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Hendrikje, Voruebergehend Erschossen

Hendrikje, Voruebergehend Erschossen

Titel: Hendrikje, Voruebergehend Erschossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Purschke
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Bilder und mein Atelier waren von mir nicht versichert, wer denkt schon an so was. Aber der Eigentümer des Gebäudes hatte das Gebäude versichert. Aber weil die Feuerwehr eindeutig eine Brandstiftung festgestellt hatte, die man auch bedarfsweise uminterpretieren konnte als meine grobe Fahrlässigkeit, kam die Versicherung für den Schaden nicht auf. Das stellte sich gleich in den ersten Tagen nach Weihnachten heraus. Am 28. Dezember habe ich mit dem Pfarrer die Omi beerdigt, und am 29. bekam ich ein Einschreiben, dass ich für den Schaden in Höhe von 103 000 Euro aufzukommen hätte. Mit der Beerdigung hatte ich jetzt also insgesamt 107 000 Euro Schulden. Ich habe mir versucht auszurechnen, wie viele Zusatzschichten ich im Café arbeiten müsste, um diese Summe herbeizuschaffen, dass ich vielleicht – also wozu habe ich denn das schöne rote Rennrad – morgens vor der Arbeit noch Zeitungen austragen könnte, in denen ich heimlich Sugar Browns Kolumne lesen könnte, um mein Abonnement einzusparen, und dass ich nicht mal auf diese Weise den Betrag in einem absehbaren Zeitraum zusammenkriegen könnte und außerdem nie wieder die Zeit haben würde, auch nur ein einziges Bild zu malen.
    Da habe ich einen Offenbarungseid geleistet. Dazu war es erforderlich, dass meine Chefin Auskunft gab, wie viel ich monatlich verdiene, und sie hat natürlich wahrheitsgemäß geantwortet, dass ich mit meinen drei Schichten pro Woche mit den Trinkgeldern auf etwa 950 Euro monatlich komme. Ein Teil davon ist sofort gepfändet worden, aber bei diesem ganzen Behördenvorgang kam natürlich raus, dass ich jahrelang dieses Geld schwarz verdient hatte. Man riet mir zu einer Selbstanzeige beim Finanzamt, oder man müsse mich anzeigen, also hab ich das gemacht und kriegte dann recht bald einen Steuerbescheid über die letzten drei Jahre, aber das war natürlich nicht viel, das Schlimmste waren die darauf veranschlagten Hinterziehungszinsen, aber das alles machte, wie die Omi gesagt hätte, den Kohl nun auch nicht mehr fett.«
Doktor Palmenberg hat, während sie Hendrikje zuhörte, so lange nervös an ihrer Hochsteckfrisur herumgefummelt und -gezupft, bis die auseinander zu brechen drohte und sie es notwendig fand, die Haare ganz zu lösen und zu einem glatten, konzentrierten Knoten im Nacken energisch zusammenzustecken. Jetzt sieht sie nicht mehr ganz so ohnmachtsgebietend schön aus, weswegen Hendrikje sie erleichtert anschaut. »Tja, so war das.«
    »Wie hat denn«, will die Palmenberg wissen, »Ihre Chefin reagiert? Sie mussten ihr ja wohl nun doch den Unfall berichten.«
    »Ja. Ich bin hin zu ihr und habe gesagt: ›Jemand hat all meine Bilder verbrannt.‹ Und sie hat gelacht und gesagt: ›Waren die denn so schlecht?!‹, weil sie natürlich dachte, ich würde Witze machen. Naja, sie merkte ja dann rasch, dass es kein Witz war.«
    »Aber als sie merkte, dass Sie keine Witze machen, was hat sie da gemacht?«
    »Sie hat mich vor den Gästen ausgeschimpft, weil sie wegen meinem Offenbarungseid ihre Buchführung teilweise offen legen musste. Und während sie tobte, saß der doofe Bruno am Tresen, hörte alles, glotzte mich mitleidig an und brachte doch wieder kein Wort ’raus. Die Goebbels schimpfte munter weiter, weil jetzt die Gefahr bestand, dass der ganze Laden einer Steuerprüfung unterzogen wurde. Sie hat gesagt, dass ich nur Schwierigkeiten mache und dass sie mich am liebsten rausschmeißen würde, sie mich aber leider noch brauchen würde und ich ihr nicht so schnell davonkäme.«
»Das hört sich ja wirklich sympathisch an.«
    Hendrikje lächelt. »Jaa, Goebbels ist ’ne Nette.«
    Und die schöne Frau Doktor Palmenberg mit dem strengen, schlecht improvisierten Knoten im Nacken schaut auf: »Hendrikje, Sie haben gerade gelächelt.«
    Unwillkürlich erschrickt Hendrikje und wird todernst: »Oh, das sollte ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich eineinhalb Menschen …«
    »Ich hoffe nur, Goebbels war einer von ihnen«, sagt die Palmenberg und fordert streng: »Aber das bleibt unter uns.«
    Hier horcht Hendrikje empfindlich auf. »Fangen Sie jetzt an, sich über mich lustig zu machen?«, fragt sie leise und bestimmt.
    »Nein«, seufzt die Palmenberg müde. »Entschuldigung.«
    »Also, ich bin ja kein Serienkiller«, insistiert Hendrikje.
    »Nein, natürlich nicht, Hendrikje. Entschuldigen Sie bitte die Bemerkung. Wie ging’s weiter?«
    Hendrikje schaut sich die Palmenberg an, ob diese Entschuldigung denn auch wirklich ernst

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