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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Schulter holte ihn in die Realität zurück.
    Horst Schäfer sagte: »Warte ab, wir kommen mit unserer Neuentwicklung noch ganz groß raus.«
    Burkhard Weidner sah ihn zweifelnd an. Dann nickte er, reckte sich und zog sich entschlossen den Mantel aus, den er sorgfältig zusammengefaltet über die Mauer legte. Er wollte nicht länger den Teufel an die Wand malen. Betont munter fragte er, die Ärmel seines Oberhemdes aufkrempelnd: »Gibt’s hier irgendwo einen zweiten Spachtel?«

     

     

18
    Florian Halstaff verließ die Redaktion gegen 14.30 Uhr und trat hinaus auf den Hansaring. Die Luft hatte sich erwärmt, und wenn er dem Mann im Radio, der heute früh den Wetterfrosch gemimt hatte, Glauben schenken wollte, war der Frühling nicht mehr weit.
    In einem MediaPark-Café gegenüber dem Cinedom, nur wenige Minuten von der Redaktion entfernt, setzte er sich an einen Tisch am Fenster und aß einen Salat mit Räucherlachs, der so gut wie nach nichts schmeckte, was er allerdings in erster Linie auf seine innere Unruhe zurückführte. Garcia hatte sich bislang nicht gemeldet, weder telefonisch noch per Mail. Lustlos stocherte er in den Salatblättern herum und registrierte nebenbei, dass der Hosenbund bereits lockerer saß. Er bestellte einen doppelten Espresso, griff zum Handy und wählte die Nummer von Yvonne Kosuczek, der ehemaligen Freundin von Peter Mallmann. Auch hier hatte er keinen Erfolg. Es sprang nur der Anrufbeantworter an. Entweder wollte sie nicht gestört werden und ging deswegen nicht ans Telefon, überlegte er, oder sie war tatsächlich nicht zu Hause.
    Florian rührte gerade frustriert ein Stück braunen Würfelzucker unter seinen Espresso, als Eddie Klump das Café betrat. Eddie sah noch hagerer aus als sonst, was bei der Größe von knapp zwei Metern unvorteilhaft wirkte. Die rechteckige schwarz umrandete Brille unterstrich die fahle Gesichtsfarbe.
    »Schön, dass du gekommen bist.«
    »Es war mir wichtig.« Eddie nahm ihm gegenüber Platz. »Bei uns im Verlag ist zwar die Hölle los, aber ich habe es trotzdem irgendwie geschafft, freizumachen. Auch, wenn es nur für eine halbe Stunde ist.« Eddie sah kurz auf seine Sportuhr. Florian, der seinem Blick gefolgt war, stellte fest, dass sie an dem schlanken, hellhäutigen Armgelenk viel zu groß wirkte. »Wir kannten uns verdammt lange. Jetzt ist er auf einmal tot. Ich glaube es einfach nicht.« Eddie schüttelte den Kopf.
    »Ja, es ist unfassbar«, sagte Florian leise. »Wir waren eng befreundet.«
    »Ich weiß. Und wir waren seit Jahren gute Kumpels.« Eddie drehte den Kopf nach rechts und rief der Bedienung seine Bestellung zu, auch er hatte Lust auf einen doppelten Espresso.
    »Was meinst du, die offizielle Version von natürlichem Herzversagen ist ja wohl schwachsinnig, oder?« Eddie sah Florian an.
    »Mit Sicherheit.«
    »Habe ich es mir doch gedacht. Schieß los.«
    Florian nickte. »Erstens: Die Mordkommission ermittelt nicht nur im Fall Mallmann, sondern inzwischen auch in Max’ Fall. Die offiziellen Versionen von Tod durch Verletzungen infolge einer Schlägerei sowie infolge natürlichen Herzversagens sind damit unglaubwürdig. Zweitens: Peter Mallmann und Max hatten, wie alle anderen Opfer, Alkohol im Blut. Drittens: Bei allen Betroffenen wurde der Mageninhalt analysiert. Dabei wurden bei mehr als der Hälfte aller Betroffenen, so auch bei Max und Peter Mallmann, Spuren eines Glutamatderivats gefunden, eines neuartigen Geschmacksverstärkers, Bestandteil einer Schokolade und eines Frischkäses.«
    Eddie sah Florian fragend an.
    »Derivat nennt man es deswegen, weil das Molekulargerüst des Glutamats im Wesentlichen zwar erhalten bleibt, aber die chemische Struktur dennoch eine andere ist.«
    Eddie grinste. »Erstberuf Chemiker?«
    »Journalist«, antwortete Florian trocken. »Viertens: Ein unbekannter Anrufer hat Max und mich davor gewarnt, die Sendung über die Krankheitsfälle zu bringen. Fünftens: Bei Max wurde eingebrochen. Sechstens: Der Unbekannte war auch auf seinem Anrufbeantworter. Siebtens: Max’ Laptop ist verschwunden.«
    Eddie pfiff durch die Zähne. »Sonst noch etwas?«
    Florian entschied, Eddie von Max’ Kontakt zu Garcia und seinen Recherchen über Jugendbanden nichts zu erzählen. Diese Spur wollte er allein verfolgen, und so berichtete er nur, was er von Max’ letzten Stunden im Sportstudio wusste.
    Eddie schwieg betroffen. Erst jetzt wurde ihm das Ausmaß dessen klar, was sein Gegenüber soeben erzählt hatte.
    Florian

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