Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
tschechischer Schriftsteller, dem ich unmöglich begegnet sein kann, weil er seit Gott weiß wann tot ist«, sagte Wilt.
    »Wenn Sie lügen, sind Sie’s auch bald, verlassen Sie sich drauf«, sagte Glaushof. Nachdem er die Abschrift von Wilts Geständnis gelesen hatte, in dem stand, daß er von einem KGB- Agenten namens Yuri Orlov angeworben worden war und einen Kontaktmann namens Karl Radek hatte, war Glaushof fest entschlossen, haargenau herauszufinden, welche Informationen Wilt an die Russen weitergegeben hatte. Verständlicherweise erwies sich dies als wesentlich schwieriger, als Wilt das Geständnis zu entlocken, er sei ein Agent. Zweimal schon hatte ihm Glaushof mit dem sofortigen Tod gedroht, doch ohne greifbares Ergebnis. Wilt hatte um Bedenkzeit gebeten und ihm dann H-Bomben aufgetischt. »H-Bomben? Sie haben diesem Bastard Radek erzählt, daß wir hier H-Bomben stationiert haben?«
    »Ja«, sagte Wilt.
    »Das wissen die bereits.«
    »Genau das hat Radek auch gesagt. Er sagte, sie wollten schon ein bißchen mehr Material haben.«
    »Und was haben Sie ihm dann geliefert, die BBs?«
    »BBs?« sagte Wilt. »Meinen Sie Luftgewehre?«
    »Binärbomben.«
    »Nie davon gehört.«
    »Die sichersten Nervengasbomben auf der ganzen Welt«, sagte Glaushof stolz. »Mit BBs könnten wir zwischen Moskau und Peking alles, was kreucht und fleucht, umbringen, ohne daß es überhaupt jemand merken würde.«
    »Wirklich?« sagte Wilt. »Ich muß schon sagen, daß Sie eine recht seltsame Definition von sicher haben. Wenn diese Bomben sicher sind, was können denn dann die gefährlichen?«
    »Scheiße«, sagte Glaushof und wünschte sich irgendeine unterentwickelte Gegend wie El Salvador, wo er massivere Methoden hätte einsetzen können. »Wenn Sie jetzt nicht redenwerden Sie es noch bereuen, mich je kennengelernt zu haben.«
    Wilt betrachtete den Major kritisch. Mit jeder folgenlosen Drohung gewann er ein Stück Zuversicht, wenn es auch vorerst noch wenig ratsam schien, darauf hinzuweisen, daß er es längst bereut hatte, diesen verdammten Menschen kennengelernt zu haben. Am besten war es, Ruhe zu bewahren. »Ich sage Ihnen nur, was Sie wissen wollen«, sagte er.
    »Und Sie haben ihnen keinerlei weitere Informationen gegeben?«
    »Ich habe keine. Fragen Sie die Leute von meinem Kursus. Die werden ihnen bestätigen, daß ich eine Bombe nicht von einer Banane unterscheiden könnte.«
    »Das sagen Sie«, murmelte Glaushof. Er hatte die Teilnehmer bereits befragt und im Fall von Mrs. Ofrey mehr von ihrer Meinung über sich selbst als über Wilt zu hören bekommen. Und Captain Clodiak hatte ihm auch nicht weitergeholfen. Den einzigen Hinweis auf Wilts kommunistische Überzeugung, den sie ihm liefern konnte, war seine beharrlich geäußerte Ansicht, daß das staatliche Gesundheitssystem eine feine Sache sei. Und so waren sie über bedeutungslose Einzelheiten schließlich wieder am Ausgangspunkt und bei diesem KGB-Menschen Radek angelangt, den Wilt zunächst als seinen Kontaktmann ausgegeben hatte und von dem er jetzt behauptete, er sei ein tschechischer Schriftsteller und außerdem längst tot. Mit jeder Stunde, die verstrich, schwanden Glaushofs Chancen, seine Beförderung voranzutreiben. Es mußte doch einen Weg geben, an die Informationen heranzukommen, die er brauchte. Er überlegte gerade, ob es nicht irgendeine Wahrheitsdroge gab, die er hätte einsetzen können, als sein Blick auf das unorthodoxe Bruchband auf seinem Schreibtisch fiel. »Wie kommt es, daß Sie dieses Ding da getragen haben?« fragte er. Wilt blickte erbittert auf die Kricketballschachtel. Die Ereignisse des vergangenen Abends erschienen ihm unter diesen neuen und weitaus bedrohlicheren Umständen sonderbar weit weg, doch hatte es einen Augenblick gegeben, in dem er der Schachtel in gewisser Weise die Schuld an seiner mißlichen Lage gegeben hatte. Hätte sie sich nicht gelockert, wäre er nicht in der Toilette gewesen und ...
    »Ich habe Schwierigkeiten wegen eines Bruchs«, sagte er. Das schien ihm eine unverfängliche Erklärung. War es aber nicht. Glaushofs Vermutungen liefen stur in Richtung Sex.
    Evas Gedanken wanderten seit geraumer Zeit in dieselbe Richtung, Seitdem sie sich von Flint verabschiedet hatte, konnte sie an nichts anderes mehr denken. Henry, ihr Henry, hatte sie wegen einer anderen Frau verlassen, noch dazu wegen eines amerikanischen Soldatenflittchens. Jeder Zweifel war ausgeschlossen. Inspektor Flint hatte es ihr nicht auf die häßliche

Weitere Kostenlose Bücher