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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Fensterrahmen war an vielen Stellen abgeplatzt, und auch die Haustür schien einen Anstrich bitter nötig zu haben. Ein Blick auf die Hausnummer bestätigte ihm, dass er richtig war. Hier wohnte Yvonne Kosuczek, die ehemalige Freundin von Peter Mallmann. Der Stadtteil Ehrenfeld war besonders bei Studenten beliebt, die Mieten blieben überschaubar, und es gab eine sehr lebendige und vielfältige Kultur- und Kneipenszene, nicht zuletzt bedingt durch den hohen Migrantenanteil. An jeder Ecke sah man türkische Döner-Buden, asiatische Imbisse oder italienische Restaurants und Weinläden.
    Florian Halstaff drückte die schwere Eingangstür auf und fand sich wieder in einem schmalen Hausflur. Es roch nach altem Mauerwerk und abgestandenem Essen. Mit schnellen Schritten ging er auf die Tür am Ende des Flurs zu, die hinaus auf den Hinterhof führte. Er überquerte den Hof, blieb vor dem Hinterhaus zu seiner Rechten stehen und studierte die Klingelschilder, Yvonne Kosuczek wohnte im vierten Stock. Florian klingelte. Nachdem er einen Moment gewartet und es noch einmal probiert hatte, wurde endlich auf den Summer gedrückt. Als er außer Atem die letzten Treppenstufen erklomm, erwartete sie ihn bereits in der geöffneten Wohnungstür. Yvonne Kosuczek war rothaarig und grazil. Florian schätzte sie auf Mitte bis Ende 20.
    »Was wollen Sie von mir?« Ihre Stimme klang unsicher.
    »Ich brauche Ihre Hilfe,«, sagte er rasch. Mit einem entwaffnenden Lächeln streckte Florian Yvonne Kosuczek seine Hand entgegen und stellte sich kurz vor. Zögernd erwiderte sie den Händedruck. Florian hatte Angst, dass sie ihm gleich die Tür vor der Nase zuschlug.
    »Ich fürchte, dass Ihr Freund und mein Freund Opfer eines tödlichen Nahrungsmittels geworden sind. Sie haben doch sicher in der Presse von den dubiosen Krankheitsfällen gelesen?«
    »Ja. Die Polizei war bei mir und hat allerhand Fragen gestellt. Woher haben Sie meine Adresse?«
    »Von Eddie Klump.«
    Yvonne Kosuczek seufzte hörbar.
    »Wir sind befreundete Kollegen, allerdings arbeite ich für das Fernsehen und nicht für den Kölner Blick.«
    »Mit dem Fernsehen will ich nichts zu tun haben.« Yvonne machte einen Schritt zurück in die Wohnung.
    »Warten Sie.« Florians Stimme klang eindringlich. »Es ist wichtig, dass wir miteinander reden, bitte glauben Sie mir.«
    Sie zögerte. »Sie sind ein Freund von Eddie, sagen Sie?«
    »Ja.« Florian antwortete ohne nachzudenken.
    »Also gut, kommen Sie herein.« Sie öffnete die Tür und Florian trat ein. Er folgte ihr durch den Flur in die Küche, in der es aussah, als ob hier gern und viel gekocht wurde. Über der Spüle waren Metallleisten befestigt, an denen diverses Küchengerät hing, und an der Wand stand ein Regal gefüllt mit unterschiedlichsten Gewürzen. Sie bot ihm am Küchentisch Platz an, und Florian setzte sich in einen der Korbsessel, der unter seinem Gewicht ächzte.
    Yvonne Kosuczek sah ihn unsicher an. »Thomas, mein neuer Freund, sitzt noch in Untersuchungshaft, aber sein Anwalt meint, er käme bald raus. Der Verdacht, er habe Peter bei der Schlägerei getötet, ist vermutlich unbegründet. Medizinisch lässt sich das sicher bald belegen.«
    »Hoffentlich haben Sie und der Anwalt recht.«
    »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Thomas Peter umgebracht hat. Außerdem hat Peter angefangen.«
    »Eddie hat mir davon erzählt«, sagte Florian.
    Yvonne Kosuczek hob kurz die Augen, betrachtete dann aber wieder ihre Hände, die still in ihrem Schoß lagen. »Wie heißt ihr toter Freund, kenne ich ihn?«
    »Max Kilian.«
    »Nie gehört.« Sie griff nach einer Zigarette und zündete sie an. Über das Zündholz hinweg fragte sie: »Sie glauben also, dass er und Peter sterben mussten, weil sie etwas Falsches aßen oder tranken?«
    »Es gibt hierfür verschiedene Anhaltspunkte.« Von dem Verdacht, dass Max ebenso gut umgebracht worden sein konnte, erwähnte Florian nichts. Er fand, das führte an dieser Stelle eindeutig zu weit, und deshalb sagte er: »Der wichtigste Anhaltspunkt ist, dass im rechtsmedizinischen Institut der Uniklinik inzwischen drei Leichen daraufhin untersucht werden, ob eine Nahrungsmittelvergiftung vorliegt. Nicht nur die Ihres früheren Freundes.«
    Yvonne Kosuczek sah ihn mit großen Augen an.
    »Alle Toten haben Alkohol im Blut, bei Peter Mallmann und Max Kilian fand man außerdem Frischkäse im Magen. Alkoholika stehen jedoch bei der Kripo bislang nicht auf der roten Liste.«
    Yvonne

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