Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
knurrte er und rammte mir den Ball in die Rippen. Wir passten uns
den Ball härter zu, als alle anderen. Beide in dem stillen Bemühen dem anderen
dabei möglichst viele Körperteile zu brechen.
Es kam
soweit, dass ich nach dem fünften Pass, den Nick absichtlich in meine
Weichteilgegend gespielt hatte, die Geduld verlor. Ich schlug so hart zurück,
dass es ihn von den stinkenden Turnschuhen riss.
Ich
bleckte die Zähne, doch plötzlich stieg mir ein metallischer Geruch in die
Nase, der mich ablenkte.
Nick
richtete sich auf. Er blutete an der Lippe.
In mir
rumorte es.
Kontrollier
dich! Nicht vor allen anderen!
In den
letzten Wochen war ich nicht dazu gekommen, etwas zu essen. Nach Olivias
Attacke und Hannahs Zurückweisung hatte ich das Haus kaum verlassen.
Nun
rächte sich meine Faulheit. Das Fasten hatte meine Sinne noch feiner werden
lassen. Ich spürte, wie meine Muskeln sich anspannten, bereit zum Sprung auf
die Beute.
Beherrsch
dich!
Doch
mein Instinkt pfiff auf mein Gewissen. Mit aller Willenskraft, die ich
aufbringen konnte, wendete ich mich von ihm ab. Die Hand vor dem Mund versuchte
ich in eine andere Richtung zu atmen.
Denk
an was anderes!
Wattewölkchen.
Sanfte Wattewölckchen.
Schafe.
Putzige, saftige Schafe. Fleisch, rosig und zart.
Blut,
köstlich und – nein verdammt!
Hinter
mir spuckte Nick in meine Richtung. Seine Spucke war von seinem Lebenssaft
durchtränkt.
Er
traf mich an der Schulter.
Ich
drehte mich um. Nicks Gesicht, das zuvor hasserfüllt und arrogant gewesen war,
veränderte sich. Zeigte Entsetzen.
Ich
sprang ihn an, warf ihn wieder um.
Mein
Körper glühte regelrecht vor Durst.
Es war
mir egal, wer sonst noch in der Halle war und uns beiden zusah. Es war mir
egal, dass der Coach meinen Namen rief. Es war mir alles egal, die Gefahr, der
ich meine Familie und alle Vampire gerade aussetzte.
Ich
sah auf. Wollte zählen, wie viele Gedächtnisse gelöscht, wie viele Zeugen
hätten beseitig werden müssen.
Kaylen
sah mich erschrocken an, ihre blauen Augen starr auf mich gerichtet.
In
diesem Moment geschahen zwei Dinge gleichzeitig.
Ich
konnte mich selbst in ihren Augen sehen. Das unkontrollierte Monster, das
gerade im Begriff war, seine Zähne in ein hilfloses Opfer zu versenken.
Und
mich packten Arme, kräftige Arme, und zogen mich von Nick runter. Ich wehrte
mich nicht einmal mehr.
Ein
Schlag in mein Gesicht brachte mich wieder zurück in die Realität. Ein Junge,
drahtig, blond und mit dunklen Augen sah mich ernst an. Ich hörte den Coach
reden.
„Clarke,
ab mit dir. Du brauchst eine kalte Dusche. Melde dich später bei mir. Kann mal
jemand den Verbandskasten für Thompson holen? Die Brownbears brauchen einen
gesunden Captain diese Saison.“
Die
Hand des Jungen führte mich aus der Halle.
„Das
war ziemlich knapp“, meinte er, als wir bei den Duschen angekommen waren. Ich
hatte den Typen noch nie gesehen.
Ich
starrte ihn an. „Was hast du da gesagt?“
„Fast
hättest du sein Blut getrunken.“
Der
Junge wusste Bescheid. Aber woher? Er war kein Vampir, dass konnte ich an
seinem Geruch feststellen.
„Ich
bin Logan“, stellte er sich vor. „Logan Cooper. Ich bin letzte Woche hierher
gewechselt.“
Ich
verstand gar nichts.
„Ethan
meinte, dass es nicht schlecht wäre, wenn jemand auf dich aufpassen würde. Und
scheinbar hatte er Recht.“
Ethan?
Moment, den Namen hatte ich schon mal gehört! Von Hannah. Er war der Alpha
ihres Rudels.
„Du
bist ein Hund“, knurrte ich und wand mich aus seinem Griff. Er hatte ziemlich
fest zugepackt.
Er
ersparte sich die Antwort und grinste.
„Ich
kenne diesen Ethan nicht einmal. Warum will er-“
„Hannah“,
sagte Logan. „Ethan weiß von deinem kleinen Ausrutscher mit diesem
Menschenmädchen.“
„Sie
hat mich verraten!“, entfuhr es mir.
Doch
Logan schüttelte nur den Kopf. „Ihr Blutsauger wisst doch gar nichts von uns.
Es ist so gut wie unmöglich, Dinge von dem Rudel geheim zu halten. Wir teilen
unsere Gedanken.“
„Ich
macht wa –“
„Still.
Wir sind nicht mehr allein.“
Nick
kam herein, gestützt von zwei seiner breitschultrigen Klone vom Football-Team,
als wäre er lebensbedrohlich verletzt.
Einer
der Kerle rammte mich im Vorbeigehen mit seiner Schulter. Ich knurrte. Und
erneut spürte ich Logans große Hand auf meinem Brustkorb, die mich zurückhalten
wollte.
Ich
entwand mich ihm und stapfte in Richtung Umkleide.
Dieser
Penner, als ob ich ein Kindermädchen bräuchte!
Noch am
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