Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
der in seinen Kompetenzbereich fiel, diese Dinger einzustecken. Was folgte, kann sich jeder denken. Unsägliche Diskussionen über verlorene Punkte, über irgendwelche Gläser, Pfannen und anderes, dessen niemand bedurfte. Da lob ich mir die Rabattmarken, die ich als Kind mit Begeisterung eingeklebt und, wenn das Büchlein voll war, gegen Bargeld eingelöst habe. Natürlich durfte ich meist einen Batzen behalten. Ja gut, inzwischen konnte man mit Superpunkten bei ausgewählten Sortimenten auch bezahlen, was allerdings voraussetzte, dass er diese Karte beim Einkauf dabei hatte …
«Bevor ich es vergesse», holte ihn Nadine wieder in die Gegenwart zurück, «Robi erzählte mir noch etwas Interessantes. Nur eine Vermutung, aber man weiss ja nie. Dieser Huber habe kurz nach dem Mord seine Leute wie verrückt angeschrieen, sich wie ein Irrer benommen. Aber Robi hatte das Gefühl, er ziehe nur eine Show ab.»
«Aus welchem Grund?»
«Keine Ahnung. Vielleicht eine Reaktion auf das Geschehene, aus Angst um seinen Job. Robi ist ein guter Polizist und mit den Jahren kann man zwischen echt und unecht unterscheiden. Ich glaube, da ist was dran.»
«Wieso steht das nirgends in den Akten?»
«Weil Christoph ihn nicht danach fragte.»
«Das passt dir natürlich voll in den Kram.»
«Zugegeben, ein wenig. Aber es kommt noch besser. Cornelia stritt sich mit Edgar Huber abseits von den anderen. Robi hat es beobachtet.»
«Das finde ich jetzt schon um einiges interessanter. Weller liegt tot auf dem Boden beziehungsweise befindet sich auf dem Weg ins Spital, alle sind aufgeregt und die beiden streiten sich im Hintergrund.»
«Und das hat der liebe Christoph auch nicht herausgefunden.»
«Hm!»
«Ja genau, hm. Lass uns kurz durchgehen, was wir bisher wissen. Peter Weller war ein erfolgreicher Geschäftsmann und Politiker, der auch mal zu Drohungen oder gar Erpressung griff, um seine Ziele zu erreichen. Die Wahl zum Bundesrat verdankte er politischem Kalkül. Seine Partei konnte je nach Konstellation Wahlen entscheiden, die EFP ist das Zünglein an der Waage. Ich denke, wir müssen den Mörder im politischen Spektrum suchen.»
«Oder ganz wo anders, Nadine. Bei den Chaoten, bei seinen Geschäftspartnern oder in seinem privaten Umfeld. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was dein Vater und Olivia sagen, ist ein Beziehungsdelikt nicht ausgeschlossen.»
«Du meinst einen gehörnten Ehemann oder eine abservierte Geliebte. Gut möglich. Und jetzt?»
«Jetzt suchen wir einmal den designierten Nachfolger von Weller auf. Weisst du, wo sich das Parteisekretariat befindet?»
«In der Zentrale der Logistik AG auf dem Dreispitzareal.»
«Sehr gut. Dann schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zuerst Patrick Stolz, dann Lutz Wagner. Es wird wohl besser sein, wenn wir uns anmelden, sonst riskieren wir einen Leerlauf. Und lass uns vorher noch einen kleinen Umweg machen, ich würde mich gern mit Edgar Huber unterhalten.»
Edgar Hubers Sicherheitsdienst befand sich in der Efringerstrasse im Kleinbasel, ganz in der Nähe des Messegeländes.
«Hallo, Francesco, schön dich zu sehen.»
«Gleichfalls, das ist meine Kollegin Nadine Kupfer.»
«Hallo, Nadine, kommt doch bitte rein.»
Edgar hatte sich in den vergangenen Jahren überhaupt nicht verändert, soweit es Ferrari beurteilen konnte. Immer noch der muskelbepackte Strahlemann mit Glatze. Im Kommissariat nannten ihn alle nur Meister Proper.
«Wir wollen dich nicht lange aufhalten, Edgar. Du kannst dir vorstellen, weshalb wir hier sind?»
«Ja, natürlich. Wegen Peter Weller. Das ist eine Katastrophe, Francesco. Der Kerl hätte nie an Peter rankommen dürfen … Einfach unfassbar das Ganze.»
«Bist du sicher, dass es ein Mann war?»
«Ziemlich sicher sogar. Eine Frau hätte sich nicht mit solcher Wucht zwischen mich und Patrick werfen können. Soweit ich es sehen konnte, war er ziemlich sportlich, gelenkig, schnell und vor allem kräftig. Also, wenn du mich fragst, ein junger Mann. Eindeutig.»
«Bitte erzähl uns doch kurz den Tathergang.»
«Wir wurden von der Menge zurückgedrängt. Ich gab den Befehl, das Tor zu öffnen. Es blieb mir gar nichts anderes übrig, denn die Chaoten drängten uns förmlich gegen das Gitter. Wir sind immer weiter zurückgewichen, ich behielt aber die ganze Zeit über die Meute im Auge. Dann bin ich für einen kurzen Augenblick durch Lutz abgelenkt worden. Er kam ins Stolpern und ich half ihm hoch. Und genau in diesem Augenblick fand die
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