Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
mich wiederhole: Er war hinter jedem Rockzipfel her, meinem eingeschlossen. Ich liess ihn natürlich abblitzen. Ines ist ja meine Freundin. Davon abgesehen, war Peter nicht mein Typ, zu alt und seine politische Einstellung liegt mir gar nicht, milde ausgedrückt. Mich wundert wirklich, dass seine Affären noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Als Mensch war er sehr intelligent, äusserst ehrgeizig, egozentrisch, kompromisslos, aber auch sehr charmant, witzig und er hatte Charisma. Vater sagte oft, er wäre der Prototyp eines Sektenführers. Er nannte Peter immer Bhagwan.»
«Der Erleuchtete und seine Anhänger.»
«Genau. Inklusive Luxus zum Abwinken.»
«Seine Frau?»
«Ines, das Mauerblümchen. Seelenverwandt mit mir, aber das hatten wir ja auch schon. Sie ist intelligent, feinfühlig, eine wunderbare Mutter, pflichtbewusst, loyal und treu. In den letzten Jahren war sie oft allein. Sehr allein. Wenn ihr die Decke auf den Kopf fiel, kam sie rüber.»
Olivia musste lachen.
«Darf ich mitlachen?»
«Peters Ehe hätte vor zwei Jahren beinahe einen Knick bekommen.»
«Und wieso?»
«Ich habe Ines nicht ganz ohne Hintergedanken Gusti Böcklin vorgestellt. So konnte es ja nicht weitergehen. Der Herr lässt die Sau raus und Ines verkümmert.»
«Das ist doch einer deiner Anwälte? So wie der Marti.»
«Was ist mit Marti?»
«Nichts …»
«Komm schon, ich sehe es dir an. Ich kann ein Geheimnis für mich behalten.»
«Eine interne Angelegenheit.»
«Wenn du mir nicht sagst, was mit Marti ist, schweige ich den Rest deines Besuches wie ein Grab.»
«Na schön. Wir besuchten eine Prostituierte, Marti ist einer ihrer Freier.»
«Der kleine Marti! Wundert mich nicht. Gusti ist aber ein ganz anderes Kaliber als Martilein. Ich glaube, dass es zwischen ihm und Ines auch gefunkt hat. Aber dann traute sie sich nicht, den entscheidenden Schritt zu machen. Vielleicht ist jetzt die Zeit reif dafür.»
«Du kannst es auch nicht lassen, wie? Kaum ist Peter Weller unter dem Boden und schon wird über seinen Nachfolger im Bett der Witwe spekuliert. Olivia Vischer, die skrupellose Kupplerin!»
«Das macht mir Spass, Francesco. Zudem ist es nicht mehr als gerecht. Peter hatte ja auch sein Vergnügen und das nicht zu knapp und nicht unter der eigenen Bettdecke. Also darf Ines auch, jetzt erst noch legal.»
«Ist Böcklin politisch aktiv?»
«Nur sexuell, Francesco, so viel ich weiss. Politik interessiert ihn nicht.»
«Wenn wir gerade von Beziehungen reden, sind oder waren Conny und Andreas ernsthaft liiert?»
«Liiert? Was für ein schönes, altmodisches Wort. Conny ist die Tochter ihres Vaters. Kein Kind von Traurigkeit. Sie macht auch gar kein Hehl daraus. Man lebt nur ein Mal. Und eine feste Bindung kann ich eingehen, wenn ich alt und grau bin, so lautet in etwa ihre Devise.»
«Kenne ich jemanden von ihren Lovern?»
«Kaum … Doch, einen kennst du sicher, der war übrigens gestern hier. Diesen Patrick Stolz von der EFP.»
«Der Parteisekretär? Was wollte er von dir?»
«Was wohl?! Ich soll seinen Parteiapparat ölen, damit die Schweiz weiterhin in den rechten Händen bleibt. Er meinte wohl in rechtsradikalen Händen. Bei Ines ist er ziemlich böse abgeblitzt, bei mir natürlich auch. Die Bürgerlichen und die Linken unterstütze ich. Aber bei diesen rechtsradikalen Fritzen wird mir übel.»
«Wusste Peter Weller von der Affäre seiner Tochter mit Stolz?»
«Er forcierte sie sogar, sah seinen Parteisekretär bereits als Schwiegersohn. Das hingegen gefiel seinem Adlatus ganz und gar nicht.»
«Lutz Wagner?»
«Ja. Stolz und Wagner hatten richtig Zoff wegen Conny, was ihr wiederum sehr gefiel. Zwei Ritter der Tafelrunde kämpfen um die schöne Prinzessin. Stolz ging als Sieger vom Feld, jedoch nur, weil König Peter ihn unterstützte. Im Kampf Mann gegen Mann hätte der smarte Prinz Patrick gegen das Rauhbein Lutz mit Sicherheit den Kürzeren gezogen.»
«Du schaust dir zu viele Filme an», schmunzelte Ferrari, «aber sehr eindrückliche Schilderung. Ist die Liebe inzwischen erkaltet?»
«Da musst du sie selbst fragen. Ich vermute schon. Wie heisst es so schön, wo zwei sich streiten, lacht der Dritte.»
«Und der wäre?»
«Der Glatzenmann mit den Mukis.»
«Edgar Huber?»
«Seit er für Weller arbeitet, schleicht er um Conny rum.»
«Mit Erfolg?»
«Keine Ahnung. Ich weiss nur, dass es Peter gar nicht gefiel. Im Sommer haben sich die zwei einmal ziemlich deftig in die Haare
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