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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ida Ding
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dazu und schwupp, kannst du mit der Sophie Kaffeetrinken gehen und weißt trotzdem immer, was deine Viecher tun.»
    Mmh, will ich das überhaupt? Ich zögere, auch ein Schaf braucht seine Privatsphäre, und gerade der Zorro ist ein ganz Schüchterner. Wer weiß, ob die Lämmerzucht nicht stagniert mit so einem Teil.
    «Jetzt nimm es mal mit.» Der Xand drückt mir das Handy samt Schachtel in die Armbeuge. «Pin und Stromkabel zum Aufladen liegen dabei. Lass es dir von deinen Kindern erklären, wenn du selbst nicht gleich zurechtkommst. Die Jungen sind heutzutage geschickt mit den mobilen Sachen. Ich komm, wie ausgemacht, in vierzehn Tagen bis drei Wochen bei euch vorbei.»
    «Was? So lange sollen wir ohne Strom sein?»
    «Vielleicht geht’s auch schneller, aber ich geh immer vom Schlimmsten aus und bring lieber Freude, wenn ich früher einmarschiere. Es dauert halt, bis ich das ganze Material beieinanderhab. Ich muss die alten Leerrohre wegreißen, die sind noch aus Metall, und neue aus Kunststoff verlegen, und du brauchst einen ganz neuen Sicherungskasten. Bei euch fang ich quasi im Mittelalter an.»
    «Hehe, jetzt mach keinen Zinnober. So lange steht unser Hof noch gar nicht. Obwohl, dass ich nicht lüge, vielleicht stimmt die Zahl mit der fünfzehn auf dem verräucherten Balken im Wohnzimmer, das früher der Stall war.»
    «Na also, ich bin auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Überdies, ganz ohne Strom seid ihr ja nicht.»
    «Aber mit auch nicht.»
    «Ein bisserl mit und ein bisserl ohne, nichts Neues also. Ich beeil mich, Handschlag drauf. Gestern hab ich nichts getan, dass es nun schlechter wär. Ich hab nur die Schlitze für die neuen Leitungen gehauen und alles für die Moderne vorbereitet.»
    Moderne, pfff, wie das klingt! Wenn ich könnte, würde ich beleidigt sein. Vielleicht sind wir Ortsrandige, die nicht jeden der neuesten Schreie aus dem Dorfzentrum mitkreischen, eines Tages fortschrittlicher als alle miteinander. Der Xand klappt den Schaukasten seiner Energiesparbüchse wieder zu, steigt ein und summt reifenknirschend weg. So schnell geht’s. Einerseits bin ich jetzt auf dem neuesten Stand bis in die Hosentasche, andererseits muss ich womöglich weiterhin auf dem Holzofen kochen und das Kerzenlicht zur Nacht andrehen. Von mir aus, eins nach dem anderen, kommt Xand, kommt Strom. Sakradi, jetzt hab ich die Fischsemmel im Auto liegen lassen!
     
    Von ihrem Genesungsschlaf wacht Emma auch nicht auf, als ich langsam die Hydraulik hochfahre und die Lämmerkiste lupfe, um die paar Meter die Dorfstraße runterzuzuckeln. Ich halte beim
Geschenkechakra
an. Der Klunkerchristl ihr Laden hat eine halbe Stunde länger geöffnet als dem Kraulfuß seiner. Madame selbst leiert gerade die Marquise runter, bevor die Nachmittagssonne ihre Glückwunschkarten und die extrareduzierten Sonderangebote ausbleicht. Trotz mehrerer Lagen gemusterten Seidenstoffs zeichnen sich die Knochen ihrer hageren Ein-Meter-Achtzig-Gestalt zwischen ihren Birnenbrüsten ab, die sie, auch als es noch Jakobiäpfelchen waren, nicht in einen Büstenhalter gezwängt hat. Jedenfalls als ich noch draufgeschaut hab, das war noch vor Sophies Zeiten. Und jetzt drückt mir die Obstschwerkraft direkt ins Auge. Angeblich spinnt also der Wolfi immer noch auf die Christl, wenn das Gerede stimmt. Vorstellen kann ich es mir. Für sie hat der Wolfi schon in der Schule geschwärmt, auch wenn er damals nicht der Einzige war. Hat er aus Eifersucht den Wickerl in die Spieße getrieben?
    «Ja, der Halbritter schaut bei mir vorbei. Nur hereinspaziert. Ich hab dich den Prunk der Senioren wegfahren sehen. Ich wusste gar nicht, dass du auch Umzüge machst.» Ihr Haarband nach hinten schlenzend, breitet sie die Arme aus und begrüßt mich mit einem Bussi rechts und links, für das ich mich früher nie mehr gewaschen hätte. Damals war das mit ihren Pickeln auch noch nicht der Rede wert, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern. Ins Gesicht haben wir ihr allerdings am wenigsten gesehen. Mit elf oder zwölf war die Christl von allen Mädchen am weitesten entwickelt und hatte deutlich mehr auf den Rippen und um die Mitte herum als jetzt, vielleicht weil sie noch kleiner war? Von dem, was du unter ihrer weißen Bluse erahntest, hast du sofort das Träumen angefangen. Im heißen Schaum, in der Badewanne, wo ich mit Badehose hineinmusste, weil meine Mama nichts vom Nackertsein hielt. Den Hosengummi extra stramm gezogen, um das Sperrgebiet zu sichern. Doch ich

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