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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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...«
    »Holen Sie sie«, befahl Flint. Mrs. Jardin verließ das Zimmer, während Flint sich die Bücher in den Regalen besah. Die Titel sagten ihm ziemlich wenig; jedenfalls las oder kaufte sich zumindest Mrs. Jardin eine Unmenge Bücher über Soziologie, Wirtschaft, die Dritte Welt und Strafvollzugsreform. Doch das beeindruckte Flint wenig. Hätte die Frau wirklich etwas für die Verbesserung der Gefangenensituation tun wollen, hätte sie sich einen Job als Wärterin besorgt und von deren bescheidenem Lohn gelebt, anstatt nutzlose Gefängnisbesuche zu machen und sich über das klägliche Niveau des Gefängnispersonals aufzuhalten, das die Drecksarbeit für die Gesellschaft erledigen mußte. Würde man ihr hingegen mehr Steuern abknöpfen, um bessere Gefängnisse zu bauen, finge sie bald an zu zetern. Wenn das keine Scheinheiligkeit war.
    Mrs. Jardin kam zurück. »Das ist die Nummer«, sagte sie und reichte ihm einen Zettel. Flint warf einen Blick darauf. Es war die Nummer einer Londoner Telefonzelle. »Und wann sollten Sie dort anrufen?«
    »Am Abend, bevor ich das Päckchen abzuholen hatte, zwischen 21.30 Uhr und 21.40 Uhr.«
    »Und wie oft haben Sie was abgeholt?«
    »Nur dreimal.«
    Er stand auf. Das Ganze war zwecklos. Die Leute würden wissen, daß Mac tot war, obwohl es nicht in der Zeitung gestanden hatte. Also gab es keinen Grund zu der Annahme, daß sie dort nochmals was deponierten; doch zumindest operierten sie außerhalb von London. Hodge war auf der falschen Fährte. Andererseits konnte man aber auch nicht behaupten, daß er sich auf der richtigen befand. Seine Spur endete bei Mrs. Jardin und einer öffentlichen Telefonzelle in London. Wäre McCullam noch am Leben ...«
    Flint verabschiedete sich und fuhr ins Gefängnis. »Ich würde gern einen Blick auf Macs Besucherliste werfen«, erklärte er Oberaufseher Blaggs und brachte dann eine halbe Stunde damit zu, sich Namen und Adressen zu notieren. »Einer von denen muß Botschaften überbracht haben«, überlegte er laut, als er fertig war. »Nicht, daß ich mir irgend etwas davon verspreche, aber einen Versuch ist es doch wert.« Auf der Polizeiwache überprüfte er dann die Namen mittels Zentralcomputer und suchte nach Querverweisen zur Drogenszene, aber das Verbindungsglied, auf das er hoffte – irgendein kleiner Krimineller aus Ipford oder Umgegend – fehlte. Sich London vorzunehmen, erschien ihm als Zeitverschwendung. Wenn er ehrlich war, mußte er zugeben, daß er seine Zeit auch in Ipford verschwendete, nur ... nur daß ihm sein Gefühl da heftig widersprach. Und das ließ ihm keine Ruhe. Er saß in seinem Büro und ließ sich von diesem Instinkt leiten. Das Mädchen war von ihrer Wohnungsgenossin drunten bei der Marina gesehen worden. Mehrere Male sogar. Aber die Marina war genauso ein beliebiger Ort wie die Telefonzelle an der London Road. Er brauchte etwas Konkreteres, etwas, das er nachprüfen konnte.
    Flint griff zum Telefon und wählte die Nummer der für Drogensucht zuständigen Abteilung des Ipforder Krankenhauses.
    Als es Mittag wurde, stand Wilt auf und ging herum. Um genau zu sein, war er schon vorher ein paarmal aufgestanden und herumgegangen, einige Male, um sich eine frische Wärmflasche aus dem Kühlfach zu holen, meist allerdings voll grimmiger Entschlossenheit, sich nicht zu Tode zu masturbieren. Es war ja schön und gut, wenn Eva annahm, sie würde von der Wirkung dieses diabolischen Säftchens, das sie ihm ins Bier gemischt hatte, profitieren, aber so, wie Wilt die Dinge sah, verdiente eine Frau, die ihren Mann um ein Haar vergiftet hätte, auch die bescheidenen sexuellen Wohltaten nicht, zu denen er imstande war. Ließ man sie auch nur einen Hauch von Befriedigung aus diesem Experiment ziehen, würde er das nächste mal mit inneren Blutungen und einer Dauererektion im Krankenhaus landen. Dabei hatte er es ohnehin schon schwer genug mit seinem Penis.
    Ich werde das verdammte Ding einfrieren, war Wilts erster Gedanke gewesen, und eine Zeitlang hatte das funktioniert, wenn auch schmerzvoll. Doch nach einiger Zeit war er eingeschlummert und eine Stunde später unter dem schauerlichen Eindruck aufgewacht, er habe sich auf eine Liebesaffäre mit einer frisch gefangenen Seezunge eingelassen. Wilt sprang von dem Ding herunter und brachte dann die Wärmflasche nach unten, um sie wieder ins Kühlfach zu legen, als ihm einfiel, daß das nicht sonderlich hygienisch war. Er war gerade dabei, sie abzuwaschen, als es an der Haustür

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