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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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»Du wolltest McCullams Stelle einnehmen, nicht wahr? Du warst neidisch auf ihn, habe ich recht? Bist gierig geworden. Hast dir gedacht, du kannst von hier drinnen ein hübsches kleines Unternehmen starten, und wenn du in acht Jahren rauskommst, hast du eine saftige Pension, die deine Witwe, vor jedem Zugriff sicher, auf die Seite geschafft hat.«
    »Witwe?« Das Gesicht des Bullen war jetzt aschfahl. »Was soll das denn heißen, Witwe?«
    Flint lächelte. »Wie ich schon sagte. Witwe. Denn nun wirst du überhaupt nicht mehr rauskommen. Aus den acht Jahren werden wieder zwölf, plus Lebenslänglich für den Mord an Mac, ergibt nach meiner Rechnung siebenundzwanzig, und diese ganzen siebenundzwanzig Jahre darfst du zu deiner eigenen Sicherheit in Einzelhaft verbringen. Was anderes kann ich mir nicht vorstellen, du vielleicht?« Der Bulle sah ihn mitleidheischend an. »Sie werden mir da raushelfen.«
    »Was du zu deiner Verteidigung vorzubringen hast, will ich gar nicht hören«, sagte Flint und stand auf. »Spar dir den Schmus für die Verhandlung auf. Vielleicht erwischst du ja einen netten Richter, der dir glaubt. Zumal bei deinen Vorstrafen. Tja, und dann würde ich mich an deiner Stelle nicht darauf verlassen, daß dein Weib dir beisteht. Die rennt nämlich seit sechs Monaten mit Joe Slavey herum, oder wußtest du das etwa nicht?«
    Er ging auf die Tür zu, während der Bulle völlig am Boden zerstört war. »Ich hab’s nicht getan, das schwöre ich bei Gott, ich war’s nicht, Mr. Flint. Mac war für mich so was wie ein Bruder. Nie und nimmer hätte ich ...«
    Flint ging in die nächste Runde. »Ich kann dir nur raten, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren«, sagte er. »In Broadmoor bist du allemal besser dran. Zumindestens ich möchte, verdammt noch mal, nicht für den Rest meines irdischen Lebens Brady oder den Ripper als Nachbarn haben.« Für einen Augenblick noch verharrte er an der Tür. »Geben Sie mir Bescheid, falls er eine Aussage machen möchte«, sagte Flint zum Oberaufseher. »Ich könnte mir vorstellen, daß er uns weiterhelfen könnte ...«
    In der Tour fortzufahren war überflüssig. Selbst der Bulle hatte begriffen. »Was wollen Sie denn wissen?« Flint überlegte einen Augenblick. Wenn er die Daumenschrauben zu schnell lockerte, würde er nur unbrauchbare Informationen erhalten. Andererseits mußte man das Eisen schmieden, solange es heiß war. »Alles«, sagte er. »Wie die Operationen ablaufen. Wer was tut. Wer die Verbindungsmänner sind. Alles, was du weißt. Jede verdammte Kleinigkeit!«
    Der Bulle schluckte. »Ich weiß nicht alles«, sagte er und sah den Oberaufseher unglücklich an.
    »Kümmern Sie sich nicht um mich«, sagte Blaggs. »Ich bin gar nicht hier. Ich gehöre gewissermaßen zum Mobiliar.«
    »Fang damit an, wie Mac sich das Zeug beschaffte«, sagte Flint. Mit etwas zu beginnen, das er bereits wußte, erschien ihm am klügsten. Der Bulle packte aus, und Flint schrieb sich mit wachsender Zufriedenheit alles auf. Daß der Gefängnisbeamte Lane gekauft war, hatte er beispielsweise noch nicht gewußt. »Sie schaffen’s noch, daß man mich massakriert«, zeterte der Bulle, nachdem er alles ausgepackt hatte, was er über Mrs. Jardin wußte.
    »Ich wüßte nicht, warum«, meinte Flint. »Mr. Blaggs hier wird nicht verraten, wer ihm was gesteckt hat, und bei deiner Verhandlung muß das auch nicht unbedingt zur Sprache kommen.«
    »Himmel«, sagte der Bulle. »Sie wollen doch nicht noch weitermachen, oder?«
    »Reden Sie«, sagte Flint unerbittlich. Als er drei Stunden später das Gefängnis verließ, war Inspektor Flint ein beinahe glücklicher Mensch. Klar, der Bulle hatte ihm zwar nicht alles erzählt, aber das hatte er auch gar nicht erwartet. Aller Wahrscheinlichkeit nach wußte der Hohlkopf auch nicht sehr viel mehr, aber er hatte Flint immerhin genug Namen genannt, die ihn weiterbrachten. Und das Beste war, daß er zuviel bereits ausgepackt hatte, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen, falls die Androhung einer Mordanklage ihre Wirkung verlor. Der Bulle würde sich tatsächlich einigen anderen Häftlingen ans Messer liefern, wenn das durchsickerte. Als nächsten wollte sich Flint den Bären vorknöpfen.
    Polizist zu sein ist manchmal schon ein schmutziges Geschäft, dachte er, als er auf die Polizeiwache zurückfuhr. Aber Drogen und Gewalt waren noch schmutziger. Flint ging in sein Büro und machte sich daran, ein paar Namen zu überprüfen. Der Name Ted Lingon kam

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