Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
selben Abend flog
ich ins Nachtviertel von Lauderdaile, einer der größten Städte der Umgebung,
und trank mich an drei Leuten satt. So etwas wie heute durfte mir nie wieder
passieren. Es war mir egal, was dieser Ethan, Logan oder sonst wer von mir
dachte. Doch ich wollte nie wieder diesen verängstigen Blick von Kaylen sehen.
Seltsamerweise stieg, als ich das dachte, auch ein Bild von Hannah in meinem
Inneren hoch. Sie sah nicht verängstigt aus, sondern finster. Hannah hatte die
Arme verschränkt und ihre Brillengläser glänzten, sodass ich ihre Augen nicht
sehen konnte.
Weiber!,
dachte ich, ließ von meinem letzten Opfer ab und rief nach Nero. Was die
Scheißlaune anging, hatte Isi Recht behalten. Dass ich ihn schon zum dritten
Mal störte, brachte ihn erst Recht in Rage, doch heute prallten seine
Beschimpfungen an mir ab.
Ich
sehnte mich nach meiner Couch und einer weiteren Ladung Gute-Nacht-Pillen.
Kapitel 23
Eine Gruppe Freaks
Als ich wieder zu mir
kam, brannte das Tageslicht, das seltsam grell durch die dunkle Wolkendecke
sickerte, in meinen Augen. Ich suchte nach der Uhr. Scheiße, schon kurz vor
acht. Ich musste mich beeilen. Benommen stemmte ich mich auf. Angezogen wie ich
war, sprintete ich raus zu meinem Polo und fuhr zur Schule.
Dort
angekommen wurde mir gleich klar, dass etwas nicht stimmte. Der sonst so
überfüllte Parkplatz war verwaist. Was zum –
Es ist
Wochenende, du Depp!, schalt mich meine innere Stimme, die sich immer nur dann
zu Wort meldete, wenn es schon zu spät war. Und tatsächlich, gestern war
Freitag gewesen. Sportunterricht.
Was
bedeutete, dass heute Samstag war. Ich Hornochse!
Stöhnend
sank ich in den Sitz. Sollte ich wieder umkehren?
Unentschlossen
drehte ich das Radio auf und ließ Supermassive
Black Hole v on Muse durch meinen Polo schallen.
Und während ich so unschuldig durch
die Gegend schaute, sah ich plötzlich eine Gestalt im dunklen Kapuzenshirt um
den Schulhof streichen.
Zuerst
hatte ich Mister Murphy in Verdacht, unseren frettchenartigen Hausmeister, der
immer in die Mädchenumkleiden spannte. Doch dann sah ich genauer hin. Die
Gestalt war zu bullig für den alten Murphy, und schlich zu elegant an den
Bänken vorbei, ehe sie im Gebüsch verschwand.
Was
hatte der Typ dort verloren?
Ich
schaltete den Wagen aus und ging ihm hinterher.
Isobell
wäre sicher stolz auf mich, immerhin war ich an der frischen Luft und suchte
mir eine mehr oder weniger sinnvolle Beschäftigung. Geduckt arbeitete ich mich
durch das Buschwerk, immer tiefer in den angrenzenden Wald. Mehrere Minuten
lief ich stur geradeaus. Ich hegte schon die Befürchtung, den Kapuzenkerl
verloren zu haben, da witterte ich ihn und beschleunigte mein Tempo, bis ich
Stimmen vernahm.
„Er
ist ein Risiko“, hörte ich jemanden sagen.
Mehrere
andere brummten zustimmend.
„Ich
hasse ihn!“ Das war die Stimme eines Mädchens.
„Du
kennst ihn nicht einmal.“
„Trotzdem.
Diese Idioten sind doch alle gleich.“
Eines
stand für mich von Anfang an fest, normal waren diese Leute nicht. Wer bitte
traf sich schon Samstagsmorgens im Wald nahe der High School?
Ich
stellte mir eine Gruppe Außenseiter vor, die sich zum lästern verabredet
hatten.
„Ein
solches Verhalten kann nicht weiter geduldet werden!“, schnaubte eine dunkle
Männerstimme.
Irgendwas
an der Stimme war mir unheimlich.
Okay,
es waren düstere, bullige Außenseiter. Aber warum machte ich mir überhaupt
Sorgen? Selbst wenn sie mich entdeckten, könnte ich ohne weiteres mit ihnen
fertig werden. Unheil lag in der Luft; ich konnte es riechen. Trotzdem stand
ich da wie festgefroren.
„Logan,
ich verlange von dir, dass du diesen Vampirjungen im Auge behältst.“
Schön.
Das war eindeutig.
Mein
Instinkt hatte recht. Es handelte sich um Freaks, wenn auch eine besonders
pelzige Sorte. Zumindest hatte dieser Logan die Wahrheit gesagt. Er gehörte
tatsächlich zu den Hunden. Nun war ich mir auch sicher, wem diese unheilvolle
Stimme gehörte. Das musste dieser Ethan sein, von dem alle sprachen. Ob Hannah
im Moment auch bei ihnen war?
Und
warum bei allen Blutkonserven der Welt, entschieden sie Dinge über mich?
Die
Neugier hatte mich gepackt. Ich wollte einen Blick auf dieses konspirative
Treffen werfen. Ich wollte diesem Ethan in die Augen sehen und ihn zur Rede
stellen.
Ich
wollte zeigen, wer hier der Boss war.
Die
Stimmen verstummten. Hatten sie mich gewittert? Kacke, ich hätte heute Morgen
doch besser duschen
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