[Henderson_Charles]_Todesfalle-Die_wahre_Geschicht(Bookos.org)
Quatsch. Das ist verdammt schlimm, wenn eine Frau aus der Zeitung erfahren muß, was ihr Mann so treibt.«
»Sie findet das auch.«
»Andererseits - Sie haben die meisten bestätigten Abschüsse, und das heiß t, Sie sind der Heckenschütze Nummer Eins im Marine Corps. So etwas können Sie unmöglich vor ihr geheimhalten. Wie wird sie damit fertigwerden?«
Hathcock zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Dann blies er eine Rauchwolke auf den lehm- und ölfleckigen Sperrholzboden hinab und sagte: »Ich habe das nie als eine Art Wettbewerb gesehen, wo der Mann mit den meisten Abschüssen die Goldmedaille gewinnt. Verdammt, Gunny wenn einer gern hinausgeht und Leute umlegt, der muß doch verrückt sein. - Was mich angeht, können Sie diese Zahlen nehmen und sie jemandem schenken, der sich auch nur einen Deut Wert darauf legt. Ich schieße gern, und ich liebe die Jagd. Aber ich habe es nie genossen, jemanden zu töten. Das hier ist nur ein notwendiger Job für mich. Ich denke daran, daß es Menschen sind, arme Kerle vielleicht aber wenn ich sie nicht kriege, dann bringen sie 'ne Menge von den Kindern um, die sich als Marines verkleidet haben. So sehe ich das. Außerdem, Gunny, habe ich viel mehr unbestätigte Abschüsse als bestätigte, und das gilt für jeden Heckenschützen hier, Sie selbst eingeschlossen. Was zum Teufel hat das also zu sagen? Wer hat wirklich die meisten? Und wen kümmert es - wir sind hier nicht in Camp Perry.«
»Es geht nicht darum, daß Sie so und so viele Abschüsse haben«, sagte der Gunny. »Beeindruckend ist, wie Sie an so viele herangekommen sind. Bei der Army gibt es einen Burschen, der angeblich hundert bestätigte Abschüsse hat. Den fliegen sie mit dem Hubschrauber auf eine Bergkuppe und setzen ihn dort ab. Dann bleibt er eine Weile sitzen und schießt auf Leute, danach holen sie ihn wieder und fliegen ihn anderswohin. Ich glaube, der weiß gar nicht, was Anschleichen heißt. Ein richtiger Heckenschütze ist der, zum Teufel nochmal, jedenfalls nicht - nicht so wie Sie und all die anderen hier, die in dieser Schule ausgebildet worden sind.
Sie fliegen nächsten Monat mit mehr als achtzig Abschüssen nach Hause, und es könnte ja sein, daß das Marine Corps deshalb irgend etwas unternehmen will. Das will ich damit sagen. Ob es Ihnen paßt oder nicht- Sie sind der Supermann unter den Heckenschützen.«
»Ich hab's nie drauf angelegt, Supermann zu werden«, gab Hathcock scharf zurück. »Ich habe nur meine Arbeit gemacht.«
»Hathcock, Sie haben Ihre Arbeit gemacht- immer und immer wieder, auch wenn jeder andere Heckenschütze sich längst abgesetzt hätte, nachdem er seinen ursprünglichen Auftrag erledigt hatte. Verdammt, Hathcock, Sie haben doch eine regelrechte Kampagne gestartet, um sich an jeden Bataillonskommandeur und an jeden Kompanieführer in Corps I zu verkaufen. Erinnern Sie sich noch, wie Captain Land mich nach Chu Lai runtergeschickt hat, damit ich Sie auf Höhe 55 zurückbringe - unter Arrest? Erzählen Sie mir nochmal, daß Sie nur Ihre Arbeit tun und nichts sonst! Und denken Sie mal darüber nach, daß Sie und Captain Land die ersten Heckenschützen waren, auf deren Köpfe die Nordvietnamesen große Summen ausgesetzt haben. Das haben sie nicht gemacht, weil ihnen die weiße Feder auf Ihrem Hut so gut gefällt - Sie haben ihnen ganz schön eingeheizt. Es ist doch inzwischen so, daß das halbe Land zu Tode erschrickt, wenn jemand eine weiße Feder am Hut trägt.
Ich habe Sie sagen hören, daß es bei den VC und bei der NVA niemanden gibt, der das Zeug hätte, Sie zu kriegen, und daß Sie die weiße Feder tragen, weil Sie sie herausfordern wollen, es zu versuchen. Sie tragen diese Feder im Hut wie manche von diesen Arschlöchern sich eine Schießscheibe auf ihre kugelsicheren Westen malen. Vielleicht töten Sie nicht gerne, aber ich kann mich erinnern, wie Sie, etwa sechs Wochen, nachdem wir hierherkamen, die Anführerin dieses Vietkong-Heckenschützenzuges getötet haben. Da sind Sie rumgetanzt, als ob Sie die National Match Championship gewonnen hätten.«
Hathcock nickte. »Ich habe mich gefreut, daß ich sie erwischt habe. Aber Sie wissen auch warum - sie war schlimm. Wirklich schlimm! Ich behaupte immer noch, daß ich nur meine Arbeit mache und sonst nichts, aber ich warte damit nicht, bis jemand mir einen Befehl dazu gibt. Wenn ich das täte, würde ich ohne einen einigen Erfolg hier rumliegen. Ich kenne meinen Job, und vielleicht bin ich der beste, den es
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