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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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ihm irgendwie bekannt vor – in doppelter Hinsicht, wie sich herausstellte, als er seine Listen verglich. Lingon betrieb eine Autowerkstatt. Sehr vielversprechend. Aber wer war Annie Mosgrave?

Kapitel 13
    »Wer?« fragte Major Glaushof.
    »Irgendein Kerl, der abends Englisch oder so etwas unterrichtet. Heißt Wilt«, erklärte der diensthabende Lieutenant. »Henry Wilt.«
    »Ich komm sofort rüber«, sagte Glaushof. Er legte den Hörer auf und ging ins Nebenzimmer zu seiner Frau. »Bleib nicht auf, bis ich zurückkomme, Liebling«, sagte er. »Ich habe da ein Problem.«
    »Ich auch«, entgegnete Mrs. Glaushof und lehnte sich in ihrem Sessel zurück, um sich Dallas anzuschauen. Es war irgendwie beruhigend zu wissen, daß es Texas noch gab und daß es da nicht so feucht und kalt war und die ganze Zeit regnete wie in diesem Baconheath, und daß die Menschen dort noch in ganz anderen Dimensionen dachten und handelten. Sie hätte eben doch keinen Sicherheitsoffizier eines Stützpunkts mit einer Vorliebe für deutsche Schäferhunde heiraten sollen. Wenn sie bloß daran dachte, für wie romantisch sie ihn gehalten hatte, als sie sich nach seiner Rückkehr aus dem Iran begegnet waren. Schöne Sicherheit dort. Hätte sie damals wissen müssen. Draußen kletterte Glaushof mit drei Hunden in seinen Jeep und fuhr zwischen den Häusern hindurch auf das Tor zu den Zivilunterkünften zu. In sicherer Entfernung von Wilts geparktem Escort standen mehrere Männer. Glaushof gab sich Mühe, den Jeep mit quietschenden Reifen zum Stehen zu bringen, und stieg aus.
    »Was ist los?« fragte er. »Eine Bombe?«
    »Himmel, ich weiß es auch nicht«, sagte der Lieutenant, der an einem Empfänger horchte. »Kann alles mögliche sein.«
    »Zum Beispiel, daß er seinen Autofunk angelassen hat«erklärte ein Corporal, »nur daß es zwei sind, und beide senden außerdem Signale aus.«
    »Kennen Sie vielleicht einen Tommy, der ständig zwei Funkgeräte gleichzeitig laufen hat?« fragte der Lieutenant. »Undenkbar, und außerdem stimmt die Frequenz nicht. Viel zu hoch.«
    »Also könnte es eine Bombe sein«, konstatierte Glaushof. »Warum, zum Teufel, haben Sie das Ding überhaupt reingelassen?«
    Angesichts der Dunkelheit und der Aussicht, jeden Augenblick von einer im Auto verborgenen Höllenmaschine in Stücke gerissen zu werden, wich Glaushof zurück. Die kleine Gruppe folgte ihm.
    »Der Kerl kommt jeden Freitag, hält seinen Kurs, trinkt einen Kaffee und geht wieder heim«, sagte der Lieutenant. »Dann lassen Sie ihn also mit eingeschalteten Sendern durchfahren, einfach so, ohne ihn aufzuhalten«, sagte Glaushof. »Der hätte uns eine Beirut-Bombe ins Nest legen können.«
    »Wir haben die Signale erst später aufgefangen.«
    »Zu spät«, sagte Glaushof. »Ich werde kein Risiko eingehen. Lassen Sie die Sandlaster anfahren, aber ein bißchen dalli. Wir werden diesen Wagen abschirmen. Los, Bewegung.«
    »Es ist keine Bombe«, sagte der Corporal, »nicht bei diesen Signalen. Bei einer Bombe würden die Signale reinkommen.«
    »Wie auch immer«, sagte Glaushof, »der Wagen gefährdet die Sicherheit und muß abgeschirmt werden.«
    »Ganz wie Sie wünschen, Major«, sagte der Corporal und ging über den Parkplatz davon. Einen Augenblick lang zögerte Glaushof und überlegte, was er sonst noch unternehmen sollte. Zumindest hatte er geistesgegenwärtig gehandelt, um den Stützpunkt und seine eigene Karriere nicht zu gefährden. Als Verantwortlicher für die Sicherheit des Stützpunktes war er schon immer gegen diese ausländischen Dozenten mit ihrem subversiven Gerede gewesen. Erst kürzlich hatte er einen Geographielehrer aufgespürt, der in seine Vorträge über die Veränderung der englischen Landschaft eine Menge Unsinn über die angeblichen Gefahren hatte einfließen lassen, die der Vogelwelt durch Fluglärmbelästigung und Kerosin drohten. Wenig später hatte Glaushof ihn als Mitglied von Greenpeace auffliegen lassen. Doch ein Wagen mit zwei Sendern, die ständig Signale gaben, deutete auf etwas weitaus Ernsteres hin, und etwas weitaus Ernsteres kam ihm gerade recht. In Gedanken ging Glaushof eine Liste mit den Feinden der Freien Welt durch: Terroristen, russische Agenten, subversive Elemente, für den Frieden engagierte Frauen ... und was sonst noch kommt. Es spielte keine Rolle. Der springende Punkt war der, daß die Abwehr des Stützpunkts Mist gebaut hatte und es jetzt seine Aufgabe war, sie mit der Nase hineinzustoßen. Diese Aussicht

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