Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
jetzt liege ich mit einer Sauwut hier im Krankenhaus und mit Schädelbrummen …»
Nadine griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Verband.
«Gott sei Dank ist dir nichts Schlimmeres passiert.»
«Schon. Aber es macht mich rasend, dass sie uns so leicht überwältigen konnten. Ich bin doch keine Anfängerin, Monika.»
«Wie geht es Dagmar?», wollte Ferrari wissen.
«Du kannst sie selbst fragen. Sie liegt dort hinter dem nächsten Vorhang. Die Ärzte haben sie zur Sicherheit hier behalten.»
Gesagt, getan. Nach ein paar Minuten kam der Kommissär sichtlich erleichtert zurück.
«Dagmar hat einen leichten Schock erlitten. Glück im Unglück. Wer war es, Nadine?»
Ferrari betonte jedes einzelne Wort.
«Lutz Wagner. Den habe ich hundertprozentig erkannt, die anderen nicht.»
«Hat er Ruedi und Bodo mitgenommen?»
«Keine Ahnung. Wäre möglich. Vielleicht konnten sie aber auch abhauen.»
Wortlos verliessen Ferrari und Borer die Intensivstation. Der Kommissär zog mit finsterer Miene sein Handy aus der Manteltasche und wählte eine Nummer. Die zusammengekniffenen Augenbrauen versprachen nichts Gutes.
«Ist Georg da, Otto? … Verstehe. Er muss auch einmal schlafen. Hör zu, ich möchte, dass du mit einigen Leuten ins Dreispitzareal fährst, in die Florenzstrasse zur Logistik AG. Bring mir den Geschäftsführer Lutz Wagner … Ja, ich will ihn sprechen … Er wird dort sein, mit seinen Kumpels, glaub mir. Aber bitte, nimm genügend Verstärkung mit und seid vorsichtig, mit denen ist nicht zu spassen … Die Mittel? … Sind mir egal … Das Resultat zählt.»
«Die letzten Sätze habe ich nicht gehört, Ferrari!», wandte Borer ein. «Ich … ich habe überhaupt nichts gehört, wenn ich es mir recht überlege.»
Monika und Staatsanwalt Borer leisteten Nadine noch eine ganze Weile Gesellschaft, ungeachtet ihres heftigen Protestes, während Ferrari unverzüglich ins Kommissariat zurückkehrte. Seit Minuten schritt er in seinem Büro auf und ab. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Immer und immer wieder. Ich bin verantwortlich. Es ist meine Schuld. Nie und nimmer hätte ich Nadine allein zu den Alternativen gehen lassen dürfen. Auch wenn niemand ahnen konnte, dass Lutz Wagner mit seinem Schlägertrupp einen Anschlag plante. Trotzdem, ich bin verantwortlich. Ich bin schuld. Schuld daran, dass Nadine mit einer Gehirnerschütterung im Spital liegt. Nach gut einer Stunde wurde Lutz Wagner vorgeführt. Allem Anschein nach hatte er sich zu Wehr gesetzt. Sein linkes Auge war ziemlich geschwollen.
«Nehmt ihm die Handschellen ab und dann lasst uns allein.»
Otto Stebler zögerte.
«Sollen wir nicht bleiben, Francesco?»
«Das ist nicht nötig. Danke, Otto. Gute Arbeit … Setzen Sie sich, Herr Wagner.»
Zögernd liess er sich auf den Stuhl nieder.
«Mafiamethoden, Ferrari! Hat Nachspiel.»
«Das Spiel wurde heute bereits lanciert, Wagner. Von Ihnen und nach Ihren Regeln. Reden Sie also nicht von einem Nachspiel. Wo waren Sie zwischen fünf und sieben?»
«In der Firma. Disponentenbesprechung.»
«Eine Zeugin hat Sie aber in der Delsbergerallee gesehen. Wie erklären Sie das?»
«Unmöglich. War in Firma, kann beweisen.»
Ferrari lehnte sich zurück. Er war bereit, die Herausforderung anzunehmen.
«Sie glauben, dass Sie sich alles leisten können, nicht wahr?»
«Verstehe nicht.»
«Sie brechen in ein Haus ein. Schlagen alles zusammen und gehen auf wehrlose Menschen los.»
«Ist nicht so.»
Ferrari sprach leise weiter. Seine Augen funkelten.
«Wir spielen jetzt das Spiel nach meinen Regeln, Wagner. Wir beide wissen, dass Sie dort eingedrungen sind. Meine Kollegin hat Sie erkannt. Zweifel ausgeschlossen. Pech für Sie oder wie sagt man so schön? Dumm gelaufen.»
«Aussage gegen Aussage.»
«Es wird zu keinem Prozess kommen, Wagner.»
«Keine Anklage?»
«Wieso denn? Sie waren ja gar nicht dort, oder vielleicht doch?»
«War in Firma. Gibt jede Menge Zeugen.»
«Das glaube ich Ihnen. Im Vertrauen», der Kommissär winkte sein Gegenüber näher, «kann ich Ihnen verraten, dass ich es nicht hinnehme, wenn meine Kollegin von Ihnen und Ihresgleichen spitalreif geschlagen wird.»
«Waren wir nicht», frohlockte Lutz Wagner.
«Nehmen wir einmal an, dass Sie dabei gewesen sind. Reine Spekulation, ein Gedankenspiel sozusagen. Dann würde ich mich leider gezwungen sehen, Sie und Ihre Brut auszurotten. Das ist keine Drohung, Herr Wagner. Das ist ein Versprechen!»
«Mann, grosse
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