Helvetias Traum vom Glück (German Edition)
dann vor die Nase halte? Nein, das ist nicht mein Stil. Behalten Sie Ihren Mann so in Erinnerung, wie Sie es sich wünschen.»
«Genauso wurden Sie mir von Olivia beschrieben. Einfühlsam, höflich, diskret. Nur niemanden verletzen. Das sind sehr schöne Züge, Francesco. Hat Andreas diese … wie heisst sie?»
«Irina.»
«Diese Irina geliebt?»
«Das müssen Sie ihn selbst fragen. Ich glaube schon.»
«Ja, die Liebe ist etwas Wunderbares, Einzigartiges. Doch es scheint so, dass in diesem Fall das Geld meines Mannes … mein Geld», korrigierte sie sich, «die Liebe zweier jungen Menschen besiegte.»
Eine Träne lief ihr über die Wange.
«Vielleicht war die Liebe nicht ganz so gross», entgegnete der Kommissär.
«Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Andreas ist sehr sensibel. Er macht sich unendlich viele Gedanken, über alles und nichts. Nur leider lässt er uns nicht an seinem Leben teilhaben. Ich habe nichts von dieser grossen Liebe gewusst, und das muss es gewesen sein, denn Andreas verliebt sich nicht so schnell. Ganz im Gegensatz zu seiner Schwester. Conny hat viele Liebhaber. Sie macht daraus auch absolut keinen Hehl und spricht unbekümmert über ihre Lover. Es ist schön, zu sehen, wie sie jeden einzelnen Tag geniesst, auch wenn ich mir manchmal mehr Verbindlichkeit wünsche, gerade bezüglich ihrer Beziehungen. Sie ist ein lebenslustiger Mensch. Und wenn sie glücklich ist, bin ich es auch.»
«War Patrick Stolz auch einer ihrer Liebhaber?»
«Eine kurze Affäre. Können Sie ein Geheimnis für sich behalten?»
«Natürlich.»
«Er ist eine Null im Bett! Zitat meiner Tochter.»
«Und Lutz Wagner?»
«Lutz würde für Conny alles tun. Aber sie steht nicht auf Muskelpakete, nur auf Intellektuelle. Doch die scheinen auch nicht alles zu sein.»
«Dann hätten wir noch Edgar Huber?»
«Edgar? Der passt überhaupt nicht ins Beuteschema meiner Tochter, ganz abgesehen von seinen Muskeln. Wie kommen Sie auf den?»
«Ich gehe nur alle möglichen Kandidaten durch. Vom Alter her passt er zu Stolz und Wagner.»
«Den können Sie vergessen. Das hätte übrigens mein Mann niemals zugelassen. Edgar war in seinen Augen nicht der Richtige. Vor einigen Monaten kam es zu einem heftigen Disput zwischen Peter und Edgar oder vielmehr zu einer klaren Ansage meines Mannes. Er hatte den Verdacht, Edgar mache sich an Conny ran und wies ihn daher klar und unmissverständlich in seine Schranken. Aber das wäre gar nicht nötig gewesen, Conny hätte Edgar hundertprozentig abblitzen lassen.»
Francesco erhob sich.
«Sie sehen müde aus», bemerkte Ines Weller.
«Es ist spät geworden und die letzten Tage waren ziemlich anstrengend. Vor allem der Angriff auf Nadine macht mir zu schaffen. Würden Sie mir bitte ein Taxi rufen?»
«Selbstverständlich.»
Gemeinsam warteten sie im Hof. Die Kälte tat gut.
«Wenn ich etwas über meinen Mann wissen möchte, geben Sie mir dann eine ehrliche Antwort?»
«Ja, das werde ich tun.»
«Gut. Vielleicht komme ich darauf zurück. Es gibt eine wunderbare Nacht. Solche Nächte liebe ich, nicht zu kalt und sternenklar … Peter fehlt mir, obwohl er seit Jahren gar nicht mehr da war. Verstehen Sie das?»
«Sehr gut sogar.»
«Ich werde mich um meine beiden Kinder und ums Geschäft kümmern. Alles andere lass ich auf mich zukommen. Aus den diversen Stiftungen werde ich mich zurückziehen müssen. Das ist schade.»
«Dafür bekommt die Logistik AG eine hervorragende Chefin.»
«Und vielleicht geht ja irgendwann wieder ein Stern für mich auf.»
«Es gibt Milliarden von Sternen, Ines. Darunter ist sicher mehr als nur einer, der sehnsüchtig auf Sie wartet.»
Das Taxi fuhr langsam die Einfahrt hoch. Sie küsste ihn auf die Wange.
«Danke für alles.»
Monika, Nikki und Nadine schmückten gemeinsam das Wohnzimmer. Für eine kranke Weihnachtsverweigerin war Nadine voll bei der Sache.
«Das ist endlich mal eine echte Hilfe, Francesco. Nicht so wie du. Mit Nadine und Nikki geht das ratzfatz.»
«Entschuldige mal. Wer hat draussen unter lebensgefährlichen Bedingungen den Baum mit der Lichterkette dekoriert und den Schneemann aufs Vordach gestellt?»
«Du mein Schatz. Allerdings unter professioneller Anleitung, sonst wäre das nichts geworden.»
«Und meiner Kollegin gehts auch schon besser. Das freut mich.»
«Mit Betonung auf besser. Gut ist Nadines Zustand nicht. Das wird noch einige Zeit dauern. Ich glaube aber nicht, dass sie sich länger als diese Nacht ans Bett
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