der Eltern machten deutlich, dass auch sie, genau wie die Eltern der Toten, Opfer waren.
    Es war ein schwerer taktischer Fehler seitens der Verteidigung, die Eltern als Erstes aufzurufen. Ihre Aussagen und ihr schweres Schicksal erweckten Mitleid bei allen Anwesenden im Gerichtssaal. Die Verteidigung hätte sie ganz zum Schluss der Beweisaufnahme aufrufen sollen, kurz bevor die Geschworenen sich zur Beratung zurückzogen. So aber waren sie, nachdem die anderen Zeugen ausgesagt hatten, fast in Vergessenheit geraten.
    Shinn rief für Susan Atkins keine Zeugen auf. Ihr Vater, erklärte mir Shinn, wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Er habe nur den einen Wunsch, Manson in die Finger zu bekommen.
    Ein Reporter von der Los Angeles Times hatte in einer Stadt im Nordwesten der USA Charles Mansons Mutter ausfindig gemacht. Sie hatte wieder geheiratet und einen anderen Namen angenommen. Charles’ Geschichten über die Vernachlässigung in seiner Kindheit waren laut ihrer Aussage frei erfunden. »Er war ein verwöhntes, verhätscheltes Kind«, fügte sie hinzu.
    Kanarek rief sie nicht in den Zeugenstand. Stattdessen bemühte er Samuel Barrett, Mansons Bewährungshelfer.
    Barrett vermochte kaum zu überzeugen. Er glaubte, Manson das erste Mal »ungefähr 1956, so um die Zeit« begegnet zu sein. Er konnte sich nicht erinnern, ob er Manson während dessen Bewährungszeit oder in der Zeit der Haftaussetzung betreut habe, und gab zu bedenken, dass er für 150 Personen zuständig gewesen sei und sich folglich nicht bei jedem an alle Einzelheiten erinnern könne.
    Wiederholt verharmloste Barrett den Ernst der verschiedenen Anklagen gegen Manson in der Zeit vor den Morden. Der Grund dafür lag auf der Hand: Denn sonst hätte er sich fragen lassen müssen, wieso er Mansons Haftaussetzung nicht hatte widerrufen lassen. Das war nach wie vor erstaunlich, denn Manson hatte Umgang mit Exhäftlingen, bekannten Drogensüchtigen und minderjährigen Mädchen. Er meldete seinen Aufenthaltsort nicht, bemühte sich nur selten um eine Anstellung und log wiederholt hinsichtlich seiner Aktivitäten. Allein in der ersten Jahreshälfte von 1969 war er unter anderem wegen schweren Autodiebstahls, Drogenbesitzes, Vergewaltigung und Verleitung Minderjähriger zu kriminellen Handlungen angeklagt. Er hatte also für reichlich Gründe gesorgt, um eine Haftaussetzung zu widerrufen.
    In der Verhandlungspause kam in der Halle einer der Reporter auf mich zu. »Mein Gott, Vince«, rief er, »haben Sie schon einmal überlegt, dass Sharon und die anderen wahrscheinlich heute noch am Leben wären, wenn Barrett Mansons Haftaussetzung zum Beispiel im April 1969 widerrufen hätte?«
    Ich gab ihm keine Antwort und entschuldigte mich mit dem Redeverbot. Dabei war mir der Gedanke sehr wohl gekommen und nicht nur einmal.
    In der Erstvernehmung hatte Barrett ausgesagt, dass Mansons Haftakte in keiner Weise offenbart habe, dass er möglicherweise ein öffentliches Risiko darstellte. Gegen Kanareks Einspruch legte ich ihm beim Kreuzverhör die Akte zu Mansons Fluchtversuch aus dem Bundesstrafvollzug im Jahr 1957

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