Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
Ihnen noch eine Frage stellen. Hatte Ihr Mann Feinde?»
«Ja, viele, Francesco. Leider. Aufgrund seiner politischen Meinung, die ich übrigens nicht teile, schuf er sich viele Feinde. Es gab sogar telefonische und schriftliche Drohungen, bis hin zu Morddrohungen und natürlich immer wieder Sprayereien. Um uns sicherer zu fühlen, liessen wir eine Mauer um das Anwesen bauen. Jetzt werden wir wohl in Ruhe gelassen … Peter hat immer darüber gelacht. ‹Viel Feind, viel Ehr› war einer seiner Sprüche. Und jetzt ist er tot …»
Ferrari erhob sich und setzte sich neben Ines Weller auf die Couch.
«Es tut mir unsagbar leid, Ines. Ich werde alles unternehmen, um den Mörder zu finden. Das verspreche ich Ihnen.»
«Oft trügt der Schein, Francesco. Es laufen viele Mörder in der Gegend herum. Auch solche, die keinen Mord begangen haben.»
Ferrari sah Olivia irritiert an. Sie gab ihm zu verstehen, dass Ines nicht mehr wusste, was sie sagte. Er stand auf und küsste Ines auf beide Wangen.
«Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Für heute ist es genug. Wenn Sie erlauben, würde ich gern nochmals vorbeikommen und mich mit Ihrer Tochter und Ihrem Sohn unterhalten.»
«Ich freue mich auf Ihren Besuch, Francesco. Sie sind jederzeit herzlich willkommen», hauchte sie. «Olivia, begleitest du Francesco hinaus? Danke, ich möchte noch einen Augenblick allein sein.»
«Mach ich. Ich muss dich jetzt sowieso verlassen, Ines, weil ich am Mittag einen Termin in der Stadt habe. Kann ich dich bis um drei allein lassen?»
«Sicher. Keine Angst, ich mache keine Dummheiten. Wir sehen uns morgen, Francesco.»
Sie winkte ihm zaghaft lächelnd.
Olivia hakte sich beim Kommissär unter. Ohne ein Wort zu sprechen, verliessen sie die Villa.
«Eine traurige Geschichte», brach Ferrari die Stille.
«Ja, sehr. Ich bin froh, dass du den Fall untersuchst und nicht dieser Suter.»
«Du kennst Kommissär Suter?»
«Nein, aber Jakob hat mir von ihm erzählt. Und was er berichtete, wollte mir gar nicht gefallen.»
Ferrari schaute Olivia von der Seite an.
«Aha! Jetzt verstehe ich. Du steckst dahinter! Du hast Borer befohlen, Christoph den Fall wegzunehmen.»
«Befohlen? Wie könnte ich. Ich bat lediglich meinen Studienkollegen Jakob, etwas diskreter ermitteln zu lassen. Dass er dich dann mit dem Fall beauftragt hat, überrascht selbst mich.»
«Schwindlerin! Aber, wenn wir schon bei Geständnissen sind. Steht Regierungspräsident Markwart auf deiner Lohnliste?»
«Wolfgang? Nicht, dass ich wüsste. Ich habe ihn mehrmals bei seinen Kandidaturen finanziell unterstützt. Ziemlich erfolglos, muss ich gestehen. Aber die Bürgerlichen haben sowieso einen Knall und sorgen mit ihrem Knatsch untereinander dafür, dass sie unwählbar sind. Die Linke braucht eigentlich gar keinen Wahlkampf zu führen. Sie muss nur stillhalten. Übrigens, damit du keine schlechte Meinung von mir hast, ich unterstütze die Linken und die Bürgerlichen. Ich bin sozusagen politisch neutral», schmunzelte sie. «Kommst du noch auf einen Kaffee zu mir? Ich fahre dich dann in die Stadt. Ich bin mit Jakob zum Mittagessen verabredet.»
«Ja, sehr gern.»
«Oder nehmen wir einen Drink?»
«Nein, dafür ist es noch zu früh. Lieber einen Kaffee.»
«Für einen Drink ist es nie zu früh, Francesco.»
«Denk ans Autofahren.»
«Mein Auto fährt auch ohne Führerschein.»
«Hast du deine Kunstsammlung erweitert?»
«Ausgetauscht. Mich von der Vergangenheit getrennt. Endlich. Es war höchste Zeit.»
«Und wie geht es dir wirklich?» fragte Ferrari, der ihr die neue Lockerheit nur bedingt abnahm.
«Eigenartige Frage. Gut. Viel zu tun und ab und zu eine Affäre. Nichts Festes. Oder wirst du demnächst frei?»
«Nein», lachte Ferrari. «Aber frag mal bei Monika nach. Vielleicht hat sie genug von mir.»
«Das wird wohl nicht der Fall sein. Schade. Dich würde ich nehmen. Männer in deinem Alter sind entweder in festen Händen oder Schrott, sprich in Scheidung oder psychisch angeknackst. Dann halt ich mich eben weiter an Jüngere, bis ich dich kriege.»
«Ines tut mir echt leid.»
«Mir auch. Sie und ich sind seelenverwandt. Deshalb verstehe ich sie so gut. Es tun sich zwischen uns immer neue Parallelen auf, wenngleich Frank und Peter grundverschieden waren. In zwei Punkten glichen sie sich allerdings wie eineiige Zwillinge – ihre Arbeit war das Wichtigste überhaupt und zum Ausgleich suchten sie ein Abenteuer nach dem anderen. So wurden wir
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