Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
gestrigen Abends.
«Sind Sie ganz sicher, dass es Lutz Wagner und meine Leute gewesen sind?»
«Ich habe nur Lutz Wagner erkannt.»
«Dann ist mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es sich bei den anderen Personen auch um meine Angestellten handelte. Das hat Konsequenzen. Ich bin gegen jegliche Art von Gewalt. Gewalt löst keine Probleme und ich dulde in meiner Firma keine Leute, die zur Selbstjustiz greifen. Ich möchte mich für das Benehmen meiner Leute in aller Form entschuldigen. Es tut mir aufrichtig leid. Ich hoffe, dass sie keine bleibenden Schäden erlitten haben.»
«Das nicht. Nebst dem Schädelbrummen hat vor allem mein Ego stark gelitten. Ich bin noch nie ausgezählt worden.»
«Was hast du damit zu tun, Andi?!» Das war keine höfliche Frage, sondern kam beinahe einem Befehl gleich. Als er nicht sofort antwortete, verschärfte Ines den Ton. «Wir warten! Eine Antwort, bitte, und zwar subito!»
«Ich … ich weiss nicht.»
Ines schaute fragend zu Ferrari.
«Es ist nur eine Vermutung, Ines. Wir glauben, Lutz Wagner sei aufgestachelt worden. Jemand muss ihm gegenüber den Verdacht geäussert haben, dass Ruedi Fink, das ist ein junger Mann aus der alternativen Szene, den Mord an Ihrem Mann begangen haben könnte. Andreas kennt Ruedi, die beiden waren sogar einmal gute Freunde. Dann kam es zu Enttäuschung und Streit. Vielleicht wollte sich Ihr Sohn rächen? Diese Frage möchten wir gern klären. Was diesen Ruedi Fink betrifft, der ist untergetaucht. Wir haben ihn zur Fahndung ausgeschrieben.»
«Andreas!»
«Ich bins nicht gewesen, Mam. Ich habe Lutz seit dem Tod von Papa nicht mehr gesehen.»
«Aber ich war es!» Conny Weller hatte unbemerkt den Raum betreten. «Der Tipp stammt von mir.»
Sie setzte sich aufs Sofa und schlug die Beine übereinander.
Nadines Kopfschmerzen hatten sich in den letzten Minuten verstärkt. Elender Mist. Der Arzt hat mich gewarnt. Ich solle zwei, drei Tage im Bett bleiben. Der hat Vorstellungen! Das geht doch nicht. Ich will wissen, wem ich den Schlag auf den Kopf zu verdanken habe. Wer hinter dem Ganzen steckt. Da muss ich durch.
«Und … weshalb bist du so sicher, dass Ruedi deinen Vater ermordet hat?»
«Von ermordet habe ich nichts gesagt. Keine Spur. Ich erwähnte lediglich, dass Ruedi aus dem Hof gerannt ist.»
«Moment mal! Du behauptest, Ruedi Fink sei in der Nähe deines Vaters gewesen und dann aus dem Hof gerannt? Hast du das gesehen? Und weshalb erzählst du uns das erst jetzt?»
«Ich erfuhr erst gestern davon, Nadine. Von Edgar. Und so habe ich es auch an Lutz weitergegeben. Dass der Trottel dann eins und eins zusammenzählt und daraus eine abstruse Mordtheorie schmiedet, konnte ich ja nicht ahnen. Na, ja, wundern tut es mich zwar nicht. Lutz war noch nie eine Leuchte. Aber nochmals, ich sagte ihm nur, dass Ruedi aus der Einfahrt gerannt sei. Fragt Edgar, er wird es euch bestätigen.»
Genau das werden wir als Nächstes tun. Hatte Edgar Huber Ruedi Fink wirklich auf dem Gelände gesehen? Und wenn ja, weshalb rückte er mit dieser Information bei ihrem Besuch in der Efringerstrasse nicht raus? Es gab zwei Erklärungen. Edgar Huber wollte den Mörder von Peter Weller selbst schnappen, um bei Stolz und Ines Weller die tödliche Schlappe wieder auszubügeln. Oder er inszenierte zusammen mit Conny ein Ablenkungsmanöver.
«Du musst fahren, Francesco. Die Schmerzen sind zu stark. Es dreht sich alles.»
Nadine reichte ihm die Autoschlüssel.
«Soll ich dich zum Arzt bringen? Oder nach Hause? Du gehörst ins Bett.»
«Ach was. So eine kleine Gehirnerschütterung bringt mich nicht um. Aber fahr bitte vorsichtig, ich häng an meinem Porsche … Ein cleverer Schachzug von Edgar. Er weiss, dass wir ihm auf der Spur sind und Simsalabim, zaubert er Ruedi Fink aus dem Hut.»
«Conny trifft sich mit Edgar. Daraufhin informiert sie Lutz Wagner in der Hoffnung, dass er Ruedi erwischt und ihn lyncht. Langsam, aber nur ganz langsam beginne ich an deine Theorie zu glauben.»
Ferrari fuhr vorsichtig den Bruderholzhügel hinunter, denn an einzelnen Stellen befanden sich sogenannte Tempostopper. Obwohl er im Schritttempo über die Hindernisse fuhr, verzog Nadine jedes Mal das Gesicht. Gemächlich gings weiter durchs Gundeli, am Bahnhof SBB vorbei, über den Aeschenplatz in Richtung Wettsteinbrücke. Endlich erreichten sie das Kleinbasel.
«He, du musst nicht mit Tempo dreissig fahren. Das ist kein Leichenwagen.»
Anscheinend war der Fahrer hinter ihnen
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