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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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alles eigentlich Max Kilian erzählt?«, wagte er sich vor.
    Garcia spuckte einen Krümel Tabak aus. »Max wollte, dass ich in eure Sendung komme und ein bisschen quatsche, und so haben wir unseren ganz eigenen Deal gemacht. Kurzer Auftritt hinter einer Schattenwand für gute Bezahlung und gegen einen kleinen Tipp bei der Polizei.«
    Florian strich sich über die Schläfen. »Max sollte also dafür sorgen, dass Alex Weyer auf frischer Tat von der Polizei ertappt wird und in den Jugendknast geht.« Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage.
    »Ja. Aber ich bin nicht sicher, ob es dazu noch gekommen ist. Wann hat er ins Gras gebissen, sagst du?« Garcia grinste ihn an und Florian musste an sich halten, um ihm seine Faust nicht mitten ins Gesicht zu schlagen.
    »Vor zwei Tagen. Aber wenn dir so viel daran liegt, dass der Alex geschnappt wird, ruf doch selbst bei der Polizei an.«
    »Damit die Bullen mir Stress machen? Nee, danke. So schnell kann ich gar nicht gucken, wie die mir was anhängen.«
    »So ein Anruf lässt sich doch auch anonym erledigen.« Garcia schwieg. Nach einiger Zeit sagte Florian: »Also gut, ich mache dir einen Vorschlag. Du sagst mir, wann und wo die Übergabe laufen soll und ich kümmere mich darum, dass die Polizei davon erfährt.«
    Garcia drückte die Zigarette aus. »Und wer garantiert mir, dass du den Bullen nicht verrätst, woher du den Tipp hast?«
    »Ich gebe dir mein Ehrenwort.«
    Garcia starrte Florian an, doch die Angelegenheit schien ihm wichtig genug zu sein, um zu sagen: »O. k. Ruf mich in zwei Tagen noch mal an.«

     

24
    Florian war auf der Suche nach der Hausnummer 15. Es musste ganz in der Nähe sein. Seine Gedanken waren in der zurückliegenden, kurzen Nacht Karussell gefahren. Garcia. Der Präsentkorb. Die Kranken und die Toten. Alex Weyer und der Drogendeal. Der Einbruch in Max’ Wohnung.
    Gegen 6 Uhr in der Früh war Florian aus dem Bett geflüchtet, in seine Joggingkleidung und die nagelneuen Joggingschuhe geschlüpft und hatte sich auf den Weg zum Rheinufer gemacht. Hier hatte er den symbolischen Startschuss zur ersten Joggingrunde seines Lebens gegeben. Je länger er am Rhein entlang Richtung Rodenkirchen unterwegs gewesen war, desto mehr Freude hatte er an der ungewohnten Bewegung gefunden. Der Rhein hatte ruhig und glatt in der nebeligen Morgenluft dagelegen. Je schneller sein Puls ging, desto ruhiger war Florian innerlich geworden. Die morgendliche Kühle hatte sich wohltuend auf die erhitzte Haut gelegt, und es war ihm so vorgekommen, als ob er mit jedem Schritt freier atmete. Die Ruhe und Friedlichkeit des Morgens waren ihm wie ein Geschenk erschienen. Außer einigen wenigen Joggern, die wie er die Stunde zum Frühsport genutzt hatten, und einigen Spaziergängern, die ihre noch traumtaumeligen Hunde hinaus in den Morgennebel geführt hatten, war niemand unterwegs gewesen an der sonst so übervölkerten Rheinuferpromenade. Die Alte Liebe, Kölns bekanntestes Bootshaus, das mehrfach abgebrannt, aber immer wieder aufgebaut worden war, hatte rot-weiß gestreift und ruhig neben ihm im Wasser gelegen. Der Anblick gab ihm ein seltsames Gefühl von Sicherheit, das sich sonst nur in Anwesenheit guter Freunde einstellte. Florian war während seines Laufs zu dem Entschluss gekommen, dass Garcia Max nicht umgebracht hatte. Garcias Verhalten und seine Äußerungen am Abend zuvor sprachen eindeutig dagegen.
    Nachdem Florian zu Hause geduscht und gefrühstückt hatte, hatte er Ben Blumenthal angerufen und ihn erneut über Aussehen und irgendwelche Auffälligkeiten des Unbekannten befragt. Und tatsächlich, Blumenthal hatte Florian während des Telefonats einen neuen Anhaltspunkt geliefert. Er hatte erwähnt, dass der Mann Deutsch mit ausländischem Akzent gesprochen habe. Damit schied Garcia als Verdächtiger aus. Erstens war er zu jung und zweitens sprach er ein absolut akzentfreies Deutsch. Der Pferdeschwanzträger kam auch nicht in Betracht, denn der Unbekannte hatte laut Blumenthal kurz geschorenes, dunkles Haar.
    Florian hatte nach dem Gespräch mit Ben Blumenthal versucht, Kriminalhauptkommissar Marco Rössner telefonisch zu erreichen. Rössner war jedoch in einer Besprechung gewesen, und Florian hatte ihm daher nur eine Nachricht hinterlassen.

     
    Jetzt, auf dem harten Pflaster der Takustraße, fiel Florians Blick auf ein beigegraues Haus nur wenige Meter vor ihm. Wie manche Mietshäuser hier machte es einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Die Farbe der

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