Henkersmahl
Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er hatte Janas erfreutes Ja vernommen.
22
Er war rund und monströs und gefüllt mit Pasteten und diversen anderen kleinen Schweinereien. Den Henkel des Korbs, der vor Florian Halstaffs Wohnungstür stand, umspannte ein breites rotes Samtband, das zu einer riesigen Schleife gebunden war. Florian stellte Holzkiste und Einkaufstüte auf den Fußboden ab, beugte sich neugierig über den Korb und zog ein längliches weißes Kuvert hervor, das zwischen den Lebensmitteln steckte.
Er drehte und wendete den Umschlag hin und her, so als könne er, je länger und intensiver er ihn begutachtete, einen Anhaltspunkt über den Absender finden. Von seiner Mutter war der Korb ganz offensichtlich nicht, sie verwendete Büttenpapier mit eingraviertem Namen. Dieser Umschlag war jedoch aus schlichtem weißen Papier, eher unauffällig, ein 08/15-Umschlag, wie er in jedem Büro verwendet wurde. Auf der Vorderseite war sein Name zu lesen. Er war jedoch nicht mit der Hand geschrieben, sondern aus verschieden großen Lettern zusammengesetzt, die offensichtlich aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten und dann aufgeklebt worden waren. Wie die Erpresserbriefe im Film, dachte Florian. Ihm ging durch den Kopf, dass es Menschen gab, die gern Briefbomben bastelten. Florian betastete das Papier, aber der Umschlag fühlte sich glatt und eben an. Entschlossen riss er ihn auf und las:
›Und jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie müssten in Zukunft vor allem, was Sie essen, so viel Angst haben wie vor diesem Körbchen … Aber keine Sorge. Das hier ist alles sauber. Bon Appétit!‹
Der Text war wie sein Name auf dem Umschlag aus verschiedenen Buchstaben zusammengeklebt. Florian fühlte einen leichten Schwindel. Er lehnte sich einen Augenblick gegen die Wand im Treppenflur und registrierte, wie die Kälte des Gemäuers durch die Jacke in seinen Rücken kroch.
Florian gab sich einen Ruck. Er schloss die Wohnungstür auf und manövrierte Korb, Einkaufstüte und Kiste durch den schlauchartigen Flur in die Küche. Hier warf er achtlos seine Jacke über die Stuhllehne, räumte den Inhalt der Einkaufstüte weg und schenkte sich erst einmal ein Glas Rotwein ein. Im Kühlschrank fand er etwas Käse und Brot. Er deckte gerade den Tisch, als Zicke aus irgendeiner Ecke der Wohnung auf leisen Sohlen in die Küche kam und miauend, mit fordernd erhobenem Kopf, um seine Beine strich. Florian streichelte ihre spitzen Ohren und versorgte zuerst das Tier, bevor er sich an den Tisch setzte und selbst eine Kleinigkeit aß, er spürte jedoch nach jedem Bissen leichte Magenschmerzen. Geradezu zwanghaft musste er immerzu auf den Präsentkorb starren. Max hatte offensichtlich keinen Korb erhalten, oder doch? War er mit einem daraus stammenden Lebensmittel vergiftet worden? In seiner Wohnung war ihm kein Korb aufgefallen. Und er war vor der Polizei dort gewesen. Selbstverständlich würde er von dem Zeug, das hier vor ihm stand, nichts anrühren, obwohl ihm beim Lesen der Etiketten normalerweise das Wasser im Mund zusammenlaufen würde. Normalerweise.
Florian war bewusst, dass nun definitiv der Zeitpunkt gekommen war, die Polizei zu informieren. Seine Beine fühlten sich schwer an, als er vom Tisch aufstand und müde ins Wohnzimmer ging. Sein Lieblingsplatz hier war die Couch. Sie stand nahe am Fenster und ermöglichte ihm einen Rundumblick auf den Hinterhof, wo halbwüchsige Jungs am Wochenende mit Begeisterung kickten. Immerhin war ihr Gejohle allemal besser als Verkehrslärm, den er hier so gut wie überhaupt nicht wahrnahm. Bevor Florian sich auf das Sofa fallen ließ und die Kiste öffnete, schaltete er den CD-Player ein und legte Kammermusik von Schubert auf, das sogenannte Forellenquintett in fünf Sätzen, das er zurzeit besonders gern hörte. Es war ein Klavierquintett mit Viola, Violine, Cello und Kontrabass und hatte eine herrlich beruhigende Wirkung. Er fragte sich, wann er wohl das nächste Mal die Gelegenheit finden würde, wieder in die Philharmonie zu gehen. Und mit wem? Ein kleiner Seufzer kam über seine Lippen. Wie oft hatte er sich in der letzten Zeit gewünscht, dass ihn jemand begleiten möge, aber Max interessierte sich nicht für klassische Musik und so war er meist allein ins Konzert gegangen, seit Katharina sich von ihm getrennt hatte. Florian liebte die klein besetzte Instrumentalmusik, darunter vor allem auch die Kammermusik von Mozart, die er der großen Orchestermusik oft vorzog.
Als Zicke sich
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