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[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Hendeson
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werden meine Spur sehen.« Er konnte den Schmerz in seinen Lungen nicht mehr ertragen - er brauchte Luft. Er fühlte sich wie ein Perlentaucher, der zu tief hinuntergegangen war und die Spiegelfläche des Wassers weit über sich sieht. Zu groß war die Entfernung zwischen ihm und der frischen Luft. Er erinnerte sich, wie es gewesen war, wenn er als Junge tief getaucht und dann hinaufgeschwommen war, wie seine Lungen geschmerzt hatten, kurz bevor er die Wasseroberfläche erreichte. Hathcock entspannte langsam seine Atemwege - ließ lautlos die angestaute Luft ausströmen. Er sehnte sich danach, tief Atem zu holen, den erfrischenden Sauerstoff gierig in sich einzusaugen, aber statt dessen füllte er seine Lungen geräuschlos und sehr langsam mit winzigen, hechelnden Zügen.
    Ganz nahe bei seinen Füßen bewegte sich etwas, und er hätte beinahe aufgeschrien. Ein Bein huschte an ihm vorbei. Noch eines und noch eines flackerten vorüber. Dann befand sich die NVA-Patrouille zwischen ihm und den schützenden Bäumen. Er hörte, wie sich ein Soldat räusperte. Ein zweiter flüsterte etwas auf vietnamesisch. Hathcock dachte: »Die Burschen gammeln doch bloß rum. Die machen ja nicht einmal richtig die Augen auf. Sie fühlen sich in ihrem eigenen Revier sicher und hegen keinen Verdacht.«
    Als die Patrouille vorüber war, sah ihr Hathcock nach wie sie, ohne eine Ahnung von seiner Gegenwart zu haben, an der Baumlinie entlangschlenderte. »Diese Laschheit könnte mir das Leben retten«, dachte er. »Junge, das wird ihnen noch leid tun.« Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, und seine Zuversicht stieg. Sobald der Feind außer Hörweite war, schob er sich weiter durch die Nacht.
Der zweite Tag
    In der Stunde vor Sonnenaufgang steigert sich das Schlafbedürfnis. Fast jeder Soldat, der schon einmal eine ganze Nacht
lang wachbleiben mußte, wird bestätigen, daß die schlimmste Zeit, die Zeit, in der es am schwersten fällt, sich gegen den Schlaf zu wehren, dann kommt, wenn die Nacht am dunkelsten, am kühlsten und am stillsten ist - etwa eine Stunde vor der Morgendämmerung.
    Hathcock mußte sich ausruhen, aber er durfte es nicht riskieren einzuschlafen. In den vergangenen Monaten hatte er gelernt, kurz einzunicken, aber dabei wachzubleiben und die Augen weit offenzuhalten. Er wußte nicht, durch welche Art von Selbsthypnose das möglich war, aber nach diesen Zehnminutenpausen fühlte er sich stets sehr erfrischt.
    Der flackernde Schein eines kleinen Kochfeuers erregte seine Aufmerksamkeit und riß ihn aus seinem Nickerchen. »Diese dummen Kerle!« dachte er. »Zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort hätte ich dich gehabt, ›Charlie‹.«
    Ein Eisentopf mit kochendem Wasser und Reis hing über dem Feuer. Drei NVA-Soldaten hockten daneben und warteten schläfrig darauf, daß ihr Frühstück gar wurde. Sie waren die Besatzung der ›Quad-51‹ Maschinengewehrstellung an der linken Flanke der Anlage. Ein schmaler Pfad führte von der Anlage her direkt an dem MG-Nest vorbei durch das Gras, bog scharf nach links ab und lief dann schnurgerade auf die Bäume zu. In mehreren Fenstern des Hauptgebäudes war Licht zu sehen. Carlos nahm an, daß es in früheren Jahren eine französische Plantage gewesen war.
    Drinnen beugte sich der kleine General mit dem allmählich grau werdenden Haar über eine Porzellanschale mit kaltem Wasser. Ein dünnes weißes Unterhemd bedeckte seine haarlose, schlaffe Brust und den runzligen Bauch, dazu trug er ausgebeulte weiße Shorts. Er hatte keine Schuhe an, sondern stand in Strümpfen auf dem glänzenden Teakholzboden. Die braune Uniform des alten Offiziers hing ordentlich auf einem Kleiderbügel an einem Haken an der Tür. Goldene Sterne und Tressen blitzten auf den breiten roten Schulterklappen und auf den großen roten Kragenspiegeln.
    In einem angrenzenden Raum, der als Büro verwendet wurde, beugte sich der Adjutant des Generals über einen Stapel von Papieren, die er für den alten Mann ordnete. Heute wollten sie ein Bataillon inspizieren. Tags zuvor hatte der General mit seinem Gefolge die Grenze der Anlage abgeschritten, um sich über die Sicherheit des Hauptquartiers zu vergewissern. Er war zufrieden gewesen.
    Hathcock hatte ihn gesehen, aber er war für den Heckenschützen zu weit weg gewesen, um einen Schuß zu riskieren. Nun war die Sonne über dem neuen Tag voll aufgegangen. Aus der Ferne beobachtete Hathcock, wie ein weißer Wagen sich vom Haus entfernte, den Pfad entlangfuhr und

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