Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)
Bratkartoffelpfanne mit Zwiebeln zusammen, koche Blaukraut auf und brutzle Schweinswürstl für uns und welche aus Soja für den Emil dazu.
Vorm ersten Gabelstich küsse ich meine Frau, die tatsächlich pünktlich um Viertel nach eins und ein paar Zerquetschten daherrauscht. Bevor wir uns zum Essen niedersetzen, zeige ich ihr das Rotztuch, das mir der Rossi gegeben hat.
«Muss das sein, Muggerl?» Nach einem Blick in die Pommestüte verzieht Sophie das Gesicht. «Willst du mir den Appetit verderben?»
«Niemals. Kannst du das bitte untersuchen lassen? Ob das vielleicht dem Wickerl sein Blut ist?» Und ich erzähle ihr, wie die Alten beobachtet haben, dass sich der Wolfi die Schuhe abgeputzt hat, bevor er am Tatort eingetroffen ist.
«Wieso der Wolfi? Glaubst du etwa, er hat den Wickerl ermordet?»
«Nicht direkt. Unschuldig ist auch er noch, so lange, bis er schuldig ist, oder wie geht dieser Spruch?»
Sophie geht nicht drauf ein. «Soviel ich weiß, hat er mit Papa und ein paar Kartenspezies, der Kraulfuß Fritzl war auch dabei, das Würmstüberl um jede Menge Flüssigkeiten erleichtert.»
«Schon, aber ich hab rausgefunden, dass der Wolfi früher weg ist als die anderen. Bitte tu mir den Gefallen und lass es untersuchen, damit ich den Jägerlateiner abhaken kann. Sonst krieg ich den nie von der Backe.»
«Ein Polizeikollege, ich weiß nicht.» Sie zögert. «Meinetwegen, aber nur weil du’s bist. Morgen frag ich beim Erkennungsdienst, ob jemand dafür Zeit hat und ob das überhaupt Blut ist, ja?» Sie steckt die Pommestüte in einen Gefrierbeutel.
Beim Essen reden wir über den Fidl. Sophie hat vorhin im Krankenhaus angerufen. Ihr Vater wurde gleich nach unserem Besuch operiert. «Es ist alles gut verlaufen, ich hab schon mit ihm gesprochen, ganz der Alte. Er mosert bereits umeinander, weil er immer noch nicht rauchen darf.» Sie schluckt eine Bratkartoffel runter und küsst mich. «Wie hast du das bloß hingekriegt?»
«Zusammen, meine Liebe, haben wir es geschafft – und dank einer kleinen List.» Und ich erzähle, wie ich durch die Betthydraulik auf die Idee mit der Fernbedienung gekommen bin. Emmas Todesengel lasse ich vorsichtshalber weg. Nachdem unsere Teller leer geschleckt sind, wende ich mich an den Emil, der fast wieder normal schnauft. «Ich hab gehört, dass du auch öfters nachts am Hendlwagen warst?»
Er druckst herum, wendet sich an seine Schwester. «Emma?»
«Deine Schwester lässt du jetzt mal in Ruhe und sagst es selber. – Und du, Emma, kannst aufstehen und spielen, wenn du magst.» Vorhin hat sie gesagt, dass ich Antworten kriege, also kann ich warten.
Sie rutscht von der Bank. «Ihr dürft ihn aber nicht schimpfen, er hat es nicht für sich getan.»
«Ist gut.» Ich drücke sie noch mal, bevor sie aus der Küche läuft.
«Leg los, Émile, mon cœur», drängt Sophie. «Falls du in eine krumme Sache hineingeraten bist, dann sag es uns. Du weißt, dass der Wickerl ein Drogendealer war?»
Emil nickt fast unmerklich, ringt eine Weile mit sich, dann sagt er: «Ich war nur wegen der Amrei dort.»
«Die Amrei nimmt Drogen?»
«Nein, ganz bestimmt nicht», platzt er raus. «Ich hab ihr aber eigentlich versprochen, dass ich es nicht verrate, vor allem dir nicht, Mama.»
«Denkst du, ich frag als Polizistin? Bitte glaub mir, jetzt bin ich ganz deine Mama, ehrlich. Du kannst mir vertrauen.»
Emil zieht die Beine auf die Eckbank, nach Sophies Art, seine nackten, knochigen Knie werden unter der Lederhose sichtbar. «Es stimmt. Letzte Woche, als der Wickerl seine Bude geparkt hat, war ich abends dort und hab die Amrei gesucht. Eine von den Textilstubenzwillingen hat mich angesprochen, die Erna oder Berta, ich kann die nicht auseinanderhalten. Sie hat mich gefragt, ob ich nicht friere, so barfuß. Für eine Sockenverkäuferin ist das schwer verständlich. Ich hab mich nicht getraut zu fragen, ob sie die Amrei wo gesehen hat. Ich wollte nicht, dass sie es gleich herumerzählt. Das mit der Amrei und mir, da war es noch nicht …, also ich mein, wir … Ich war mir jedenfalls noch nicht sicher, ob mich die Amrei überhaupt leiden kann.» Er holt tief Luft. «Ich hab sie jedenfalls an dem Abend gesucht, sie wiederum hat ihre Mutter gesucht. Die Christl hat so ihre Touren, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen. Ich hab das am Anfang auch nicht begriffen, und die Amrei wollte nicht drüber sprechen.» Er schnieft. Tränen tropfen. «Ach, alles ist so schwer, wenn ich dran denke,
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