Hengstgeflüster (German Edition)
konnte sie mit Freuden verzichten.
Knutschen? Ja, vielleicht.
Fummeln? Eventuell, aber eher nicht.
Sex? Nie im Leben!
Noch dazu war es in dieser verdammten Hitze eine Verschwendung körpereigener Ressourcen. Jeder wertvolle Tropfen Flüssigkeit, den man momentan zur Verfügung hatte, musste man sorgsam hüten und durch nicht zuviel Bewegung schützen. Bell vermutete, dass es zurzeit untertags über vierzig Grad im Schatten hatte. Es gab keine Abkühlung, nicht einmal in der Nacht, in der die bedrückende Schwüle noch mehr zunahm. Von Chrispin wusste Bell, dass momentan ein Funke genügte, um das ganze Umland in Flammen aufgehen zu lassen. Zertretene Glasscherben, eine achtlos weggeworfene Zigarette oder Jugendliche, die auf einem abgelegenen Grillplatz ein Lagerfeuer entzündeten. Selbst ein absichtlich gelegtes Feuer war nicht auszuschließen. Wurden doch scheinbar unbescholtene Bürger oft von der Mafia bezahlt, um Brände zu legen, damit diese an Baugründe kamen. Oder sie schickten einfach ihre Bluthunde aus, um solche Dinge sang- und klanglos zu erledigen. Ja, es war eine Laune der Natur, oder eben ein krimineller Akt.
Sie ließen die Pferde locker auslaufen und beendeten die Trainingseinheit, die heute alles in allem gar nicht so schlecht verlaufen war. Nachdem die Pferde zum Stillstand gekommen waren, war Beeilung angesagt. Wie auf Kommando waren die armen, verschwitzten Tiere von einer schwarzen Wolke Blut saugender Insekten eingehüllt, die teilweise schmerzhafte, sich entzündende Bisse verursachten und auch vor ihren Reitern nicht Halt machten.
„Tango macht große Fortschritte“, sagte Chris und schlug sich klatschend auf den Unterarm. „Verdammte Viecher!“
„Nicht wahr? Er ist ein tolles Pferd“, sagte Bell träumerisch. „Ich bin mir sicher, dass er bis Anfang September so weit sein kann. Außer die Hitze hört nicht auf, dann können wir das Training vergessen, denn sonst hat keiner von uns mehr Blut in den Adern. Auuu…!“, heulte sie laut auf und erschlug gleichzeitig eine mutierte Bremse, die sich auf ihrem Oberarm niedergelassen hatte.
Immer, wenn sie an das bevorstehende Ende des Trainings dachte, drehten sich ihre Gedanken um Kalifornien und an den unaufschiebbaren Abschied, der so unvermeidlich war, wie der Mond sich um die Erde drehte. Ihre Brust krampfte sich schmerzhaft zusammen. Sie musste sich schon vorher irgendwo einen Job suchen, dachte sie. Doch das war nicht so leicht in diesem kleinen Nest hier, denn die Arbeit, die hier wartete, wurde gemächlich über den ganzen Tag verteilt und von den blutjungen bis steinalten Einwohnern selbst erledigt. Sie konnte im Herbst versuchen, irgendwo bei der Weinernte zu helfen. Fremdenführerin, fiel ihr noch ein. Ja, das würde ihr gefallen.
Chris bemerkte ihren Gefühlssturz.
„Was hältst du davon, wenn wir den heutigen Tag in Siena verbringen. Bei der Hitze können wir sowieso nachmittags nicht reiten. Ansonsten müssten wir uns die Zeit auch beliebig anders vertreiben.“ Er versuchte vergebens, seine Worte nicht zweideutig klingen zu lassen.
Bell tat, als würde sie überlegen. „Ich weiß nicht, ich hab so viel zu tun. Kochen, zum Beispiel.“
„Apropos Essen. Stell dir vor, wir könnten Essen, ohne dass der Großteil davon im Mülleimer landet….“ Er lächelte verträumt. „Wäre das nicht herrlich?“
„Scherzkeks.“ Sie tat beleidigt.
Er trat auf sie zu ohne sie zu berühren.
Bell wich einen Schritt zurück und spürte Tangos Boxenwand in ihrem Rücken. Beide rochen nach Schweiß und Pferd, eine wahrlich explosive Mischung.
„Wir zwei, ganz alleine … wir bummeln durch die Straßen Sienas, lecken an einem Eis, trinken ein gutes Glas Rotwein….“
„Uhhhh…“, stöhnte Bell laut auf und hielt sich wie unter starken Schmerzen den Kopf „damit wirst du mich wohl nicht überreden können.“
Er fuhr grinsend fort. „Bei der Rückfahrt halten wir an einem kleinen Teich. Er hat genau die richtige Temperatur … wir werden dort ganz alleine sein.“
Paralysiert lauschte sie seinen Worten. Seine Stimme wurde eine Oktave tiefer. „Da wir nicht wissen, dass wir zufällig diesen Teich entdecken werden, haben wir keine Badesachen dabei. Wir werden uns ins seichtere Wasser stellen und ich werde dir ganz langsam dein Top ausziehen.“
Ihr Herz machte einen Sprung. Mein Gott, sie stand eindeutig auf Dirty Talk!
„Und was wird dann geschehen?“, murmelte sie mit vor Erregung heiserer Stimme.
„Ich werde
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