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Henkerin

Titel: Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Lichtung. Und erstarrten. In der Mitte stand einer von de Bruce’ Männern, und er hielt ein blutverschmiertes Schwert in der Hand. Rudgers Schwert!
    Der Mann kam näher, wog die Waffe in der Hand. »Er hat gut gekämpft, Euer Sohn, das muss man ihm lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Wilhelmis auch nur einen Funken Mut im Leib hat. Ihr könnt mit in den Tod nehmen, dass er wie ein Krieger gestorben ist.« Er leckte sich die Lippen. »Wie dumm, dass Eure Töchter noch keine richtigen Weiber sind. Und Ihr seid schwanger. Wie abstoßend!« Er schüttelte sich und grinste. »Ich werde mich dennoch an Euch schadlos halten.«
    Melisande hätte sich am liebsten auf den Boden geworfen und wäre nie wieder aufgestanden. Rudger war tot! Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Rudger war der mutigste und stärkste Kämpfer, den es gab. Abgesehen von Vater natürlich. Bestimmt log der fremde Ritter. Aber wieso hatte er dann Rudgers Schwert?
    Ein Geräusch schreckte Melisande auf. Ein Stöhnen, tief und schmerzerfüllt. Neben ihr wankte Beata, hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Rasch griff Melisande nach ihr und hielt sie fest. Sie musste sich zusammenreißen. Sie durfte nicht aufgeben, wenn nicht um ihretwillen, dann für Mutter, Gertrud und das ungeborene Geschwisterchen!
    Tief atmete sie ein und aus. Sie musste klar denken. Der Mörder von Rudger musste sie im Wald überholt haben, um ihnen hier auf der Lichtung aufzulauern. Durch das dichte Laub hatten sie ihn nicht sehen können. Aber warum sprach er so merkwürdig? Als hätte er zu viel Wein getrunken ... Da sah sie es. Blut sickerte aus seinem Wams. Rudger musste ihn verletzt haben. Was tun? Ihn angreifen? Nein. Er schien immer noch Herr seiner Kräfte zu sein. Sie musste ihn kommen lassen und dann mit dem Dolch sein Herz treffen. Das war die einzige Möglichkeit.
    »Ihr seid ein erbärmlicher Feigling«, rief sie mit zitternder Stimme. »Mit wie vielen Männern seid Ihr über meinen Bruder hergefallen? Mit zehn mindestens, sonst hätte er Euch alle in Stücke gehauen.« Sie deutete auf sich. »Und jetzt wollt Ihr gegen zwei Mädchen und eine Schwangere antreten. Bravo, edler Ritter! Ihr seid eine Zierde Eures Standes.«
    Der Mann lief rot an. »Du kleines Stück Dreck, du widerliche Metze! Deiner Mutter werde ich das Kind aus dem Bauch schneiden, deine Schwester werde ich an einen Baum nageln, und dir werde ich bei lebendigem Leibe das Herz herausreißen und in dein Lästermaul stopfen.« Er schob sich ein paar Schritte näher, stockte. Seine Augen glänzten fiebrig, sein Schwertarm hing schlaff herunter.
    Melisande traf eine Entscheidung. Sie rannte los, direkt auf ihn zu, schlug im letzten Moment einen Haken und sah, dass er wie betäubt reagierte. Langsam hob er das Schwert, aber bevor er zuschlagen konnte, war sie schon an ihm vorbei.
    Sie drehte ihm eine Nase. »Mein Bruder hat auch dich in die Hölle geschickt. Du stirbst, du Aufschneider! Gott wird dich streng bestrafen. Im ewigen Feuer wirst du brennen, mit all den Gottlosen, die uns überfallen haben. Bete um dein Seelenheil, bete!«
    Ihre Angst war grenzenloser Wut gewichen, sie nahm Anlauf, sprang vor dem Krieger hoch und rammte ihm den Dolch in die Brust. Wie vom Blitz gefällt stürzte er und riss Melisande mit sich.
    Sie rollte sich zur Seite, kam wieder auf die Beine und rannte zu Mutter und Schwester zurück. Beata saß mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt, hatte die Augen geschlossen. Ihr Atem ging schwer und unregelmäßig. Gertrud hockte neben ihr und weinte lautlos.
    »Lass uns weitergehen Mutter«, flehte Melisande. Aber Beata rührte sich nicht. Ihre Lider flatterten, langsam hoben sie sich. Ein feines Lächeln überzog ihr Gesicht, das von Schweiß glänzte. Sie streckte die Hand aus. Blut klebte an ihren Fingern.
    »Mutter ...« Melisande konnte nicht weitersprechen.
    Beatas Lippen öffneten sich einen Spalt. »Ein Armbrustbolzen. Schon auf dem Wagen ...« Sie stöhnte.
    Eine eisige Hand griff nach Melisandes Herz.
    Beata stöhnte. »Du musst mir versprechen ...« Sie atmete einige Male heftig. »Versprich mir etwas!«
    Melisande nickte stumm.
    »Lauf weiter. Lauf, so schnell du kannst. Bring deine Schwester in Sicherheit. Beschütze sie vor diesem Monster. Wirst du das tun?«
    »Ja, Mutter. Das werde ich.« Melisande kniete sich vor Beata auf den Waldboden.
    Beata nickte. »Und noch etwas, mein Kind. Noch etwas musst du mir versprechen. Bei deinem Leben.«
    Melisande

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