Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

anstrengender wird es jedoch, mich wieder rauszureden, vor allem der Sophie gegenüber. Lieber nehme ich, was sie von mir verlangen, der Sophie zuliebe. Außerdem komme ich ums Verrecken einfach nicht dazu, zu essen. Ich lege die Riesenfischsemmel auf eine Toasterverpackung in seinem Kofferraum ab. Wenn das so weitergeht, kriege ich noch einen nervösen Magen, und dann ist es mit meiner Ruhe vorbei.
    «Hast du eins mit extragroßen Bauernpratzen-Tasten?» Ich deute auf eine längliche Schachtel, auf der so eine Art Klavier abgebildet ist.
    «Das ist ein Keyboard, kein Handy.»
    «Dann halt das daneben.»
    «Mit dem kannst du zwar zusammenrechnen, aber telefonieren beherrscht dieser Taschenrechner noch nicht, und bevor du fragst …» Er zeigt auf ein Brett mit Kugeln. «Das ist ein Massagegerät, es wird mit eigener Körperwärme betrieben.»
    «Echt, so was gibt’s?» Ich staune. «Nimmer lang, und sie fliegen mit nichts als sich selbst auf den Mond oder Mars oder wo sie halt hinwollen, wenn sie wollen.»
    Der Xand nickt. «Man muss schon
up to date
sein als Elektriker, auch wenn der Mensch bald aus sich selbst den Strom gewinnt.» Er greift ein schwarzes Gerät heraus, drückt darauf herum, weiß-blau leuchtet der winzige Bildschirm auf, anscheinend ein bayerisches Handy, immerhin. «Auf dieses hier hab ich dir schon die Schaf-App installiert.» Er wischt auf winzigen Wolken herum, als wären die voller Fliegenschisse.
    «Schaf-App? Was soll das denn bittschön sein?»
    «Du redest doch so gerne mit ihnen.» Er grinst mich an. «Damit kannst du jedes Tier über die Herzfrequenz überwachen, dann hast du sie alle unter Kontrolle. Falls dir zum Beispiel wieder was im Zaun hängen bleibt, wie mit dem Hirsch neulich.»
    «Hirsch? Ein Reh war’s und leider einfach nur ein blöder Unfall. So was wird nicht wieder vorkommen.»
    Anscheinend hat Wolfis Hetze zum ausufernden Dorfgespräch geführt, wäre ja auch ein Wunder, wenn nicht. Nicht mehr lang, und ich hab angeblich den gesamten Wildbestand ausgerottet. «Sind die Waldtiere auch per Obsttaste erfasst?»
    «Obst?»
    «Na, diese Birn oder Äpf oder wie das heißt.»
    «Auf dieser nicht, dafür gibt’s spezielle Jägersoftware. Aber deine Schafe wären, auch wenn sich ein anderes Tier im Zaun verfängt, bestimmt aufgebracht. Ihr Puls erhöht sich, und du würdest ein Signal auf dem Handy kriegen, genauso wenn sie abhauen oder ein Hund oder Wolf oder eine Wildsau daherkommt.»
    «Und dem Zorro kauf ich auch so ein Teil, damit er mir dann eine Nachricht schickt, oder wie?»
    «Zorro?»
    «Mein Schafbock.»
    «Ach so, nein. Die App funktioniert über Sensoren, die an einem Spezial-Halsband angebracht sind, die messen eben den Herzschlag.»
    Aha, und wie erkläre ich das meinen netten, hilfsbereiten Nachbarn? Sie rufen mich nämlich an, wenn sie von ihren Balkonen ringsum auf der Wiese sehen, dass eines der Tiere ausgekommen ist oder sich merkwürdig verhält. Da haben die doch ihren Spaß dran, Schaulust und so, das kann ich denen nicht nehmen. Außerdem, Herzschlag, ich weiß nicht. Der Zorro ist oft genug, aus ganz natürlichen Gründen, durch seine Mädels aufgebracht. Wahrscheinlich hab ich da in Zukunft nur Lauferei und störe womöglich noch unnötig beim Liebesspiel. Andererseits, mit Hunden habe ich tatsächlich oft Probleme, die hetzen mir die Herde herum, verheddern sich selbst im Elektrozaun, und zerreißen tun sie ihn mir obendrein.
    «Und wie viel kostet so ein Handtelefon?» Wenn ich mir einen neuen Zaun damit erspare, wäre es eine Überlegung wert. Ich halt das Ding mal probeweise ans Ohr, höre aber nichts, kein Freizeichen oder wie das jetzt bei den Hightech-Apparaten heißt.
    «Du musst erst auf die kleine grüne Telefontaste drücken und eine Nummer eingeben.» Er zeigt mir, wo und wie das geht, Schritt für Schritt und dann noch mal Schrittchen für Schrittchen für solche wie mich. «Wegen der Bezahlung, das kriegen wir schon hin, ich schreib es mit auf die Gesamtrechnung.»
    «Diese Schafwanze auch?» Auf dem Bildschirm ist ein kleines Feld mit einem bayerischen Kunsthimmel samt einer Wolke mit Kopf und Beinen zu sehen, vermutlich diese Schaf-App. Mir brennen jetzt schon die Augen von dem Fitzelzeug.
    «Ich hab dir von dem Sheepleader-Programm nur die Testversion draufgeladen, die kannst du ganz in Ruhe für umsonst ausprobieren, dreißig Tage lang. Danach kostet es was, steht alles dabei, wenn du draufklickst. Bestell dir noch die Halsbänder