Henry dreht Auf
Zeit, daß dieser verfluchte Quacksalber meinen Blutdruck so runtergedrückt hat, daß ich das verdammte Ding nicht mal hochkriegen könnte, wenn ich wollte. Und wissen Sie, was sie gesagt hat?«
»Nein«, sagte Sergeant Yates, der das Thema ziemlich abstoßend fand. Außerdem war offensichtlich, daß er nicht wußte, was Mrs. Flint gesagt hatte, und es auch gar nicht hören wollte. Überhaupt überstieg die Vorstellung, daß irgend jemand den Inspektor begehrte, sein Fassungsvermögen. »Sie hatte doch tatsächlich die Unverschämtheit zu sagen, dann solle ich es eben andersrum machen.«
»Andersrum?« entfuhr es Yates unwillkürlich. »Die neunundsechziger Nummer. Ekelhaft. Und wahrscheinlich gesetzwidrig. Und wenn einer glaubt, daß ich in meinem Alter da hinunterrutsche, noch dazu bei meiner Ollen, dann hat er nicht mehr alle verdammten Stacheln am Kaktus.«
»Das möchte ich meinen«, entgegnete der Sergeant mitleidig. Eigentlich hatte er den alten Flint immer ganz gern gemocht, aber es gab einfach Grenzen. In dem verzweifelten Bemühen, das Gespräch auf einen etwas dezenteren Gegenstand zu lenken, warf er den Namen des Leiters des Drogendezernats in die Debatte. Das war buchstäblich Rettung in letzter Minute, denn der Inspektor hatte soeben mit einer drastischen Schilderung von Mrs. Flints Stimulierungsversuchen begonnen. »Hodge? Was will denn dieser verdammte Schleimscheißer jetzt schon wieder?« knurrte Flint, der die beiden Themen spielend miteinander verbinden konnte.
»Eine Abhöranlage installieren«, sagte Yates. »Glaubt, er ist einem Heroinsyndikat auf der Spur. Ziemlich dicker Fisch.«
»Wo?«
»Sagt er nicht, jedenfalls mir nicht.«
»Und dazu will er meine Genehmigung? Da muß er schon den Polizeichef persönlich fragen, ich habe damit nichts zu tun. Oder doch?« Plötzlich dämmerte es Flint, daß das möglicherweise ein subtiler Seitenhieb wegen seines Sohnes war. »Wenn dieser Bastard glaubt, daß er mir das Wasser abgraben kann ...«, murmelte er und stockte.
»Das wird ihm wohl kaum gelingen«, meinte Yates nicht ohne Schadenfreude, »solange Sie diese Tabletten schlucken.« Aber Flint hatte gar nicht zugehört. Seine Gedanken waren in eine Richtung abgeschweift, die mehr, als ihm bewußt war, von Betablockern, Vasodilatatoren und all dem anderen Zeug, mit dem er sich vollpumpte, diktiert wurde. Dazu kamen sein kreatürlicher Haß auf Hodge und die angestauten Sorgen um Job und Familie – eine Kombination, die ihn zu einem ausgesprochen unangenehmen Menschen werden ließ. Falls der Leiter des Drogendezernats glaubte, ihm eins auswischen zu können, dann war er auf dem Holzweg. »Es gibt mehr Möglichkeiten, einer Katze das Maul zu stopfen, als sie mit Sahne zu füttern«, sagte er und grinste grimmig. Sergeant Yates sah ihn zweifelnd an. »Muß es nicht andersrum heißen?« fragte er und bereute noch im selben Atemzug jegliche Anspielung auf andersrum. Er hatte die Nase voll von Mrs. Flints verquerem Sexualleben. »Ganz recht«, sagte der Inspektor. »Wir werden dieses Stopfei bis zum Kragen mit Sahne füllen. Irgendeine Ahnung, wen er anzapfen will?«
»So was würde er mir nie sagen. Er steht auf dem Standpunkt, daß man Uniformierten nicht über den Weg trauen kann, und natürlich darf da nichts durchsickern.« Dieses Wort gab Inspektor Flint den Rest. Er schoß von seinem Stuhl hoch und fand Sekunden später wenigstens vorübergehend Erleichterung auf der Toilette.
Als er in sein Büro zurückkehrte, war seine Verstimmung einer fast schwachsinnigen Fröhlichkeit gewichen. »Sagen Sie Hodge, daß wir zu jeglicher Kooperation bereit sind«, wies er den Sergeant an. »Wir helfen ihm nur zu gern.«
»Sind Sie da sicher?«
»Natürlich bin ich sicher. Er braucht nur zu mir kommen. Sagen Sie ihm das.«
»Wenn Sie meinen«, sagte Yates und verließ verwirrt das Zimmer. Flint saß in einem durch die Medikamente verursachten Zustand der Betäubung da. An seinem begrenzten Horizont leuchtete ein einziger heller Fleck: Wenn dieser Mistkerl Hodge sich die Kariere versauen wollte, indem er ohne Genehmigung mit Wanzen operierte, würde Flint alles tun, um ihn dabei zu unterstützen. Gestärkt durch diese plötzliche Woge von Optimismus, schob er sich gedankenverloren einen weiteren Betablocker in den Mund.
Kapitel 3
Mittlerweile entwickelten sich die Dinge bereits in eine Richtung, die dem Inspektor noch mehr Anlaß zu Optimismus gegeben hätten. Wilt war mit seinem Auftritt in der
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