Hengstgeflüster (German Edition)
Zuneigungsbeweises des Tieres, ohne Regung vom Zaun abstieß und mit hängendem Kopf in der kühlen Frische des Stalles verschwand.
Zorn wallte in ihm auf.
So ließ er sich ganz gewiss nicht abspeisen! Er war ein Geschäftsmann und Bell war seine Angestellte. Er war hier der Boss, verdammt noch mal!
Mit forschen, langen Schritten krachte er in den Stall. Bell drehte sich verwundert um.
„Ich bin hier der Boss!“, schrie er sie an.
Erstaunt hielt sie inne. Dieser Mann war ein wandelnder Vulkan, wenn nicht alles nach seinem Kopf ging.
„Sie…“, sagte er und drohte ihr mit dem Zeigefinger, „…erzählen mir jetzt auf der Stelle, wer Sie überhaupt sind. Verarschen Sie mich ja nicht!“
„Ach, das wollen Sie wissen? Hätten Sie doch nur gleich gefragt.“
Seine Miene verdunkelte sich.
Ergeben atmete sie tief ein. „Ich bin mal hier und mal da unterwegs, Couch-Surfing nennt sich das. Ihre geschätzte Meinung darüber haben Sie mir ja schon deutlich gemacht. Jack the Ripper habe ich bis jetzt noch nicht getroffen, dafür aber Huckleberry Finn , die Daltons , die Waltons und jetzt auch noch James Dean “, plauderte sie munter darauf los.
Sein linkes Auge zuckte. Sie verglich ihn mit James Dean ? Interessant!
„Sie geben also zu, dass Sie mich scharf finden.“ Das war eine Feststellung.
„Aber natürlich, Schätzchen“, gurrte sie. „Leider habe ich meine heterosexuellen Ambitionen vor langer Zeit abgegeben. Momentan stehe ich mehr auf Winona Ryder. Aber, ich sage Ihnen … Sie sind ein gaaanz Süßer.“ Sie spitzte die Lippen und hauchte ihm einen Luftkuss zu.
Ihr Geschwätz war so lächerlich, dass er schmunzeln musste. Und dieses männerkillende Gehabe passte ganz und gar nicht zu ihrer Art und Weise, wie sie sich normalerweise gab. Sie veranstaltete eine tolle Show, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte. Diese kleine, spitzzüngige Elfe war eine echte Herausforderung. Nahezu ein Mordsspaß!
„Und hierher gekommen sind Sie von…“, fragte er.
„…Frankreich. Also, Paris, um genau zu sein.“
„ohne Geld und mit…?“
„…dem guten alten Onkel Ron. Er ist Truckfahrer. Ich hab ihn unterwegs kennen gelernt. Ein toller Typ. Also, wenn ich nicht auf Frauen abfahren würde…“, sie seufzte theatralisch auf. Die Anspielung auf das Geld überhörte sie geflissentlich.
Chris grinste. Sie glaubte doch nicht im Ernst, dass er ihr diese absurde Lesbengeschichte abkaufte?
„Hatten Sie noch nie Geld, oder ist es Ihnen unterwegs abhanden gekommen?“
„Ach, ich hab´s gespendet. An den Verein für brotlose Künstler und hirnlose Blondinen“, erklärte sie leichthin und merkte, dass sie in seine clever vorbereitete Falle getreten war.
Mein Gott, er musste wirklich aufpassen, um den Faden nicht zu verlieren.
„Und weil Geld nur was für lebensfremde Weicheier ist, hab´ ich einfach alles hergegeben, was ich hatte. So, jetzt wissen Sie´s“, schloss Bell.
„Der Verein für brotlose Künstler, wie heißt der?“, fragte Chris hartnäckig.
„Sky LaVerne“, trotzte sie herum.
Na, da kam doch endlich ein wenig Licht ins Dunkel.
„Mieser Schweinehund, hinterhältiger Schnorrer, betrügerischer Hurensohn“, schimpfte sie, nun scheinbar erleichtert.
„Sie leiden doch nicht etwa am Tourettsyndrom?“
„Ist das Verhör jetzt zu Ende, denn ich habe noch einen Sattel einzuölen.“
Chris verdrehte die Augen. Bell war ein harter Brocken. Allerdings ein süßer, harter Brocken. Seit ihn vor zwei Jahren seine Frau verlassen hatte, hatte er sich bloß noch für seine Arbeit interessiert. Vor ziemlich genau einem dreiviertel Jahr hatte er dann die Scheidungspapiere unterzeichnet. Chris hatte keine Ahnung, wie er Lori beibringen sollte, dass sie ihre Mum wahrscheinlich nicht wieder sehen würde. Er dachte an seine Beziehung zu Lori. Besser gesagt an das nicht existierende Verhältnis zu seiner Tochter. Chris hatte vergessen, wie man lebte. Wie man hart arbeitete, dass wusste er, aber den Rest hatte er einfach zu stark vernachlässigt. Und er zog sein kleines Mädchen in diesen verzehrenden Strudel mit hinein. Ohne Absicht natürlich, aber Lori verfiel zusehends und Chris hatte keine Ahnung, wie er ihr jemals wieder näher kommen sollte. Seit Tagen schon sprach sie kein Wort mit ihm. Zu seiner Schande musste er gestehen, dass er nicht einmal wusste, warum. Ihre Email an Bell vor einigen Tagen war ein gellender Hilferuf gewesen. So sehr Bell ihm auch auf die Nerven ging, Lori sprach
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