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Henkerin

Titel: Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Totengesang.
    Endlich hatte von Säckingen die Schaulustigen hinter sich gelassen. Im Gegensatz zu ihnen interessierte er sich nicht für die fünf Verurteilten, er hatte sich lediglich vergewissern wollen, dass sie ihrer gerechten Strafe nicht entgingen. Lynchmord war ein schweres Verbrechen und der Tod die gerechte Strafe.
    Von Säckingen hatte sich umgehört, doch niemand wusste, was aus der Magd geworden war. Die meisten Uracher glaubten, dass sie mit den beiden alten Leuten verbrannt war. Zwar hatte man ihre Leiche nicht gefunden, doch das musste ja nichts heißen. Einige hatten ihm im Vertrauen zugeraunt, dass sie wohl doch eine Hexe gewesen sei und ihr Körper entweder sofort in die Hölle gefahren oder aber vom Leibhaftigen errettet worden sei. Eine Frau behauptete gar steif und fest, Mechthild in der Nacht des Feuers über die Hülber Steige fliegen sehen zu haben. Natürlich wagte es niemand, diese Behauptungen öffentlich zu wiederholen. Die meisten Bürger verurteilten zwar die feige Tat der fünf Mörder, zumal dabei zwei unschuldige alte Leute zu Tode gekommen waren, doch sie machten kein Hehl daraus, dass sie der fremden Magd die Schuld dafür gaben, dass es überhaupt so weit gekommen war.
    Eberhard von Säckingen stieß die Tür zu dem Gasthof auf, in dem er und seine Männer untergebracht waren. Die Schankstube und der daran angrenzende Schlafsaal waren leer. Alles, was Beine hatte, war zur Hinrichtung geeilt. Er nutzte die Gelegenheit, um rasch die Gepäckstücke der fremden Reisenden durchzusehen, doch er fand nichts von Interesse. Nicht, dass er auf ihre Wertsachen aus gewesen wäre, die ohnehin jeder am Gürtel mit sich führte. Ihn interessierte einzig und allein, was aus Mechthild geworden war.
    Von Säckingen kehrte in die Wirtsstube zurück, wo eine einsame Magd ihm ein Bier einschenkte. Er setzte sich an einen Tisch ans Fenster und dachte nach. Wie gut, dass de Bruce den wahren Grund für sein Interesse an Mechthild nicht erraten hatte. Den wahren Grund? Den kannte er eigentlich selbst nicht so genau, er wusste nur, dass er sie um jeden Preis wiedersehen musste. Je länger er in Urach weilte, desto unwahrscheinlicher erschien es ihm, dass Mechthild in Wahrheit Melisande Wilhelmis war. De Bruce war besessen von dieser Metze, vermutlich sah er sie in jedem Rotschopf, den er erblickte, doch von Säckingen selbst betrachtete das nüchterner. Wie hätte Melisande sich all die Jahre verstecken sollen? Es gab keinen Ort, an dem der Graf nicht nach ihr gesucht, kein rothaariges Mädchen, das er nicht genauestens unter die Lupe genommen hatte. Nur weil de Bruce die Suche nach Melisande Wilhelmis nie völlig aufgegeben hatte, hieß das nicht, dass sie noch lebte. Im Gegenteil. Melisande Wilhelmis war tot, daran hatte er keinen Zweifel.
    Aber das half ihm nicht. Er würde seinem Herrn das Mädchen bringen müssen, daran führte kein Weg vorbei. Dabei hatte er sie für sich selbst haben wollen. Schließlich hatte er sie entdeckt. Mechthild, oder wie auch immer sie heißen mochte, gehörte ihm. Niemand anders sollte sie haben.
    Von Säckingen stöhnte. Was für eine absurde Idee, sich wegen einer dummen Metze mit de Bruce zu überwerfen. Das war vollkommen lächerlich!
    Er nahm einen Schluck Bier. Erst einmal musste er sie finden. Und bis dahin gab es schließlich auch noch andere Weiber. Er winkte der Magd. Sie war nicht besonders hübsch, doch sie war jung, und die Brüste unter ihrer fleckigen Cotte sahen weich und prall aus.
    Sie blieb zögernd vor ihm stehen. »Ihr wünscht, Herr?«
    »Ein wenig Spaß wünsche ich. Also mach nicht so ein trübsinniges Gesicht. Verstanden?«
    Sie nickte ängstlich.
    »Na los, komm her! Zier dich nicht so.« Vorfreude wogte heiß durch seine Lenden, als er ihre geweiteten Augen sah. Dann zog er sie grob zu sich auf die Bank.
***
    Melisande musste sich beherrschen, um nicht die ganze Strecke vom Marktplatz bis zum Anwesen der Fügers zu rennen. Sie hatte es geschafft. In ihrem Beutel befand sich ein Brief des Grafen Burkhard von Melchingen an den Rat der Stadt Reutlingen, den sie dem Stadtschreiber entwendet hatte. Das Schreiben war mehr als drei Jahre alt und würde, so hoffte sie, niemals vermisst werden. Falls doch, so könnte sie in arge Schwierigkeiten geraten. Doch im Augenblick freute sie sich über ihren Erfolg. Sie war im Besitz eines Pergaments mit der Unterschrift und dem Siegel des Grafen! Den alten Text würde sie wegschaben und dann einen Brief an Graf

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