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Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Helvetias Traum vom Glück (German Edition)

Titel: Helvetias Traum vom Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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gekommen?»
    «Weil wir dies auf unsere Weise regeln werden.»
    «Das nennen wir Lynchjustiz!»
    «Eine gar krasse Bezeichnung. Sagen wir dazu, einen Mörder seiner gerechten Strafe zuführen.»
    «Nach eigener Aussage wurden Sie doch vom Täter zu Boden gestossen. Wie konnten Sie da sehen, dass Ruedi Fink zum Tor hinausrannte?»
    «Kommen Sie mit, Herr Kommissär.»
    Sie verliessen das Büro des Parteisekretärs und betraten das grosse Sitzungszimmer, in dem sie schon einmal empfangen worden waren.
    «Bitte, nehmen Sie Platz.»
    Patrick Stolz schob eine DVD in ein Abspielgerät, stellte eine bestimmte Sequenz ein und drückte die Playtaste. Eine Kamera zeigte die seitliche Ausfahrt der Weller’schen Villa. Zuerst hörte man Jubel, dann wildes Schreien. Im Hintergrund sah Ferrari schemenhaft die Polizei, die versuchte, Anhänger und Gegner voneinander fernzuhalten. Sekunden später wurde der Polizeikordon an einzelnen Stellen durchbrochen und einige Personen stürmten aufs Gelände, die unverzüglich von Edgars Leuten zurückgedrängt wurden. Kurz darauf rannten nochmals drei Personen vom Gelände auf die Strasse. Stolz hielt das Band an und zoomte.
    «Voilà! Unverkennbar.»
    Ruedi Fink rannte durch das Tor hinaus auf die Strasse. Auf der Höhe der Kamera drehte er sich nochmals um, wahrscheinlich, um zu sehen, ob ihn jemand verfolgte.
    «Dieser Fink hat Peter umgebracht. Ich zweifle keine Sekunde daran.»
    «Im Polizeiprotokoll steht, dass die Kamera abgeschaltet war.»
    «Wohl ein bedauerlicher Irrtum oder glauben Sie, dass wir die Szene nachgestellt haben?»
    Nicht provozieren lassen. Ferrari hielt sich zurück.
    «Woher kommt die DVD?»
    «Aus dem Aufzeichnungsgerät im Überwachungsraum.»
    «Verkaufen Sie mich nicht für dumm, Herr Stolz! Also, wie kommen Sie zu diesem Band?»
    «Wie gesagt, aus dem Aufzeichnungsraum. Ich war gestern bei Ines wegen einer parteiinternen Sache. Ich bat sie, den Vorsitz zu übernehmen.»
    «Und?»
    «Sie denkt darüber nach. Wo waren wir? … Ah, ja. Mir kam der Gedanke, mich im Überwachungsraum umzusehen. Ines hatte nichts dagegen.»
    «Und da lag dann die DVD auf dem Tisch, angeschrieben mit ‹Mordabend›.»
    «Können Sie hellsehen, Herr Kommissär?»
    Ferrari war klar, dass er bei Stolz auf Granit beissen würde. Nun denn. Irgendjemand hatte die Situation ausgenutzt, die Kamera ausgeschaltet und die Aufzeichnung im allgemeinen Durcheinander verschwinden lassen. Christoph und seinem Team konnte kein Vorwurf gemacht werden. Der Tatort war professionell gesichert worden und natürlich hatte man auch den Überwachungsraum gecheckt. Aber zu diesem Zeitpunkt war es schon zu spät gewesen. Wer hatte die DVD entwendet und warum? In Frage kam nur ein Insider, jemand, der Zugang zum Weller’schen Anwesen hatte. Sollte Ruedi Fink geschützt werden? Und wieso tauchen die Aufzeichnungen plötzlich wieder auf? Um genau das Gegenteil zu erreichen, nämlich Ruedi Fink zu überführen? Wohl eher Letzteres.
    «Ich nehme das Band mit. Sie müssen mit einer Anzeige wegen Unterschlagung von Beweismaterial rechnen, Herr Stolz.»
    «Damit kann ich leben. Eine Frage. Sie wirken ziemlich erregt, wenn ich das so sagen darf. Warum? Ich habe lediglich Edgar informiert, der wiederum Cornelia Weller gemäss Ihrer Aussage. Was ist so schlimm daran? Und aus welchem Grund haben Sie Conny überhaupt danach gefragt?»
    Spielte er den Unwissenden oder wusste er es wirklich nicht?
    «Das wissen Sie doch!», zischte Ferrari.
    «Bei allem Respekt! Ich weiss nicht, wovon Sie sprechen.»
    «Cornelia Weller erzählte es Lutz Wagner. Der stürmte daraufhin gestern Nacht mit seiner Schlägertruppe das Haus in der Delsbergerallee. Unter den Opfern des Angriffs war auch meine Kollegin Nadine Kupfer.»
    Stolz sprang hoch. Die Überraschung schien echt zu sein.
    «Dieser gottverdammte, hirnlose Idiot! Was haben sie mit Ruedi Fink gemacht?»
    «Der ist entkommen. Im Gegensatz zu Nadine.»
    Stolz atmete erleichtert aus.
    «Zum Glück!»
    «Was bitte heisst hier Glück?»
    Ferrari sprach gefährlich leise, Stolz korrigierte sich sofort.
    «Natürlich nicht für Ihre Kollegin. Diesen Übergriff bedaure ich sehr. Ich werde innerhalb der Partei sofort ein Disziplinarverfahren gegen Lutz Wagner einleiten. Wo kommen wir denn hin, wenn wir unsere eigenen Landsleute zusammenschlagen? Und erst noch eine Polizistin, die unseren Rechtsstaat vertritt. Das ist ungeheuerlich! Wagner missachtet auf sträfliche Weise unsere Prinzipien.

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