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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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trifft er sich mit Freund Radek? Jeden Mittwochnachmittag an der Bowling-Bahn im Midway Park. Jeden Mittwoch zur selben Zeit am selben Ort? Unmöglich. Unsere Freunde vom KGB mögen sich gelegentlich dumm stellen, aber nicht so dumm. Glaushof hat gekriegt, was er verdient, und so was passiert nicht durch Zufall.«
    »Dann ist Glaushof also total auf dem Holzweg«, sagte Fortune.
    Aber Colonel Urwin gab sich damit nicht zufrieden. »Uns wird es auch nicht besser ergehen, wenn wir nicht aufpassen«, sagte er.
    »Lassen Sie uns die Möglichkeiten noch einmal durchgehen. Wilt ist ein echter russischer Versuchsballon? Aus den bekannten Gründen ausgeschlossen. Jemand, der unsere Sicherheitsmaßnahmen überprüft? Möglich, daß sich das irgendein Schwachkopf in Washington hat einfallen lassen. Die denken doch bloß noch an schiitische Selbstmordkommandos. Warum nehmen sie einen Engländer? Und sagen ihm nicht, daß sein Wagen präpariert ist? Um ein unverfälschtes Ergebnis zu erhalten. Wenn das stimmt, warum gerät er dann während des Kurses in Panik? Auf diesen Punkt kommen wir immer wieder zurück. Sein Verhalten im Hörsaal. Und genau da wittere ich allmählich eine Spur. Geht man von da aus weiter zu diesem
    ›Geständnis‹, dem nur ein Analphabet wie Glaushof Glauben schenken kann, dann ist im Staate Dänemark langsam etwas oberfaul. Und Glaushof hat die Sache in der Hand? Jetzt nicht mehr. Ich werde ihm einen Strich durch die Rechnung machen.«
    »Wie denn? Er hat Handlungsvollmacht vom General.«
    »Und genau da werde ich den Hebel ansetzen«, sagte der Colonel. »Der alte B52 mag sich zwar einbilden, daß er diesen Stützpunkt kommandiert, aber ich fürchte, ich muß dem alten Krieger seine Illusionen rauben. In vieler Hinsicht.« Er drückte einen Knopf auf seinem Telefon. »Verbinden Sie mich mit der Spionageabwehr«, sagte er.

Kapitel 20
    »Keiner kommt rein. Befehl von oben«, sagte der Wachhabende am Tor. »Tut mir leid, aber so ist es eben.«
    »Hören Sie«, sagte Mavis, »wir sind lediglich gekommen, um mit dem für Bildungsfragen zuständigen Offizier zu reden. Sein Name ist Blue John und ...«
    »Ändert nichts an der Tatsache, daß niemand rein darf.« Mavis holte tief Luft und gab sich Mühe, ruhig zu bleiben. »Wenn das so ist, würde ich ihn gern hier sprechen«, sagte sie. »Wenn wir nicht hineindürfen, ist er ja vielleicht so freundlich, herauszukommen.«
    »Ich werde mal nachfragen«, sagte der Wachhabende und ging in seine Stube.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte Eva und betrachtete entmutigt den Schlagbaum und den hohen Zaun mit dem dichten Drahtverhau. Hinter dem Schlagbaum standen in einer doppelten Zickzacklinie mehrere mit Beton gefüllte Fässer, zwischen denen hindurch sich Fahrzeuge ihren Weg nur langsam bahnen konnten. »Sie werden uns überhaupt nichts sagen.«
    »Dann will ich wenigstens wissen, warum«, sagte Mavis. »Vielleicht würde es helfen, wenn du nicht diesen ›Mütter gegen die Bombe‹–Button tragen würdest«, meinte Eva. Widerwillig nahm Mavis ihn ab. »Es ist wirklich abscheulich«, sagte sie. »Angeblich leben wir in einem freien Land und ...«
    Sie wurde durch das Auftauchen eines Lieutenants unterbrochen. Er stand in der Tür des Wachgebäudes und betrachtete sie eine Weile, bevor er zu ihnen hinüberging. »Tut mir leid, meine Damen«, sagte er, »aber wir führen gerade eine Sicherheitsübung durch. Wenn Sie so freundlich sein würdenmorgen wiederzukommen, dann ...«
    »Morgen nützt uns gar nichts«, sagte Mavis. »Wir wollen Mr. Blue John heute sprechen. Und wenn Sie jetzt bitte so freundlich sein würden, ihn anzuklingeln oder ihm etwas auszurichten, dann wären wir Ihnen sehr verbunden.«
    »Sicher, das kann ich natürlich«, sagte der Lieutenant. »Was soll ich ihm denn ausrichten?«
    »Nur, daß Mrs. Wilt hier ist und gerne ein paar Nachforschungen wegen ihres Mannes, Mr. Henry Wilt, anstellen würde. Er hat hier einen Kursus über Britische Kultur abgehalten.«
    »Ach der Mr. Wilt. Captain Clodiak hat mir von ihm erzählt«, meinte der Lieutenant mitteilsam. »Sie hat seine Veranstaltung besucht und sagt, er sei wirklich gut. Kein Problem, ich werde mich beim Bildungsoffizier erkundigen.«
    »Na, was hab ich dir gesagt?« trumpfte Mavis auf, während er in die Wachstube zurückging. »Sie sagt, er sei wirklich gut. Ich möchte nur wissen, worin dein Henry in diesem Augenblick so gut ist.«
    Eva hörte kaum hin. Jetzt blieb nicht mehr der geringste

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