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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Ilse Koch an ihren schlechten Tagen.«
    »Wer ist denn Ilse Koch?« fragte Eva.
    »Lediglich eine KZ-Massenmörderin«, sagte Wilt, »und komm bloß nicht auf die Idee, daß ich auf einem reaktionären Trip nach dem Motto ›Peitsche sie aus und knüpft sie auf‹ bin, denn das stimmt nicht: Diese Idioten können ebenfalls nicht denken. Ich bin der berühmte einfache Mann der Mitte, der nicht weiß, auf welche Seite er sich schlagen soll. Aber bei Gott, ich denke nach! Oder versuche es wenigstens. Und jetzt laß mich endlich in Frieden und Unruhe und geh zu deiner Spießgesellin Mavis und sage ihr, wenn sie in Zukunft vermeiden möchte, eine unfreiwillige Erektion zu sehen, dann soll sie dir nicht den Rat geben, dich auch nur in die Nähe dieser Hexe Kores zu begeben.«
    Als Eva nach unten ging, fühlte sie sich seltsam belebt. Es war schon lange her, seit sie erlebt hatte, daß Henry seine Gefühle so deutlich zum Ausdruck brachte, und obwohl sie nicht alles verstand, was er meinte, und seine Bemerkung über die Vierlinge für ausgesprochen unfair hielt, war es doch irgendwie beruhigend, daß er seine Autorität als Familienoberhaupt geltend machte. Das erleichterte ihr schlechtes Gewissen wegen des Besuchs bei dieser abscheulichen Dr. Kores mit ihrem albernen Geschwätz über ... Was war das noch gewesen? ... »die sexuelle Überlegenheit des weiblichen Elements in der Welt der Säugetiere«. Eva wollte gar nicht in jeder Beziehung überlegen sein, und außerdem war sie nicht bloß ein Säugetier. Sie war ein menschliches Wesen. Und das war doch wohl was anderes.

Kapitel 12
    Was Inspektor Hodge am nächsten Abend war, ließ sich schwerlich sagen. Da Wilt das Haus nicht verlassen hatte, hatte der Inspektor zwei Tage größtenteils damit zugebracht, Eva und den mit Wanzen bestückten Escort in die Schule und zurück und auf ihren Wegen durch Ipford zu verfolgen. »Das ist eine gute Übung«, erklärte er Sergeant Runk in dem Lieferwagen, den Hodge zu einer Peilstation umfunktioniert hatte.
    »Wofür?« fragte der Sergeant und befestigte einen Markierungspunkt auf dem Stadtplan, um zu signalisieren, daß Eva jetzt hinter dem Kaufhaus Sainsbury’s parkte. Zuvor war sie bereits bei Tesco’s und Fine Fare gewesen. »Damit wir erfahren, wo man das billigste Waschpulver bekommt?«
    »Für den Fall, daß er loszieht.«
    »Falls überhaupt«, sagte Runk. »Bis jetzt hat er sich den ganzen Tag nicht aus dem Haus gerührt.«
    »Er hat sie losgeschickt, um sich zu vergewissern, daß sie nicht beschattet wird«, sagte Hodge. »In der Zwischenzeit verhält er sich ruhig.«
    »Dabei haben Sie gesagt, genau das täte er nicht«, sagte Runk. »Ich sagte, er würde, und Sie sagten ...«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber das war, als er wußte, daß er verfolgt wurde. Inzwischen hat sich die Situation geändert.«
    »Das kann man wohl behaupten«, sagte Runk. »Jetzt schickt uns der Mistbock auf eine Tour durch die Einkaufszentren, ohne daß wir einen Anhaltspunkt haben, was gespielt wird.« Den bekamen sie an diesem Abend. Runk, der darauf bestanden hatte, den Nachmittag für ein Schläfchen freizubekommen, wenn er nachts arbeiten mußte, holte das Tonband unter dem Autositz hervor und ersetzte es durch ein neues. Das war um ein Uhr morgens. Eine halbe Stunde später lauschte Hodge, der seine Kindheit in einem Elternhaus verbracht hatte, in dem nie über Sex gesprochen wurde, den Vierlingen, wie sie im Auto Wilts Zustand mit einer Unverblümtheit erörterten, die ihn entsetzte. Wenn noch etwas nötig gewesen wäre, um ihn davon zu überzeugen, daß es sich bei Mr. und Mrs. Wilt um mit allen Wassern gewaschene Kriminelle handelte, dann Emmelines wiederholte Forderung, zu erfahren, warum Daddy mitten in der Nacht aufgestanden war und Tortenguß auf seinen Pimmel gestrichen hatte. Evas Erklärung war alles andere als befriedigend. »Er fühlte sich nicht ganz wohl, mein Liebes. Er hatte zuviel Bier getrunken und konnte nicht schlafen, und so ging er in die Küche hinunter, um nachzusehen, ob er nicht einen Kuchen verzieren könnte und ...«
    »Mir würde die Sorte Kuchen, wie er sie verziert, nicht schmecken«, fuhr Samantha dazwischen. »Und außerdem benutzte er Gesichtscreme.«
    »Ich weiß, mein Liebes, aber er hat geübt und dabei ging ein bißchen was daneben.«
    »In seinen Schwanz?« wollte Penelope wissen, was Eva sofort zum Anlaß nahm, sie aufzufordern, dieses Wort nie wieder zu benutzen. »Das ist nicht nett«,

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