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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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darin, wie man sie in Hodges Schußlinie bugsieren konnte, ohne daß jemand erfuhr, daß er die Hand im Spiel hatte. Doch dieses Risiko mußte er eingehen, freilich nicht ohne sich vorher abzusichern. Flint griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer von Baconheath.
    »Hier spricht Inspektor Hodge«, sagte er, wobei er den Namen so nuschelte, daß es ebenso gut Squash oder Hedge hätte heißen können. »Ich rufe von der Polizeiwache Ipford an, und zwar wegen eines Mr. Wilt ... eines Mr. Henry Wilt, wohnhaft Oakhurst Avenue 45, Ipford. Wie ich erfahren habe, war er gestern abend bei Ihnen.« Er wartete, während die Stimme am anderen Ende sagte, sie müsse das überprüfen.
    Es dauerte ziemlich lange, bis schließlich ein anderer Amerikaner an die Strippe kam. »Sie haben sich nach einem Mann namens Wilt erkundigt?« fragte der. »Ganz recht«, sagte Flint.
    »Und Sie behaupten von der Polizei zu sein?«
    »So ist es«, sagte Flint, der das Zögern seines Gesprächspartners mit heftigem Interesse registrierte. »Wenn Sie mir Ihren Namen und die Nummer, unter der ich Sie erreichen kann, geben, rufe ich zurück«, sagte der Amerikaner. Ohne ein weiteres Wort legte Flint auf. Er hatte erfahren, was er wollte, und dachte nicht daran, seine Glaubwürdigkeit von einem Yankee überprüfen zu lassen. Er ging in sein Büro zurück und setzte sich mit einem gespielten Seufzer. »Ich fürchte, was ich Ihnen jetzt sagen muß, wird Ihnen nicht sonderlich gefallen, Mrs. Wilt«, sagte er. Und so war es. Eva verließ die Polizeiwache mit zornesbleichem Gesicht. Henry hatte sie nicht nur angelogen, sondern sie über Monate betrogen, ohne daß sie die leiseste Ahnung gehabt hatte.
    Nachdem sie gegangen war, saß Flint in seinem Büro und betrachtete nahezu verzückt eine Wandkarte von Ipford. Diesmal würde Henry Wilt, dieser verdammte Henry Wilt, seine wohlverdiente Strafe kriegen. Er war irgendwo da draußen, in einer dieser kleinen Straßen, und hatte sich mit einer schnuckeligen Biene verkrochen, die Geld haben mußte, denn sonst würde er ja seiner Arbeit an der Berufsschule nachgehen. Nein, würde er nicht. Nicht mit Eva auf den Fersen. Kein Wunder, daß der Saukerl den Wagen am anderen Ende der Straße abgestellt hatte. Wenn er noch einen Funken Verstand hatte, war er längst aus der Stadt verschwunden. Das verdammte Weib würde ihn umbringen. Bei dem Gedanken mußte Flint lächeln. Das wäre nun wirklich höhere Gerechtigkeit.
    »Das ist mehr, als mein Leben wert ist. Ich meine, ich würde es schon tun, nur zu gern würde ich es tun, aber was passiert, wenn es rauskommt?« sagte Mr. Gamer.
    »Wird es nicht«, sagte Hodge, »das kann ich Ihnen feierlich versprechen. Sie werden nicht einmal merken, daß sie da sind.« Mr. Gamer sah sich trübsinnig im Restaurant um. Normalerweise bestand sein Mittagessen aus Sandwiches und einer Tasse Kaffee, und daher wußte er nicht, wie gut ihm dieser scharfe, mit einer Flasche »Blue Nun« hinuntergespülte Hühner- Curry bekommen würde. Immerhin zahlte der Inspektor, und er konnte sich auf dem Weg zurück ins Geschäft unter Umständen noch was für seinen Magen besorgen. »Es geht ja nicht nur um mich, sondern auch um meine Frau. Wenn ich Ihnen sage, was die in diesen letzten zwölf Monaten mitgemacht hat, würden Sie es mir nicht glauben. Sie würden es einfach nicht glauben.«
    »Würde ich schon«, sagte Hodge. Wenn es sich auch nur im mindesten mit dem vergleichen ließe, was er in den letzten vier Tagen durchgemacht hatte, dann mußte Mrs. Gamer eine Frau mit eiserner Konstitution sein.
    »Und in den Schulferien ist es noch schlimmer«, fuhr Mr. Gamer fort. »Diese Scheißgören ... Fluchen ist sonst nicht meine Art, aber irgendwann geht es nicht mehr anders ... Ich meine, Sie haben einfach keine Ahnung, wie entsetzlich die sind.« Er machte eine Pause und sah Hodge eindringlich an. »Eines Tages werden die noch jemanden umbringen«, flüsterte er. »Bei mir haben sie es am Dienstag versucht. Hätte ich nicht Schuhe mit dicken Gummisohlen getragen, wäre ich auf der Stelle mausetot gewesen. Erst haben sie mir eine Statue aus dem Garten geklaut, und als ich rüberging, um sie mir zu holen ...« Hodge hörte voller Mitgefühl zu. »Einfach kriminell«, sagte er. »Sie hätten uns das sofort melden müssen. Es würde auch noch reichen, wenn Sie jetzt Anzeige erstatten ...«
    »Glauben Sie, ich würde das wagen? Nie im Leben. Wenn es zur Folge hätte, daß die ganze Bande auf dem

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