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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Vergangenheit einfach ruhen lassen. Zumindest vorerst.

     

23
    Florian entdeckte Garcia auf einem Barhocker in der Nähe eines Billardtisches, umgeben von zwei seiner Kumpels. Ein Halbwüchsiger hatte auf seine Frage, wer Garcia sei, wortlos mit dem Finger in den hinteren Teil des Billard Cafés gedeutet, und Florian hatte ihn sofort erkannt. Garcia strahlte Stärke aus. Seine Körperhaltung und die dunklen Augen zeugten von einem Selbstbewusstsein, wie Florian es zuvor noch nie bei einem Jugendlichen bemerkt hatte. Die zwei Jungs an Garcias Seite lachten grölend. Während Florian auf die Gruppe zuging, spürte er, wie skeptische Blicke sich in seinen Rücken bohrten. Er war ein Fremdkörper hier, daran war nicht zu zweifeln. Die Besucher waren allesamt jünger, und er ärgerte sich, dass er nicht wenigstens seine alte Jeans und ein ausgewaschenes T-Shirt angezogen hatte, um sich nicht zu sehr von den Jugendlichen zu unterscheiden. Mit einem Lächeln im Gesicht ging er auf Garcia zu, und dieser hörte mitten im Satz auf zu reden. Als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte, wer Florian sei, bedeutete er seinen Kumpeln mit einer knappen Handbewegung, zu verschwinden. Wie selbstverständlich entfernten sie sich, allerdings nur bis zum nächsten Stehtisch. Florian registrierte, dass sie ihn nicht aus den Augen ließen, dennoch beschloss er, sofort zur Sache zu kommen.
    »Max Kilian ist tot. Der Journalist, zu dem du Kontakt hattest.«
    Garcia runzelte die Stirn.
    »Ich dachte, du wüsstest vielleicht, warum«, sagte Florian.
    Garcia musterte ihn eingehend. »Wieso sollte ich?«
    »Weil du ihn umgebracht hast?« Diese Frage war ein so offensichtlicher Affront, dass Florian es nicht wagte, Garcia aus den Augen zu lassen. Seine Hand, die scheinbar lässig in der Jackentasche ruhte, umklammerte eine kleine Flasche mit Reizgas. Vorsichtshalber hatte er sie gekauft.
    »Sonst noch was?« Garcia funkelte ihn an. Das Klacken der Billardkugeln dröhnte in Florians Ohren.
    »Wieso bist du nicht in die Sendung gekommen?«
    »Ich hatte was Besseres vor.« Garcia zog ein Päckchen Tabak aus seiner Jackentasche und begann, sich eine Zigarette zu drehen. Seine hektischen Bewegungen verrieten Florian, wie aufgebracht er war.
    »Ein Drogendeal?«
    »Pass mal lieber auf, was du sagst.«
    Florian blinzelte und atmete tief ein. »Falls es dir nicht klar ist, Max Kilian und ich haben zusammen für Diens-Talk gearbeitet. Wir waren befreundet. Er hat mir von dir und deinen Informationen über einen Drogendeal erzählt.« Florian fand es angebracht, gleich noch eine kleine Unwahrheit obenauf zu setzen. »Max war übrigens der Ansicht, du seiest absolut vertrauenswürdig.«
    »So.« Garcia zündete sich die gedrehte Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
    »Hattest du Grund zu befürchten, dass Max dir die Polizei auf den Hals hetzt?«
    »Quatsch.« Garcia blies seinem Gegenüber Rauch ins Gesicht.
    Florian wandte den Kopf ab, kommentierte diese Unverschämtheit sicherheitshalber aber nicht. »Warum hast du Max von dem Deal erzählt?«
    Garcia straffte die Schultern. »Ganz einfach. Weil der Alex und seine Bickendorfer Freaks ’ne Abreibung mal ganz gut gebrauchen könnten.«
    »Bickendorfer Freaks?« Florian horchte auf.
    »Die wollen sich hier breitmachen. Aber Bickendorf ist mein Revier.« Garcia starrte Florian an.
    Alex Weyer, das war doch der, dessen Name Peter Mallmann in seiner Mail an Max genannt hatte, überlegte er. Die Anspannung war inzwischen aus Garcias Schultern gewichen, was Florian mit Erleichterung registrierte. »Weißt du, ob Max Kontakt zu Alex Weyer hatte?«
    »Kann gut sein.«
    »Was hältst du davon, wenn du mir erzählst, wo ich diesen Alex finde?«
    Garcia lachte verächtlich. »Der ist verreist. Er kommt erst in ein paar Tagen zurück nach Köln, wenn er die Lieferung in Empfang nimmt.«
    »Heroin?«
    »Ecstasy und Kokain. Keine Riesenmenge, aber um von den Bullen für eine Weile aus dem Verkehr gezogen zu werden, dürfte es reichen. An deiner Stelle würde ich übrigens die Finger von Alex lassen. Der dreht schnell durch. Überlass das lieber den Bullen.«
    »Mit wem macht Alex den Deal?«, fragte Florian scheinbar unbeeindruckt.
    Garcia zuckte mit den Schultern. »Alles muss ich dir wohl nicht erzählen.«
    »Beliefert er dich auch?«
    »Mit dieser Art von Geschäften hab ich nichts zu tun.«
    Das ist auch besser so, dachte Florian und setzte sich langsam auf einen der freien Barhocker. »Warum hast du das

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