Hengstgeflüster (German Edition)
wieder mit ihm und nichts anderes zählte. Ebenso wie Tango und die stinkende Töle, die ihn zumindest die letzten beiden Tage nicht faschiert hatten. Seit Monaten schon hatte Chris nicht mehr so herzlich gelacht. Nach jedem Schlagabtausch, den die kleine Lady und er sich lieferten, rannte er danach stundenlang mit einem schmerzhaften Ständer in der Hose herum. Chris wusste, er mutierte langsam zum Freak. Alle Lebewesen um ihn herum schienen das seit geraumer Zeit zu spüren. Das Training mit Tango wurde immer destruktiver und, als würde dieser Zustand auf Lori abfärben, wurde diese immer unzugänglicher. Ja, er brauchte dringend guten, heißen, unkomplizierten Sex! Der verrückten Lady würden ihre homosexuellen Neigungen schon noch vergehen. Es war nur noch eine Frage der Zeit…
5. Kapitel
Bell hörte das Knirschen von Autoreifen in der Einfahrt. Sie befand sich gerade in der hellen, geräumigen Küche und versuchte, den Truthahn zu präparieren, den Mr. Besserwisser ihr heute Vormittag unter die Nase gehalten hatte.
Ausführlich hatte Bell ihm erklärt, dass sie sich bis zum heutigen Tag von Fertiggerichten ernährt hatte. Woraufhin sein einziger, brummiger Kommentar gewesen war, dass Frauen verflixt noch mal hinter den Herd gehören würden.
Hatte er etwa noch nie von Gender Mainstreaming gehört?
Zum Teufel noch mal, sie war eine emanzipierte Frau. Ihm würde das Lachen noch vergehen, wenn sie ihm das Essen vorsetzte. Draußen hörte sie die Autotür schlagen. Wer war das bloß? Sie wusste nichts von Gästen. Aber sie wurde sowieso nicht informiert. Bell bekam bloß Befehle. Von einem unwerfenden Sexprotz.
Ferner steckte sie bis zum Ansatz in dem Hintern von dem nackten Truthahn. Der Besuch musste wohl warten. Angeekelt fuhrwerkte sie im Inneren des toten Vogels herum und entschuldigte sich stumm für die Demütigung, die sie diesem Wesen angedeihen ließ.
Als sie das nächste Mal aufsah, erblickte sie die makelloseste und schönste Frau, die sie je gesehen hatte. Diese Gestalt stand mitten in ihrer Küche. Nun gut, nicht ihre Küche, aber immerhin war es ihr Arbeitsplatz. Die Fremde war ziemlich groß und schlank, mit weiblichen Rundungen genau an den richtigen Stellen. Ihre beinah aristokratischen Züge verrieten eine edle Herkunft. Ihr kinnlanges, schwarzes Haar wellte sich schmeichelnd um ihre ausgeprägten, hohen Wangenknochen. Die Dame hatte nur wenig Make-up aufgelegt. Das hatte sie auch nicht nötig, dachte Bell fast ein bisschen eifersüchtig, denn an ihr selbst wären dringend einige Verbesserungen angebracht.
Die Fremde erinnerte Bell an die großen Stars der achtziger Jahre, Greta Garbo und wie sie sonst alle hießen, diese wunderschönen, aufregend weiblichen Frauen von damals. Sie war unverkennbar Italienerin. Dunkle, fast schwarze Augen blickten sie erstaunt und offensichtlich neugierig an.
„Sei la cameriera“ Sind Sie das Hausmädchen?", fragte die Fremde mit fester, melodischer Stimme.
„Per così dire“, antwortete Bell automatisch, denn entgegen ihrer Aussagen konnte sie sich sehr wohl italienisch verständigen. „I'm American“, fügte sie hinzu.
Die Fremde trat näher. Bell entdeckte feine Linien um Mund und Augen. So jung war sie wohl doch nicht mehr, etwa Mitte fünfzig, vermutete Bell.
„Sind Sie hier zu Besuch?“, fragte die Frau auf Amerikanisch.
„Nun ja … schon, aber unfreiwillig. Ich meine, nein, eigentlich arbeite ich hier … aber ich wurde dazu gezwungen.“
Die Frau lächelte verblüfft und schien Bell seltsam vertraut.
„Ich bin Bell. Bellona Torres.“ Sie streckte ihr die rechte Hand entgegen, zog sie aber gleich wieder zurück als ihr einfiel, wo diese vor wenigen Augenblicken noch gesteckt hatte.
Die Fremde lachte klangvoll. „Nennen Sie mich einfach Natalia“, meinte diese.
Natalia … und weiter? Moment, war sie Chris Freundin? Oder etwa seine Geliebte?
„Äh, Natalia, hören Sie, ich weiß nicht, wo die anderen gerade sind und es ist ein ganz schlechter Zeitpunkt, denn ich steckte schon seit Stunden im Hintern dieses dämlichen Vogels und hab keine Ahnung, was ich weiter damit machen soll.“
Die fremde Frau starrte sie gespannt an.
Forsche Schritte knirschten im Kies. Bell atmete erleichtert aus. Diese energischen Tritte konnte sie selbst nach so kurzer Zeit schon zuordnen.
Chris betrat die große Küche und Bell fühlte sich wie immer von seiner Präsenz überwältigt. Seine Schritte verstummten abrupt. Die Hände vor seiner
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