Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
konnte nicht gefunden werden. Die Fahndung war bislang erfolglos verlaufen. Vielleicht befand sich Ruedi doch in der Gewalt von Lutz Wagner oder lag bereits stumm wie ein Fisch im Rhein. Das gleiche Schicksal könnte auch Irina ereilt haben. Unsinn! So etwas kommt nur in schlechten Filmen vor. Ein Mord ist genug. Weiss Gott! Seit ich in Basel Dienst tue, gab es nur einen einzigen Fall mit mehreren Morden. Vielleicht fehlt es mir schlicht und ergreifend an Geduld. Gerade die Suche mithilfe von Interpol benötigt seine Zeit. Gut Ding will Weile haben. Wie dem auch sei, bis zum Weihnachtsfest werden wir den Fall nie und nimmer lösen. Wir ist gut, ich! Nadine fällt ja aus. Somit hat die Stadt ihren einsamen Rächer zurück, Francesco Ferrari, der bei Nacht und Nebel jeden Mörder zur Strecke bringt. Wie in den guten alten Zeiten … Na, ja, eigentlich waren die gar nicht so toll. Das Jetzt präsentiert sich um Meilen besser! Nadine ist eine ausgezeichnete Ermittlerin. Hochintelligent, analytisch, verbindlich, verantwortungsvoll, absolut loyal, ehrlich, teamfähig, emotional, impulsiv, extrovertiert und … einfach super. Ich kann mir meinen Job ohne Nadine nicht mehr vorstellen. Sie ist meine Partnerin. Genau. Und ich Idiot habe sie kläglich im Stich gelassen. Das nächste Mal werde ich zur Stelle sein. Blödsinn! Was heisst hier das nächste Mal. Es darf gar kein nächstes Mal geben.
Kurz vor Weihnachten schien das Transportgeschäft besonders zu florieren. Vor der Lagerhalle wurden mehrere Lastwagen mit Paletten beladen. In einer Warteschlaufe standen weitere acht Camions. Ferrari hatte sich das Parkieren einfacher vorgestellt, alle Besucherparkplätze waren besetzt. Lutz Wagner, wieder nur mit einem eng anliegenden T-Shirt bekleidet, gab ihm zu verstehen, dass er seinen Wagen ganz links auf einen für die Geschäftsleitung reservierten Platz stellen soll.
«Zu mir?»
«Nein, zu Patrick Stolz. Es ist ziemlich viel los hier.»
«Weihnachten! Gut fürs Geschäft. Frau Kupfer?»
«Nadine liegt im Bett. Es geht ihr nicht besonders gut.»
«Scheisse!»
«Sie hat einen ziemlich harten Schädel. Sie wirds überstehen.»
«Hat was gut bei mir. Soll sagen, wenn sie Probleme hat.»
Ich werde den Teufel tun. Sie wäre imstande und würde Lutz Wagner und seine Truppe zu den Löfflers schicken. Natürlich im Namen der Gerechtigkeit und sehr wahrscheinlich mit einer Klage wegen Anstiftung zur Körperverletzung oder mehr.
«Idiot!», schrie Wagner.
Ein Staplerfahrer hatte mit seiner Gabel einen Sack Kaffeebohnen durchbohrt. Lutz Wagner winkte einen der Lagerarbeiter zu sich.
«Sack verschnüren! Kaffee wegwischen!»
Es ging in der grossen Lagerhalle wie in einem Bienenschwarm zu.
«Ich bin beeindruckt», gestand der Kommissär.
«Letzte Tage. Danach wirds ruhiger.»
«Danke, dass ich hier parkieren darf.»
«Peters Platz. Steht leer bis Ines kommt.»
«Ist das schon entschieden?»
«Nein. Vermutung. Wäre gut. Ines guter Boss.»
«Und Sie? Wären Sie kein guter Boss?»
«Doch. Aber Ines besser … Muss weiter … Rolf, nicht schlafen, verdammt noch mal. Tempo.»
Ferrari sah sich das emsige Treiben einige Zeit an und erkannte allmählich das ausgeklügelte System dahinter. Innert Kürze waren die Camions beladen, während sich weitere Lastwagen in die Warteschlaufe eingereiht hatten. Trotz der Betriebsamkeit war keinerlei Hektik zu spüren. Ein gut eingespieltes Orchester mit dem perfekten Dirigenten Wagner.
Stolz empfing ihn sofort.
«Was verschafft mir die Ehre, Herr Kommissär. Und so ganz allein, ohne Ihre Kollegin?»
Du scheinheiliger Mistkerl! Du weisst doch ganz genau, was gestern Nacht passiert ist.
«Ich wollte mich mit Ihnen über Ruedi Fink unterhalten.»
«Ruedi Fink? Ruedi Fink … ah, jetzt weiss ich, wen Sie meinen. Den jungen Mann aus der linken Szene. Der mit dem Ziegenbärtchen. Setzen wir uns doch.»
«Sie erzählten Edgar Huber, dass sich Ruedi Fink auf dem Weller’schen Grundstück aufgehalten hat und nach dem Anschlag durchs Tor rausgerannt sei.»
«Korrekt. War das ein Fehler?»
«Wie man es nimmt. Edgar gab die Information an Cornelia Weller weiter.»
«Das war eigentlich nur für seine Ohren bestimmt.»
«Und warum?»
«Ich bat ihn, Fakten zusammenzutragen, weil ich vermute, dass es einen Zusammenhang zwischen Ruedi Fink und Peter gibt.»
«Sie meinen, Ruedi Fink ist der Mörder.»
«Wieder korrekt.»
«Weshalb sind Sie mit Ihrer Vermutung nicht zu mir
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