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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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und Verbindung war genau das richtige Wort – von Wilts Dingsda und der Tortenspritze und dem Töpfchen Feuchtigkeitscreme auf dem Küchenboden etwas Verwirrendes an sich. Eva setzte sich auf einen Hocker. »Und zu deiner weiteren Information«, fuhr Wilt fort, doch Eva schnitt ihm das Wort ab.
    »Ich will nichts mehr hören«, sagte sie. Wilt blickte sie fuchsteufelswild an. »Und ich will nichts mehr spüren«, fauchte er. »Wenn du glaubst, ich finde irgendeine Befriedigung darin, mir um drei Uhr früh dieses Zeug, das du dir ins Gesicht schmierst, mein Dingsbums hinaufzujagen, dann kann ich dir versichern, daß du im Irrtum bist.«
    »Dann begreife ich nicht, warum du es tust«, sagte Eva, die allmählich selbst ein scheußliches Gefühl beschlich. »Weil ich, wenn ich es nicht besser wüßte, annehmen würde, daß mir irgendein verdammter Sadist Pfeffer in meine Wasserleitung gestreut hat, darum.«
    »Pfeffer?«
    »Oder zerstoßenes Glas oder Currypulver«, sagte Wilt. »Tu noch eine Prise scharfen Senf dazu, dann kannst du dir ungefähr vorstellen, wie es insgesamt aussieht. Vielmehr sich anfühlt. Auf alle Fälle abscheulich. Und wenn du jetzt nichts dagegen hättest, dann ...«
    Aber bevor er sich wieder an der Tortenspritze zu schaffen machen konnte, stoppte ihn Eva. »Da muß es doch ein Gegenmittel geben«, sagte sie. »Ich rufe Dr. Kores an.«
    Henry fielen schier die Augen aus dem Kopf. »Was willst du tun?« fragte er.
    »Ich sagte, ich werde ...«
    »Ich hab dich schon verstanden«, schrie Wilt. »Du hast gesagt, du würdest diese verfluchte Kräuterhexe Dr. Kores anrufen, und ich will wissen, warum.«
    Evas Blick irrte verzweifelt in der Küche umher, fand aber weder Trost bei ihrem Mixer noch bei den über dem Herd hängenden Pfannen und schon gar nicht beim Kräuterkalender an der Wand. Dieses verdammte Weib hatte Henry vergiftet, und es war alles ihre Schuld, weil sie auf Mavis gehört hatte. Henry starrte sie so unheilverkündend an, daß sie auf der Stelle handeln mußte. »Ich finde, du solltest einen Arzt aufsuchen«, sagte sie. »Es könnte ja was Ernstes sein.«
    »Könnte?« schrie Wilt, der allmählich in Panik geriet. »Es  ist  verdammt ernst! Und du hast mir noch immer nicht gesagt ...«
    »Also, wenn du es unbedingt wissen willst«, unterbrach ihn Eva und holte zum Gegenschlag aus, »du hättest nicht soviel Bier trinken sollen.«
    »Bier? Mein Gott, du Miststück! Ich wußte doch, daß mit dem Dreckszeug was nicht stimmt«, schrie Wilt und stürzte quer durch die Küche auf sie zu.
    »Ich meinte ja nur ...«, begann Eva und verschanzte sich dann hinter dem Holztisch, um der Spritze zu entgehen. Die Vierlinge waren ihre Rettung.
    »Was macht denn Daddy mit der ganzen Creme auf seinen Genitalien?« fragte Emmeline. Wilt blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf die vier Gesichter im Türrahmen. Wie üblich wendeten die Vierlinge eine Taktik an, die ihn jedesmal in die Klemme brachte. Die Kombination des niedlichen Wortes »Daddy« – zumal in der Betonung, die Emmeline ihm gab – mit dem anatomischen Fachausdruck zielte darauf ab, ihn aus der Fassung zu bringen. Und dann noch die objektive Frage anstelle einer direkten Anrede. Einen Moment lang zögerte er, und Eva nutzte die Gelegenheit.
    »Das geht euch nichts an«, sagte sie und versperrte ihnen die Sicht. »Es ist nur so, daß es eurem Vater im Augenblick nicht ganz gut geht und ...«
    »So ist es recht«, schrie Wilt, der sich vorstellen konnte, was jetzt kam, »schieb nur mir alle Schuld in die Schuhe!«
    »Das tue ich doch gar nicht«, sagte Eva über die Schultern hinweg. »Es ist ...«
    »... nur so, daß du mir irgendwelches Teufelszeug ins Bier mogelst, mich damit um ein Haar vergiftest und dann auch noch die Unverschämtheit besitzt, denen zu sagen, es ginge mir nicht besonders gut. Das kann man wahrhaftig behaupten. Ich bin ...« Ein lautes Klopfen von nebenan brachte ihn aus dem Konzept. Als Wilt die Spritze auf das Bild des »Lachenden Kavaliers« schleuderte, das seine Schwiegermutter ihnen geschenkt hatte, als sie ihr Haus verkaufte, und das seine Frau, wie sie stets behauptete, an ihre glückliche Kindheit erinnerte, scheuchte Eva die Vierlinge nach oben. Als sie wieder herunterkam, hatte Wilt Zuflucht zu Eiswürfeln genommen.
    »Ich finde wirklich, du solltest einen Arzt aufsuchen«, sagte sie.
    »Das hätte ich tun sollen, bevor ich dich geheiratet habe«, sagte Wilt. »Ich nehme an, dir ist klar, daß ich

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