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Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Titel: Helvetias Traum vom Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Frauen sehr oft wegen einer anderen zur Seite geschoben, um zum Zeitpunkt X besänftigt und mit leeren Versprechungen überhäuft wieder hervorgeholt zu werden, wenn die Herren der Schöpfung in der Klemme steckten.»
    Ferrari nickte.
    «Weller hatte also Affären.»
    «Und dies nicht zu knapp. Irgendwann einmal hätte ihm eine davon das Genick gebrochen. Aber anscheinend nahm es die Öffentlichkeit bisher nicht wahr.»
    «Erzähl mir von ihm.»
    «Ein charismatischer Egozentriker. Ein genialer Kopf. Scharfer Verstand. Kompromisslos. Einer, der über Leichen geht.»
    «Sonst wäre er nicht ganz nach oben gekommen.»
    «Geschäftlich schon, aber politisch sicher nicht.»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Die Logistik AG gehört Ines. Er konnte sich da ins gemachte Bett setzen und baute dann die Firma mit Erfolg aus. So viel ich weiss, existieren jedoch komplizierte Verträge. Falls er sich von Ines getrennt hätte, wäre er leer ausgegangen. Dafür hatte Ines’ Vater, der alte Widmer, gesorgt. Die Logistik AG geht an Cornelia und Andreas über, wenn Ines stirbt.»
    «Und wer führt momentan den Konzern?»
    «Vermutlich Lutz Wagner. Aber ich denke, dass auch Patrick Stolz in Zukunft ein Wort mitreden will.»
    «Der Parteisekretär?»
    «Ja. Nach Peters Tod steht die EFP auf verlorenem Posten. Das weiss auch Stolz. Da wird es einen Hahnenkampf absetzen. Ich tippe darauf, dass Patrick Stolz gewinnt. Der wird Wagner aus dem Rennen werfen. Wobei …»
    «Ja?»
    «Vielleicht steigt Ines ein.»
    «Ines? Entschuldige, aber ich glaube nicht, dass sie einen Konzern leiten kann. Sie macht eher den Eindruck einer …»
    «… grauen Maus. Ich weiss. Doch der Schein trügt. Vor ihrer Heirat führte sie den Konzern bereits, ziemlich erfolgreich. Und in den letzten Jahren, nachdem sich ihr Göttergatte der Politik verschrieben hatte, nahm sie die Fäden wieder in die Hand, wenn auch im Hintergrund. Es wäre für mich keine Überraschung, wenn Ines plötzlich auf dem Chefsessel sitzen würde.»
    Ferrari biss sich auf die Lippe. Wieder einmal liess er sich von einer Momentaufnahme, von einem flüchtigen ersten Eindruck blenden. Ines Weller hatte anscheinend bedeutend mehr auf dem Kasten, als er ihr zutraute.
    «Der erste Anblick kann täuschen. Das mussten schon einige, auch gewieftere als Kommissär Francesco Ferrari, am eigenen Leib erfahren. Sie hat in der Transportbranche den Ruf einer korrekten, aber knallharten Geschäftsfrau.»
    «Sie sagte vorhin etwas Eigenartiges. Lass mich überlegen … Nicht jeder Mörder ist ein Mörder oder so.»
    «Sie sagte, es laufen viele Mörder in der Gegend herum. Auch Mörder, die keinen Mord begangen haben.»
    «Genau. Was meint sie damit?»
    Ferrari schrieb sich den Satz auf einen Zettel.
    «Sie denkt viel über das Leben nach. Beschäftigt sich mit Philosophie, vor allem mit dem Gedankengut von Jeanne Hersch. Es geht um das Sein, um die Wahrheit und darum, dass es keine Freiheit ohne Verantwortung gibt.»
    «‹Das philosophische Staunen›», ergänzte der Kommissär.
    «Du hast das Werk gelesen?»
    «Nein, wo denkst du hin. Das übersteigt meinen Horizont. Ich lese höchstens mal einen Krimi.»
    «Nur nicht so bescheiden, Francesco. Du bist immer für eine Überraschung gut. Ehrlich gesagt, ich stehe auch nicht so drauf. Aber zurück zu Ines. Sie meinte vermutlich, dass ein Mensch einen anderen auch rein psychisch töten kann. Physisch lebt er zwar noch, doch unter Qualen, ohne Perspektive und ohne jede Hoffnung. Eine sehr traurige Vorstellung. Aber was und wen sie konkret gemeint haben könnte, weiss ich nicht. Ines ist ziemlich am Ende. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Eigentlich weisst du, dass die Beziehung keine Zukunft mehr hat, doch du lebst nach dem Prinzip Hoffnung. Irgendwann kommt er wieder ganz zu dir zurück. Du musst nur Geduld haben. Geduld und nochmals Geduld. Plötzlich liegt Peter sterbend vor ihr. In diesem Moment weisst du, dass du ihn mit niemandem mehr teilen musst, und gleichzeitig hast du den geliebten Menschen für immer verloren. Diese Gewissheit, Francesco, ist viel schlimmer als das Warten auf die Rückkehr, denn es ist endgültig, unwiederbringlich. Was bleibt, ist einzig und allein die Erinnerung.»
    «Wie bei Frank Brehm …»
    «Genau so und nicht anders. Es braucht Jahre, um darüber hinwegzukommen. Vielleicht gelingt es nie. Die Narben, sie bleiben für immer.»
    «Hast du den Verlust überwunden?»
    «Manchmal denke ich ja. Dann holt mich die

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