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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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wie die Betablocker wirkten. Er behauptete einfach, daß sie wirkten und daß Flint sie bis an sein Lebensende schlucken müßte.
    Einen Monat später war es der Inspektor, der dem Arzt erklären konnte, wie die Pillen wirkten. »Ich kann nicht einmal mehr auf der Schreibmaschine tippen«, sagte er und hielt ihm seine weißen Finger unter die Nase. »Schauen Sie sich das an. Die sehen aus wie blanchierter Stangensellerie.«
    »Nebenwirkungen tauchen fast immer auf. Aber ich gebe Ihnen was, um diese Symptome zu beseitigen.«
    »Ich will diese Pißpillen nicht mehr«, sagte Flint. »Dieses Teufelszeug trocknet mich noch völlig aus. Ich bin den ganzen Tag am Rennen und habe offenbar so wenig Blut im Körper, daß es nicht einmal mehr für die Finger reicht. Und das ist noch nicht alles. Versuchen Sie mal, einen Gangster in die Mangel zu nehmen, wenn es Sie genau in dem Augenblick erwischt, wo er dabei ist, mit einem Geständnis überzukommen. Das beeinträchtigt meine Arbeit ganz gewaltig, kann ich Ihnen sagen.«
    Der Arzt betrachtete ihn mißtrauisch und dachte sehnsüchtig an die Zeit zurück, da Patienten noch nicht widersprachen und Polizeibeamte aus einem anderen Holz geschnitzt waren als Flint. Außerdem befremdete ihn der Ausdruck »in die Mangel nehmen«.
    »Dann müssen wir eben ein anderes Medikament bei Ihnen ausprobieren«, sagte er. Die Reaktion des Inspektors war verblüffend.
    »Ein anderes Medikament bei mir ausprobieren?« wiederholte der streitsüchtig. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Glauben Sie vielleicht, ich habe Lust, Experimente mit mir anstellen zu lassen? Ich bin doch kein verdammtes Kaninchen.«
    »Wohl kaum«, entgegnete der Arzt und verdoppelte des Inspektors Dosis an Betablockern, freilich unter anderem Präparatnamen, verschrieb ihm zusätzlich Pillen zum Abbau der Symptome in den Fingern und ein neues Diuretikum mit anderer Bezeichnung. Als Flint von der Apotheke ins Büro zurückging, kam er sich vor wie ein wandelndes Medizinschränkchen. Eine Woche später war es ihm nahezu unmöglich, zu beschreiben, wie er sich fühlte. »Ich kann nur sagen, hundeübel«, antwortete er Sergeant Yates, der so unklug gewesen war, danach zu fragen. »Ich muß in den letzten sechs Wochen mehr Wasser gelassen haben als der Assuan-Damm. Und eines habe ich dabei festgestellt, nämlich, daß es in diesem beschissenen Kaff nicht genug öffentliche Toiletten gibt.«
    »Ich hätte gedacht, sie müßten eigentlich ausreichen, um den Bedarf zu decken«, sagte Sergeant Yates, der vor einigen Jahren eine äußerst unerquickliche Begegnung mit einem uniformierten Polizisten gehabt hatte, der ihn verhaftete, als er in Zivil in der öffentlichen Bedürfnisanstalt vor dem Kino herumlungerte, um einen echten Klappenbummler dingfest zu machen. »Dann denken Sie lieber noch mal nach«, herrschte Flint ihn an. »Mich hat es gestern in der Canton Street erwischt, und glauben Sie, ich hätte eine gefunden? Nicht ums Verrecken. Mußte mich in einen Durchgang zwischen zwei Häuser quetschen und wäre um ein Haar von einer Frau erwischt worden, die gerade Wäsche aus dem Fenster hängte. Eines Tages werden sie mich noch wegen Exhibitionismus einsacken.«
    »Apropos, unser exhibitionistischer Freund scheint sein Revier runter zum Fluß verlagert zu haben. Diesmal hat er sein Glück bei einer Frau um die fünfzig versucht.«
    »Wenigstens mal was anderes als diese Wilt-Brut und Stadtrat Birkenshaw. Kann sie das Stinktier denn wenigstens beschreiben?«
    »Sie hat gesagt, sie konnte es nicht genau sehen, weil er am anderen Ufer stand, aber sie hatte den Eindruck, besonders groß sei es nicht gewesen.«
    »Es? Wieso es?« plärrte Flint. »Es interessiert mich nicht. Ich rede von seiner Visage. Wie zum Teufel sollen wir diesen Verrückten Ihrer Ansicht nach denn sonst identifizieren? Sollen wir vielleicht eine Pimmelparade abhalten und die Opfer bitten, sich die Dinger genau anzusehen? Demnächst werden Sie noch eine Liste mit Identifikationsmerkmalen für Penisse einführen.«
    »Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, weil er zu Boden sah.«
    »Und pißte, wage ich zu behaupten. Wahrscheinlich schluckte er dieselben Scheißtabletten wie ich. Jedenfalls würde ich der Aussage eines mittelalterlichen Weibsstücks nicht unbedingt glauben. In dem Alter sind die alle ganz verrückt nach Sex. Ich weiß, wovon ich rede, das können Sie mir glauben. Meine Alte ist völlig versessen darauf, und dabei sag ich ihr schon die ganze

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