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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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klingelte. Wilt legte die Wärmflasche auf das Abtropfgestell, fischte sie, nachdem sie heruntergerutscht war, aus dem Spülbecken und versuchte schließlich, sie zwischen der umgedrehten Teekanne und einer Auflaufform festzuklemmen, bevor er an die Tür ging. Es war nicht, wie erwartet, der Postbote, sondern Mavis Mottram. »Was tust du denn zu Hause?« fragte sie. Wilt flüchtete hinter die Tür und zog seinen Morgenmantel fest zu. »Also, die Sache ist so ...«, begann er. Mavis schob sich an ihm vorbei und ging in die Küche. »Ich bin bloß rübergekommen, um nachzuschauen, ob Eva den Proviant für unser Unternehmen organisieren konnte.«
    »Welches Unternehmen?« fragte Wilt und betrachtete sie haßerfüllt. Dieser Frau war es zu verdanken, daß Eva Dr. Kores aufgesucht hatte. Mavis ignorierte diese Frage. In ihrer Doppelrolle als militante Feministin und Sekretärin der Bewegung ›Mütter gegen die Bombe‹ betrachtete sie Henry offenbar als Angehörigen der männlichen Unterspezies. »Kommt sie denn bald zurück?« fuhr sie unbeirrt fort.
    Henry lächelte gereizt und machte die Küchentür hinter sich zu. Falls Mavis Mottram die Absicht hatte, ihn wie einen Trottel zu behandeln, wollte er ihre diesbezüglichen Erwartungen nicht enttäuschen. »Woher willst du wissen, daß sie nicht da ist?« fragte er, während er mit dem Daumen die Klinge eines ziemlich stumpfen Brotmessers prüfte.
    »Der Wagen steht nicht draußen, und deshalb dachte ich ... du nimmst ihn doch sonst ...« Sie brach ab. Wilt hängte das Brotmesser neben die Gemüsemesserchen an den magnetischen Halter. Es wirkte fehl am Platz. »Phallisch«, konstatierte er. »Hochinteressant.«
    »Was ist?«
    »Ganz wie bei Lawrence«, sagte Wilt und angelte die Tortenspritze aus dem Plastikeimer, wo sie in Desinfektionsmittel einweichte. Eva hatte sich eingeredet, sie könnte das Ding danach wieder benutzen. »Wie bei Lawrence?« wiederholte Mavis sichtlich irritiert. Wilt legte die Spritze auf die Arbeitsplatte und wischte sich die Hände ab. Da fiel sein Blick auf Evas Gummihandschuhe. »Ganz recht«, sagte er und streifte sich die Handschuhe über. »Wovon zum Kuckuck redest du?« fragte Mavis, die plötzlich an die aufblasbare Puppe denken mußte. Sie schob sich um den Küchentisch herum in Richtung Tür, überlegte es sich aber dann anders. Im Morgenmantel, ohne Schlafanzughose und jetzt auch noch mit Gummihandschuhen und einer Tortenspritze in der Hand bot Henry einen höchst beunruhigenden Anblick. »Also, wenn du ihr sagst, sie solle mich anrufen, dann werde ich ihr das mit dem Proviant ...« Ihre Stimme versagte. Wilt lächelte wieder. Außerdem ließ er gelbliche Flüssigkeit aus der Spritze in die Luft schießen. In Mavis Mottrams Kopf tauchten Bilder von einem geisteskranken Arzt aus einem frühen Horrorfilm auf. »Du hast davon gesprochen, daß sie nicht hier ist«, sagte Wilt und machte ein paar Schritte rückwärts zur Tür.
    »Sprich weiter.«
    »Worüber denn?« sagte Mavis mit deutlichem Zittern in der Stimme.
    »Darüber, daß sie nicht hier ist. Ich finde dein Interesse äußerst seltsam, du nicht?«
    »Seltsam?« murmelte Mavis, die verzweifelt versuchte, in seinen wirren Bemerkungen einen roten Faden als Anhaltspunkt für seine geistige Gesundheit zu entdecken. »Was ist denn daran seltsam? Offensichtlich ist sie beim Einkaufen und ...«
    »Offensichtlich?« fragte Wilt und stierte mit leerem Blick an ihr vorbei aus dem Fenster. »Ich würde nicht sagen, daß irgend etwas offensichtlich ist.«
    Unversehens folgte Mavis seinem Blick in den Küchengarten, der ihr fast ebenso bedrohlich erschien wie Wilt mit seinen Gummihandschuhen und dieser verfluchten Spritze. Aber sie riß sich zusammen und zwang sich, ganz normal mit ihm zu sprechen. »Ich muß jetzt gehen«, sagte sie und bewegte sich auf die Tür zu.
    Wilts starres Lächeln zersprang. »Doch jetzt noch nicht«, sagte er. »Warum setzen wir nicht Wasser auf und trinken eine Tasse Kaffee? Wenn Eva hier wäre, würdet ihr das doch auch tun. Ihr würdet euch hinsetzen und ein kleines Schwätzchen halten. Du und Eva, ihr hattet ja soviel gemeinsam.«
    »Hattet?« sagte Mavis und wünschte im selben Augenblick sehnlichst, sie hätte den Mund gehalten. Wieder setzte Wilt sein schauriges Lächeln auf. »Also wenn du eine Tasse möchtest, ich hätte schon Zeit.« Sie nahm den elektrischen Wasserkessel und trug ihn hinüber zur Spüle. Im Spülbecken lag die Wärmflasche. Als Mavis sie

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