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[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)

Titel: [Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Hendeson
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zwischen den Bäumen verschwand.
    »Der Alte ist jetzt wohl für eine Weile weg«, sagte er sich. »Gut. Das heißt, daß die Burschen nun wirklich nachlässig werden.«
    Bis zum Spätnachmittag hatte Hathcock sich fast fünfhundert Meter vom Waldrand entfernt. Mehr als zwanzig Stunden waren vergangen, seit er die Deckung des Dschungels verlassen hatte.
    Kurz vor Sonnenuntergang fuhr die weiße Limousine wieder vor dem Haus vor und hielt an. Carlos beobachtete, wie die undeutlich erkennbaren Gestalten zur Tür gingen. »Mach nur so weiter, mein Lieber, samt deinen Hot Dogs. Ich kriege dich schon.«
    Die Abendpatrouille begann ihre erste Runde um die Anlage. Zehn NVA-Soldaten schwärmten in einer Linie aus und kamen auf Hathcock zu. Er stellte sein fließendes Gleiten ein und wartete. Die Soldaten näherten sich im immer schwächer werdenden Licht. »Es hätte auch schlimmer werden können«, dachte Hathcock. »Wenn sie nämlich vor Sonnenuntergang gekommen wären.«
    In den vierundzwanzig Stunden, die Carlos nun schon flach im Dreck lag, hatte er einen Schwarm Ameisen angelockt. Sein Körper war mit Hunderten von kleinen Schwellungen übersät, wo sie ihn mit ihrer Säure angespritzt hatten, und er fragte sich, ob zu viel Ameisensäure wohl irgendwann für einen Menschen tödlich sein könne. Der Schweiß rann ihm in die Augen, als die feindliche Patrouille immer näherrückte. Die Soldaten bewegten sich in einer Linie in Abständen von sechs bis zehn Metern.
    »Da liege ich nun und werde fast zu Tode gequält«, dachte Hathcock. »Überall auf meinem Körper wimmeln diese Biester herum, ich kann mich nicht bewegen - und da kommen meine lieben Freunde. Verdammt, wahrscheinlich werde ich bis zum Schluß weiterkriechen, ohne daß mich jemand sieht, werde diesen alten Bonzen töten - und wenn ich dann abhauen will, haben mich diese kleinen Biester umgebracht. Dann schleppen die Ameisen meine Knochen davon, und ich werde bis in alle Ewigkeit als vermißt geführt.«
    Carlos beobachtete weiter die Patrouille, jetzt konnte er nur noch drei Soldaten sehen, die übrigen sieben befanden sich rechts von ihm im toten Winkel. Die drei NVA-Männer mit ihren Gewehren stapften immer näher heran.
    »Wenn der Bursche rechts von mir nicht über mich stolpert, überstehe ich es auch diesmal«, beruhigte er sich. Aber die Soldaten blickten weit nach vorne zu den Bäumen hin und nahmen den Heckenschützen, an dem sie eben vorübergekommen waren, gar nicht wahr.
Der dritte Tag
    Als die Sonne aufging, befand sich Carlos Hathcock ungefähr elfhundert Meter vom Hauptquartier der Anlage entfernt und konnte nun die Türen und Fenster deutlich sehen. Er beobachtete, wie die Soldaten abgelöst wurden und wie die neue Wache den Dienst antrat. »Die tun so, als wären sie in Hanoi«, dachte er. Alles lief mit der Ruhe der Routine ab.
    Den ganzen Tag lang sah er zu, wie Kuriere in der Anlage ein- und ausgingen und dem Mann mit dem roten Kragen Bericht erstatteten. Der Heckenschütze behielt sein stetiges Tempo bei. Sein Herz schlug schneller, wenn er daran dachte, daß er heute nacht anhalten und sich darauf vorbereiten würde, beim ersten Tageslicht zu schießen.
    Er dachte daran, wie gut bisher alles gelaufen war. Und er machte sich auch Gedanken darüber, wie er hinterher entkommen sollte. Rechts von der Stelle, wo er schließlich liegen würde, zog sich eine kleine, beinahe unsichtbare Senke bis fast an die Baumlinie. Sobald er seinen Schuß abgegeben hatte, wollte er diese flache, leicht abfallende Rinne entlangschlüpfen und zwischen den Bäumen verschwinden.
    »Der Plan ist gut, Carlos«, sagte er zu sich selbst. »Die Hamburger sind hier so lasch, daß es einen halben Tag dauern wird, bis sie dahinterkommen, was passiert ist.«
    Hathcock schob sich wieder ein paar Zoll vorwärts, doch als er dann nach vorne schaute, schwand seine Zuversicht, und gleichzeitig wurde sein ganzer Körper starr.
    Den Hunger, der seit zwei Tagen in seinem Magen rumorte, spürte er nicht mehr. Das Blut wich ihm aus dem Gesicht, und die ganze Welt begann sich heftig um ihn zu drehen. Am liebsten wäre er aufgesprungen und davongerannt.
    Er wollte schreien. Er wollte alles andere tun, nur nicht weiter hier liegen und der jadegrünen Bambusviper in die Augen sehen, die fünfzehn Zentimeter vor seinem Gesicht zusammengerollt im Gras lag. Panik schoß durch den Zaun der Selbstdisziplin, den Carlos um sich errichtet hatte. Er fühlte sich wie betäubt, als seine

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