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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Baconheath, überdachte das Problem, während sein Blick auf ein an der Wand hängendes Jagdposter wanderte. Es war nicht sonderlich gut, aber die Darstellung eines Fuchses, der von einem kunterbunten Haufen dünner und dicker, bläßlicher und rotgesichtiger Engländer zu Pferd gejagt wurde, erinnerte ihn stets von neuem daran, daß man gut daran tat, die Briten nicht zu unterstützen. Noch besser freilich gab man sich den Anschein, einer der Ihren zu sein. Zu diesem Zweck spielte er Golf mit einem uralten Schlägerset und verbrachte einen Teil seiner Mußestunden damit, in den Archiven verschiedener Universitäten und auf den Friedhöfen in ganz Lincolnshire seinem Stammbaum nachzuspüren. Kurz gesagt, er legte größten Wert auf Unauffälligkeit und war stolz auf die Tatsache, daß man ihn bei diversen Gelegenheiten für den Direktor einer besseren Public School gehalten hatte. Das war eine Rolle, die haarscharf zu ihm paßte und seinem politischen Credo entsprach, daß nämlich Vorsicht besser sei als Tapferkeit.
    »Britisch?« sagte er nachdenklich. »Das kann alles oder nichts bedeuten. Und Sie sagen, Major Glaushof hat eine Nachrichtensperre verhängt?«
    »Order von General Belmonte, Sir.«
    Der Colonel sagte nichts. Seiner Ansicht nach war der Intelligenzquotient des Stützpunktkommandanten nur unwesentlich höher als der des vortrefflichen Glaushof. Jeder, der es fertigbrachte, vier Sans-Atout ohne Karo in der Hand anzusagen, mußte ein Kretin sein. »Es sieht also so aus, daß Glaushof diesen Wilt in Gewahrsam hat und ihn wahrscheinlich foltert und niemand wissen soll, daß er hier ist. Das entscheidende Wort ist ›soll‹. Denn wer immer ihn geschickt hat, weiß, daß er nicht nach Ipford zurückgekehrt ist.«
    »Jawohl, Sir«, entgegnete der Corporal. »Und der Major hat versucht, eine Nachricht nach Washington durchzugeben.«
    »Finden Sie heraus, ob der Mist codiert ist«, sagte der Colonel, »und lassen Sie mir eine Kopie zukommen.«
    »Jawohl, Sir«, entgegnete der Corporal und verschwand. Colonel Urwin sah hinüber zu seinem Stellvertreter. »Scheint, als hätten wir möglicherweise in ein Hornissennest gestochen«, sagte er. »Was halten Sie davon?«
    Captain Fortune zuckte die Achseln. »Da gibt es ziemlich viele Möglichkeiten«, sagte er. »Was mir ganz und gar nicht gefällt, sind diese Sender.«
    »Der reine Selbstmord«, sagte der Colonel. »Kein Mensch würde beim Reinkommen Signale aussenden.«
    »Libyer oder Khomeini-Fanatiker vielleicht schon.« Colonel Urwin schüttelte den Kopf. »Undenkbar. Wenn die losschlagen, kündigen sie das nicht erst mit Signalen an. Sie würden beim erstenmal bis unters Dach mit Sprengstoff beladen kommen. Also wem nützt das Ganze?«
    »Den Briten?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte der Colonel und ging hinüber zu dem Poster, um es genauer zu betrachten. »Die einzige Frage ist, wen sie jagen, Mr. Henry Wilt oder uns?«
    »Ich habe unseren Computer über Wilt befragt, hat aber nicht viel gebracht. In den Sechzigern Engagement für nukleare Abrüstung, ansonsten unpolitisch.«
    »Universität?«
    »Ja«, sagte der Captain.
    »Und welche?«
    Der Captain blickte in den Computerausdruck. »Cambridge. Englischabschluß.«
    »Und sonst nichts?«
    »Nichts, was uns bekannt wäre. Höchstens dem britischen Geheimdienst.«
    »Und den werden wir nicht fragen«, sagte der Colonel, der allmählich zu einer Entscheidung gelangen mußte. »Wenn Glaushof mit Zustimmung des Generals den einsamen Wolf spielen will, dann ist das sein Bier. Wir halten uns da raus und legen dann im richtigen Augenblick die richtige Lösung auf den Tisch.«
    »Trotzdem, die Sender im Wagen gefallen mir einfach nicht«, beharrte der Captain.
    »Und mir gefällt Glaushof nicht«, erwiderte der Colonel. »Und ich habe so das Gefühl, den Ofreys ergeht es ebenso. Soll er sich doch ruhig sein eigenes Grab schaufeln.« Er zögerte. »Gibt es, abgesehen von diesem Corporal, irgend jemanden mit einem Funken Intelligenz, der weiß, was wirklich passiert ist?«
    »Captain Clodiak hat eine Beschwerde über Harah wegen sexueller Belästigung eingereicht. Und sie steht auf der Liste der Leute, die Wilts Kurs besuchen.«
    »Gut, dann werden wir eben an diesen Punkt der Katastrophe zurückkehren und dort anfangen zu graben«, sagte der Colonel. »Lassen Sie uns noch mal zu diesem Radek zurückkommen«, sagte Glaushof. »Ich will wissen, wer er ist.«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ein

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