Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
Freunde.“
„Ja,
also ich wollte mich nochmal dafür bedanken, dass sie hier bleiben durften.“
Kassias
Augen waren unergründlich als sie sich neben mich setzte.
Ich
runzelte die Stirn. „Aber das ist nicht der Grund, weshalb du mit mir reden
möchtest, stimmt‘s?“
Sie
lächelte. „Zum Teil. Der Grund, weshalb ich ihnen erlaubt habe, in unserem Haus
zu bleiben, hat nicht allein mit meiner Zuneigung zu dir zu tun. Es gibt
gewisse Umgangsregeln zwischen uns und den Werwölfen. Wir achten einander, aber
wir halten uns von ihnen fern. Es gab viele Kriege in der Vergangenheit. Dinge,
die den Rat dazu veranlassten, Gesetze aufzustellen. Gesetze, an die sich alle
zu halten haben.“
Ich
schluckte. Erst Hannah und nun Kassia.
Warum
waren plötzlich alle so ernst?
„Was
genau willst du?“, fragte ich. Obwohl ich Kassia schon über fünfzig Jahre lang
kenne, hatte zwischen uns immer eine gewisse Distanz bestanden. Sie war
diejenige, die unsere Familie zusammenhielt, trotzdem stand sie schon immer
etwas über uns anderen.
„Ich
möchte, dass du aufhörst, dich mit ihnen zu treffen.“
Ich
fuhr hoch. „Was? Aber warum?“
„Mathurin,
genau das versuche ich dir doch zu erklären.“
„Ist
mir egal was der Rat sagt. Ich bin alt genug um meine eigenen Entscheidungen zu
treffen. Und die Wahl meiner Freunde gehört dazu.“
Auch
Kassia stand auf. Ihre Höflichkeit wich Ungeduld.
„Die
Gesetze des Rates gelten für uns alle. Dein Verhalten zeigt nur wieder, dass du
in all den Jahren nichts dazu gelernt hast. Du bist immer noch der störrische
Teenager, als der du zu mir gekommen bist. Du wirst meine Entscheidung
respektieren! Oder ich sehe mich gezwungen, dich aus unserer Familie
auszuschließen.“
Ich
sank auf das Sofa. Mein Gesicht brannte, als hätte sie mich geohrfeigt.
„Es
ist zu deinem eigenen Besten.“
Mit
diesen Worten verschwand sie und ließ mich und meine Gedanken allein zurück. Zu
meinem eigenen Besten. Sicher.
Kapitel 15
Hund und Blutsauger
Wir saßen in Hannahs
Buchladen. Gemütlich drückte ich mich in die Sitzkissen. Hannah kramte in den
Regalen rum, auf der Suche nach einem Buch, das sie mir unbedingt zeigen
wollte, während Jeremy und ich Karten spielten. Und beide schummelten wir wie
die Weltmeister.
Mit
einem Mal überkam mich ein Gefühl der Behaglichkeit. Diese Momente des Friedens
waren rar, selbst in einem Leben das hunderte von Jahren dauerte.
Ja ich
weiß. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein.
Doch
wer tut schon alles, was man ihm sagt?
Ich
hatte hundert Jahre lang das getan, was andere von mir erwarteten. Da wurde es
doch höchste Zeit, dass ich mal ein bisschen rebellierte.
Wenn
wir hier zusammen saßen, war es, als ob die Welt außerhalb still stand. Es gab
nur uns und die vielen Bücher, die uns still Gesellschaft leisteten.
„Ha,
eine Sieben!“, schrie Jeremy triumphierend auf.
„Die
hast du gerade aus deinem Ärmel gezogen, du Betrüger!“
„Ach,
und was war das eben mit der Acht? Wer hat behauptet, Hannah würde um Hilfe
schreien, und hat dann die Karte aus meinem Deck geklaut? Du, du dämlicher
Blutsauger!“
Er
hatte es offenbar aufgegeben, vor Hannah so zu tun, als könne er mich
ausstehen. Ich musste zugeben, dass mir der offene, dumme-Sprüche-klopfende Jeremy
besser gefiel als der Alte.
Es
hatte eine ganze Weile gedauert, ihm die Geschichte der Werwölfe und Vampire zu
erklären, doch er kam damit erstaunlich gut zu Recht. Sicher hatte auch Hannahs
besondere Art mit ihm zu reden ihren Teil dazu beigetragen. Mir schwante, dass
ihm der Gedanke gefiel, dass ich einer anderen Spezies angehörte. Also würde das
ihn und Hannah auf eine verquere Weise näher zusammenbringen. Aber bitte, wenn
er meinte.
Nun
schien es, als ob wir alle drei ein gemeinsames Geheimnis teilten. Etwas, dass
uns auf eine besondere Weise verband.
Ich schnüffelte. „Findest
du nicht auch, dass es hier auf einmal furchtbar nach nassem Hund stinkt? …oh,
das bist ja du!“ Ich warf Jeremy einen angewiderten Blick zu, konnte mir aber
das Schmunzeln nicht verkneifen.
„Soll
ich den Knoblauch und mein Kruzifix rausholen?!“
„Friss
dein Chappi!“, blaffte ich ihn an.
Jeremy
beugte sich blitzschnell nach vorne und packte mich am Kragen. Eines musste man
ihm lassen, er hatte sich erstaunlich schnell erholt. Selbst Olivias
Zahnabdrücke waren nur noch dunkle Schatten. Er konnte sich an nichts erinnern,
ab dem Abend des Frühlingsballs.
Damit
der Kleine kein
Weitere Kostenlose Bücher