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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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könnte. Vielleicht bringe ich bei Fresemann irgendetwas in Erfahrung. Ein Virus als Krankheitsauslöser scheidet aus. Es ist zwar noch nicht offiziell, aber es scheint zu stimmen.«
    »Verstehe. Das heißt, jetzt geht es darum, das verseuchte Lebensmittel zu finden.«
    »So ist es. Noch eine Frage, Mutter.«
    »Ja?«
    »Kennst du zufällig auch den Geschäftsführer von Chocolat Royal Suisse? Oder jemanden vom Vorstand?«
    »Tut mir leid, niemand.«
    »Schade.« Florian war enttäuscht.
    Nach einem Moment fragte Marie-Louise zögernd: »Stimmt es, dass du vermutest, dass Max umgebracht wurde? Marianne deutete so etwas an.«
    »Es gibt ein paar Ungereimtheiten, die mich stutzig machen, aber vielleicht ist auch alles nur Einbildung«, versuchte Florian abzuschwächen.
    »Marianne erzählte mir, du hättest ihr entsprechende Fragen gestellt.«
    »Bislang sind das alles nur haltlose Spekulationen.«
    Unvermittelt fragte Marie-Louise: »Florian, lässt du dich da nicht auf eine ganz gefährliche Geschichte ein?«
    »So schlimm wird es schon nicht werden.«
    »Kann ich dich irgendwie davon abhalten, weiterzumachen?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Das dachte ich mir.« Sie seufzte. »Pass bitte auf dich auf, ja?«
    »Versprochen.« Florian spürte, wie die Angst um ihn seine Mutter am anderen Ende der Leitung lähmte und er empfand darüber eine leichte Genugtuung. Immerhin, sie liebte ihn sehr, auch wenn diese Liebe in der Regel nicht den Versuch implizierte, ihm oder besser seinen Bedürfnissen gerecht zu werden.
    Am anderen Ende der Leitung gab Marie-Louise sich einen Ruck. »Ich kann gern versuchen, eine Verabredung für dich zu treffen. Aber wenn Fresemann momentan unter Druck steht, halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass er sich ausgerechnet jetzt mit dir zu einem Match verabredet. Die Polizei war doch bestimmt schon bei ihm.«
    »Kannst du dir nicht etwas einfallen lassen?«
    In der Leitung war es eine Zeit lang still. Florian wollte gerade fragen, ob seine Mutter noch dran sei, als sie langsam antwortete: »Vielleicht ginge es am Sonntag. Da gäbe es die Möglichkeit, ihn zu treffen, aber natürlich rein zufällig.«
    »Ah ja?« Florian hob die Augenbrauen.
    »Fresemann spielt sonntags um 11 Uhr immer ein Herrendoppel«, erklärte Marie-Louise und fügte hinzu: »Wenn er diesen Sonntag seinen Partnern nicht absagt.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Ich schlage vor, wir gehen in den Klub und frühstücken zusammen. Wenn er dort ist, lotse ich ihn nach dem Spiel schon irgendwie an unseren Tisch.«
    »Gute Idee.« Florian musste grinsen. Er war erleichtert, das war immerhin eine Möglichkeit. So käme er vielleicht an ihn heran.
    »Mutter?«
    »Ja?«
    »Ich danke dir.«

     

     

     

17
    »Das Zeug hat wahrscheinlich etwas mit den unerklärlichen Krankheitsfällen in Köln und Umgebung zu tun.« Burkhard Weidner stellte sich Horst Schäfer in den Weg, der sich auf seinem Hof in Dernau an einer halb hohen reparaturbedürftigen Mauer zu schaffen machte, die das ungefähr 1.000 Quadratmeter große Grundstück umfasste. Er zeigte auf den Artikel im Kölner Blick. Die Schlagzeile lautete:
    Bereits 38 Erkrankte – Mysteriöse Krankheit greift um sich
    Horst Schäfer war seinen Fragen am Telefon ausgewichen, deshalb hatte er sich einen halben Tag freigenommen und hatte das Ministerium in Mainz gegen Mittag verlassen, um persönlich in den kleinen Ort an der Ahr zu fahren, wo Schäfer seinen Hof bewirtschaftete.
    »Glaube ich nicht.« Horst Schäfer sah Burkhard Weidner gerade heraus an. »Das ist ausgeschlossen. Es ist doch alles durchgetestet und außerdem noch nicht im Verkauf.«
    Burkhard Weidner schwieg.
    Horst Schäfer nahm einen Spachtel zur Hand, bückte sich und tauchte ihn in einen Eimer voll Zementmasse, bevor er Burkhard Weidner unwillig beiseiteschob. Mit der geübten Bewegung eines Mannes, der es gewohnt war, sich in handwerklichen Dingen selbst zu behelfen und dies sein Leben lang ohne viel Aufhebens getan hatte, strich er die Masse in die Ritzen zwischen die graubraunen Bruchsteine.
    »Denk einfach an den Gewinn, den wir damit machen werden«, sagte Horst Schäfer begütigend. Seine Füße steckten in grünen Gummistiefeln, das karierte Fleecehemd, das seinen kräftigen Oberkörper bedeckte und fast bis zum Schritt reichte, wärmte ihn so angenehm, dass er keine Jacke darüber zu tragen brauchte. Die Ritzen bearbeitend, das Gesicht zur Mauer gewandt, sagte er: »Mach uns mit deiner Angst nicht

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