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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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er in unseren privaten Unterhaltungen Schwarze oft als »Nigger«. Er behauptete, keine Abneigung gegen sie zu haben. »Ich hasse überhaupt niemanden«, meinte er, »aber ich weiß, dass sie mich hassen.«
    Nun brachte ich das Gespräch auf das vertraute Thema Helter Skelter und fragte ihn, wann die Schwarzen seiner Meinung nach die Macht übernehmen würden.
    »Vielleicht habe ich sie gehindert«, antwortete er.
    »Sie meinen, dass der Prozess die Weißen alarmiert hat?«
    Seine Antwort war einfach und klang traurig: »Allerdings.«
    Unser Gespräch fand am 14. Juni 1971 statt. Am folgenden Tag beklagte sich einer der Anwälte darüber, und Richter Choate führte eine öffentliche Beweisanhörung durch. Ich gab dabei den Kern unserer Unterredung wieder, stellte klar, dass Manson mich darum gebeten hatte und nicht umgekehrt und dass der laufende Prozess nicht zur Sprache gekommen war. Die Begegnung verstoße nicht gegen das Berufsethos, fügte ich noch hinzu. Außerdem hatte ich Kanarek davon unterrichtet, dass Manson mit mir sprechen wollte, doch der Anwalt war ohne ein Wort gegangen.
    Der Gerichtsdiener Rusty Burrell, der unserer Unterhaltung beigewohnt hatte und sogar nach Dienstschluss noch geblieben war, weil er das Gespräch so interessant fand, bestätigte meine Darstellung. Ebenso Manson selbst.
    Manson: »Was der Mann [er deutete auf mich] gesagt hat, stimmt haargenau. Ich bin mir fast sicher, dass Mr. Kanarek von meiner Bitte, ihn zu sprechen, wusste. Ich wollte schon seit einem Jahr mit ihm reden, und auf meine Bitte hin kam das Gespräch zustande.«
    In Bezug auf die Anhörung selbst sagte Manson: »Euer Ehren, ich halte das Ganze hier für unfair. Sie wissen, dass dies mein Fehler war.«
    Nachdem Richter Choate dem zugestimmt und entschieden hatte, dass es sich bei dem Vorfall um kein ungebührliches Verhalten handelte, schloss er die Anhörung ab.
    Die Presse ließ sich die ironische Note der ganzen Situation nicht entgehen und berichtete mit leichtem Befremden, dass Manson in den Zeugenstand getreten sei, um den Mann zu verteidigen, der ihn des siebenfachen Mordes überführt hatte.
    Mein Interesse an den Quellen, aus denen sich Mansons Überzeugungen nährten, reichte noch bis in die Anfänge meiner Arbeit am Prozess zurück. Einige dieser Quellen wurden bereits an früherer Stelle aufgeführt. Andere waren zwar im Prozess nicht als Beweise zulässig, sind aber dennoch bedeutsam, und sei es auch nur, um verstehen zu können, wie es zu einer solch kranken Obsession hatte kommen können.
    Von Gregg Jakobson und anderen wusste ich, dass Manson ein Eklektiker war, der sich Ideen zusammensuchte. Sowohl aus den Gefängnisakten als auch aus meinen Unterhaltungen mit ihm selbst wusste ich außerdem, dass Mansons Auseinandersetzung mit Scientology mehr als nur ein Strohfeuer gewesen war. Manson erzählte mir ebenso wie zuvor bereits Paul Watkins, dass er die höchste Stufe »Thetan-Clear« erreicht habe und daher Scientology nicht mehr brauche. Ich war geneigt, ihm zumindest letztere Behauptung abzunehmen. Bei meinen ziemlich umfangreichen Nachforschungen fand ich keinerlei Hinweis darauf, dass Manson nach seiner Haftentlassung 1967 noch Kontakte zu Scientology unterhalten hatte. 98 Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits seine eigenen Ideen entwickelt.
    Ob die Lehren von Scientology auf Mansons geistige Verfassung einwirkten, und wenn ja, wie sehr, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Zweifellos hat er sich bei den »Auditing«-Sitzungen im Gefängnis einige Kenntnisse über Gedankenkontrolle und einige Techniken angeeignet, die er später bei der »Programmierung« seiner Anhänger nutzte.
    Mansons Verbindung zur Prozesskirche des Jüngsten Gerichts ist zwar wesentlich ungesicherter, jedoch bedeutend faszinierender. Das Oberhaupt der Satanistensekte war ein gewisser Robert Moore mit dem Sektennamen Robert DeGrimston. Moore, der ursprünglich ein Anhänger des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard war, sagte sich, nachdem er am Londoner Hauptsitz zu einer hohen Position aufgestiegen war, etwa 1963 von Scientology los, um seine eigene Gruppe zu gründen. Er und seine Anhänger bereisten später andere Teile der Welt, darunter Mexiko und die Vereinigten Staaten, und zumindest einige Monate lebten sie auch in San Francisco. So soll Moore an einem Seminar im Esalen-Institut in Big Sur mitgewirkt haben, allerdings ist nicht bekannt, ob dies mit einem von Mansons Besuchen zusammenfiel oder nicht.
    Zu DeGrimstons

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