Henry dreht Auf
schnellsten Weg hinter Schloß und Riegel kommt, würde ich es tun, aber so läuft das eben nicht. Sie würden von der Gerichtsverhandlung zurückkommen und ... Es lohnt sich gar nicht, darüber nachzudenken. Nehmen Sie nur diesen armen Kerl ein paar Häuser weiter, den Stadtrat Birkenshaw. Mußte zusehen, wie sein Name auf einem Präservativ mit einer Riesenvorhaut dran prangte. Schwebte bis runter ans Ende der Straße, und dann sind sie auch noch hingegangen und haben ihm vorgeworfen, er hätte ihnen sein Geschlechtsteil gezeigt. Er hatte scheußliche Mühe nachzuweisen, daß das nicht stimmte. Und schauen Sie bloß, wo er jetzt ist – im Krankenhaus. Nein, das ist mir zu riskant.«
»Ich kann gut verstehen, was Sie meinen«, sagte Hodge. »Aber kein Mensch würde je davon erfahren. Alles, was wir brauchen, ist Ihre Einwilligung ...«
»Ich gebe die Schuld ja der verdammten Mutter«, fuhr Mr. Gamer, ermutigt durch den Wein und die unverhohlene Sympathie des Inspektors, fort. »Wenn sie diese kleinen Satansbraten nicht auch noch dazu ermutigen würde, wie Jungen zu sein und sich für technischen Kram zu interessieren, wäre schon eine Menge gewonnen. Aber nein, sie müssen unbedingt Erfinder und Genies werden. Und es erforderte ja auch wirklich eine gewisse Genialität, was sie mit Dickens’ Rasenmäher angestellt haben. Brandneu war das Ding, und nur der Himmel weiß, was sie damit gemacht haben. Haben ihn mit einer Campingflasche überverdichtet und außerdem was an der Schaltung geändert, so daß das Ding wie die Feuerwehr abging. Und es ist ja nicht so, daß Dickens ein gesunder Mann wäre. Jedenfalls hat er das verdammte Ding angeworfen, und bevor er es stoppen konnte, schoß es mit ungefähr achtzig Sachen über den Rasen davon und mähte den neuen Teppich in der Diele. Hat auch das Klavier zerdeppert, wenn ich es mir recht überlege. Sie mußten die Feuerwehr rufen, um das Ding abzustellen.«
»Und warum hat er die Eltern nicht verklagt?« fragte Hodgeden die Geschichte unweigerlich faszinierte.
Mr. Gamer seufzte. »Das verstehen Sie nicht«, sagte er. »So was muß man selbst durchmachen, um es zu verstehen. Glauben Sie vielleicht, die geben zu, was sie angestellt haben? Natürlich nicht. Und wer soll schon dem alten Dickens glauben, wenn er behauptet, vier verdammte Gören dieses Alters hätten das Zahnrad an der Antriebswelle ausgewechselt und die Kupplung blockiert. Niemand. Was dagegen, wenn ich mir selbst nachschenke?«
Hodge goß sich auch ein weiteres Glas ein. Mr. Gamer war ein gebrochener Mann. »Also gut«, sagte Hodge. »Jetzt nehmen wir mal an, Sie wissen von nichts. Angenommen, ein Mann vom Gaswerk kommt, um den Zähler abzulesen ...«
»Das ist noch so eine Sache«, unterbrach ihn Mr. Gamer aufgeregt. »Die Gasrechnung! Verfluchte vierhundertfünfzig Pfund für das Sommerquartal! Sie glauben mir nicht, oder? Ich habe es auch nicht geglaubt. Hab’ den Zähler auswechseln und alles überprüfen lassen, aber es blieb dabei. Ich weiß bis heute nicht, wie sie das gemacht haben. Muß gewesen sein, während wir im Urlaub waren. Wenn ich das nur herausfinden könnte!«
»Hören Sie zu«, sagte Hodge, »Sie lassen meine Leute ihre Geräte installieren und haben damit die beste Chance, die Wilts endgültig loszuwerden. Und das meine ich ernst. Endgültig.« Mr. Gamer stierte in sein Glas und überdachte diese herrliche Aussicht. »Endgültig?«
»Endgültig.«
»Einverstanden. «
Im späteren Verlauf des Nachmittags rumorte Sergeant Runk, der sich in seiner Gasmannuniform denkbar unwohl fühlte, auf dem Dachboden herum, während Mrs. Gamer mitleiderregend fragte, was denn bloß am Kamin nicht in Ordnung sein könnte, nachdem sie ihn doch beim Einbau der Zentralheizung hatten richten lassen. Und Runk verließ das Haus erst, nachdem es ihm mit viel Geduld geglückt war, mehrere hochempfindliche Mikrophone so durch einen Spalt in der Ziegelmauer zu schieben, daß sie sich direkt über Wilts Schlafzimmer befanden. Damit hatten die Wanzen Einzug in die Oakhurst Avenue 45 gehalten.
Kapitel 19
»Ich glaube, wir haben da ein höllisches Problem, Sir«, sagte der Corporal. »Major Glaushof hat mir befohlen, den Wagen dieses Wilt vor seinem Haus abzuliefern, was ich auch getan habe. Ich kann nur sagen, daß diese Sender keine zivilen Geräte waren. Ich habe sie mir gut angesehen: hochkarätige britische Technologie.«
Colonel Urwin, Erster Abwehroffizier des US– Luftwaffenstützpunkts
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